Multikulti ist jetzt auch am feinen Kurfürstendamm in Berlin angelangt. Während im Wedding oder in Kreuzberg die Theater-Daily-Soap „Gutes Wedding, schlechtes Wedding“ oder das Ballhaus Naunynstraße die Zuschauer mit einem „Theater mit Migrationshintergrund“ begeistert, hat die Komödie am Kurfürstendamm das Thema jetzt auf den gediegenen Boulevard geholt.
Am Sonntag war dort die Uraufführung von Stefan Vögels Bühnenstück „Achtung Deutsch!“ über eine multikulturelle Studenten-Wohngemeinschaft, die wegen einer plötzlichen Wohnungskontrolle auf „echte deutsche Familie“ macht, um ihr Quartier behalten zu können.
Das wird hier schnell zur turbulenten Slapstick-Komödie mit einem Pointenfeuerwerk voller Klischees, die zwar absichtlich auch mit den Klischees über Deutsche und Ausländer spielen, streckenweise aber dann doch dick aufgetragen und eher platt wirken. Dem Premierenpublikum, darunter Filmproduzentenlegende Artur Brauner, Schauspieler Gunnar Möller und Bühnenautor Horst Pillau, gefiel es. Nach der zweistündigen Aufführung gab es starken Beifall, auch für den Regisseur und Hausherrn Martin Woelffer.
Der in den österreichischen Alpen aufgewachsene Vögel hat sich bereits einen Namen als Autor munterer Bühnenstücke gemacht. In seiner neuen Multikulti-WG gibt es auch einen trinkfesten Österreicher, der aber partout nicht den Deutschen spielen und daher lieber stumm bleiben will. Erst recht, wenn er sich Sprüche anhören muss wie „Ihr Österreicher seid doch immer dabei, wenn wir Deutsche rufen“, aber „Ich spiele Richard III oder Skippy das Känguruh, aber ich kann keinen Deutschen spielen!“.
Außerdem sind da: ein Syrer (gespielt von Karim Cherif), der mittelhochdeutsche Lyrik studiert, eine (natürlich) lebenslustige Französin (gespielt von der aus Polen stammenden Agnieszka Guzikowska) und ihr aktueller italienischer Lover (Alessandro Calabrese). Den bärbeißigen, ebenso spießigen wie lüsternen Nachbar als Oberaufseher gibt Helmut Krauss. Den (echt deutschen) “Wohnungsinsepktor„ spielt der “alte Theaterhase„ und Bühnenstar Helmut Baumann, der im In- und Ausland vor allem mit seinen Musicalinszenierungen Furore machte und damit auch am Berliner Therater des Westens lange Jahre glänzte.
Ansonsten hageln in dem dramaturgisch eher flachbrüstigen Stück die Klischees, von der Kuckucksuhr, über den röhrenden Hirsch an der Wand über die deutsche Hausordnung bis zu Stichworten wie Mekka, Hottentotten und Scharia oder Sprüche wie „Wenn irgendwo was schief läuft, dann ist immer ein Araber schuld“. Und überhaupt: „Wenn es nach unseren Eignungstestst zur Einbürgerung ginge, müsste man 90 Prozent aller Deutschen ins Ausland abschieben.“ Letztendlich stellt sich die kunterbunte Wohngemeinschaft als „stinknormale deutsche Patchworkfamilie mit etwas fremden Einflüssen“ dar.