Die Geschichte der Band Pink Floyd wird gern als Drama des begabten Kindes erzählt. Roger Barrett, der sich Syd nannte, um nicht zu heißen wie sein herrischer Kollege Roger Waters, gilt als eigentlicher Geist der Gruppe. Auf Barrett wird die irritierende Musik der späten Sechziger zurückgeführt – leider versank der Arme im Wahn.
Die Band beklagte den Verlust mit „The Dark Side Of The Moon“ und widmete ihm "Whish You Where Here" – aus Pink Floyd wurde ein Unterhaltungsunternehmen, das im Zank zerfiel. Barrett starb im Jahr 2006: ein dicker 60-jähriger Junge, der bei seiner Mutter lebte.
Aus diesem Stoff gewinnt der Italiener Michele Mari eine Art Roman. Nach Collagen über Marc Bloch und Walter Benjamin, wendet er sich einem der genialsten Dilettanten der Popfolkore zu. Er zwingt Barretts Weggefährten zu Geständnissen , als wär’s ein Schmöker von Grisham.
Die Veteranen von Pink Floyd treten als Ratte, Hund und Katze auf. „Es gibt Rock, es gibt Pop, und es gibt Pink Floyd“, sagt Roger Waters als Pferd. Figuren aus Barretts Liedern erscheinen, Aufsätze mit Quellenangaben werden vorgelegt, sogar ein neuropsychologischer Befund des abwesenden Helden: Ursachen der Störungen seien im „stark ausgeprägten Erfolgsstreben seitens seiner beruflichen Partner“ zu sehen, attestiert der Arzt. In einem Buch, so beunruhigt, nervt, verblüfft und amüsiert wie alle Stücke Syd Barretts.
Michele Mari: Mr. Pink Floyd. Aus dem Italienischen von Birte Völker. Bertelsmann, München. 304 S., 19,95 Euro.