Die Nachricht dieser Woche war eine Hiobsbotschaft – für die Berliner, für die Politiker: Die Sanierung der Staatsoper Unter den Linden wird noch einmal um 93 Millionen Euro teurer. Das bedeutet, die Gesamtkosten für den Umbau steigen damit von den geplanten rund 242 Millionen Euro auf 390 Millionen Euro. Mehr noch: Da die Bundesregierung ihren Anteil auf 200 Millionen Euro festgeschrieben hat, muss Berlin statt rund 40 Millionen nun mindestens 189 Millionen Euro übernehmen.
Konsequenzen aus dem Desaster? Offensichtlich keine. Die zuständige Senatsbaudirektorin Regula Lüscher bewegte sich jedenfalls am Mittwoch fast gut gelaunt über die Baustelle und sprach gegenüber Journalisten von „Meilensteinen“, die man erreicht habe. Und am Abend feierte sie im Spreespeicher an der Stralauer Allee fröhlich mit den anderen Senatsmitgliedern den Abschied der Chefin der Berliner Stadtreinigung, Vera Gäde-Butzlaff. Schlechtes Gewissen? Sorge um die Stadt? Es sah nicht danach aus.
Auch im Senat spricht keiner über Verantwortung. Man habe den Termin, diese schlechte Botschaft am Mittwoch mitzuteilen, absichtlich auf diesen Tag gelegt, hieß es in Regierungskreisen. Damit genügend zeitlicher Abstand zum Amtsantritt des neuen Regierenden Bürgermeisters Michael Müller (SPD) ist, der am kommenden Donnerstag gewählt werden will. Denn Müller ist jetzt ja noch Bausenator – also der direkte Dienstherr der Senatsbaudirektorin.
Mit dem Umbau begonnen, ohne den Baugrund zu kennen
Der künftige Bausenator Andreas Geisel (SPD) durfte dann am Donnerstag mitteilen, dass er etwas ändern will. Künftig sollen Bauarbeiten erst dann beginnen, wenn alle wichtigen Planungen abgeschlossen seien, sagte Geisel. Und führte aus, dass Fachleute heute sagen würden, sie hätten vorher gewusst, dass die Bausubstanz bei der Staatsoper schwierig sei. Was der neue Bausenator damit auch sagt: Bei der Staatsoper wurde mit dem Umbau begonnen, ohne die Bausubstanz und auch den Baugrund – dort wurden während der Arbeiten zur Überraschung von Frau Lüscher viele Holzpfähle, 17 Meter tief in den Boden geschlagen, entdeckt – gründlich zu untersuchen.
Es wäre Zeit, in Berlin Konsequenzen zu ziehen.