Berlin/Schönefeld. Der frühere Technik-Chef des BER, Jörg Marks, zeichnet ein erschreckendes Bild von den Zuständen auf der Flughafen-Baustelle.

Der frühere Technik-Chef des BER, Jörg Marks, hat vor dem Untersuchungsausschuss des Abgeordnetenhaus am Freitag ein erschreckendes Bild von den Zuständen auf der Flughafen-Baustelle gezeichnet.

„Der BER ist keine Baustelle, bei der es um Fertigstellung geht“, sagte Marks zur Erheiterung der Ausschussmitglieder. Man könne dieses Projekt nicht auf 100 Prozent bringen, sagte Marks. Gleichwohl ist er überzeugt, dass man den Flughafen eröffnen könne.

Jörg Marks (Archivbild).
Jörg Marks (Archivbild). © dpa

Marks war im August 2014 vom damaligen Flughafenchef Hartmut Mehdorn von Siemens geholt worden. Im Mai 2017 verließ er das Projekt nach Differenzen mit dem derzeitigen Geschäftsführer Engelbert Lütke Daldrup.

Zwischendurch hatte seine Person zum Sturz von Mehdorns Nachfolger Karsten Mühlenfeld beigetragen. Dieser hatte Marks beurlaubt, was der Aufsichtsrat unter Vorsitz des Regierenden Bürgermeisters Michael Müller (SPD) als Vertrauensbruch einschätzte und Marks zurückholte. Gleichwohl drängte der Müller-Vertraute Lütke Daldrup den Gebäudetechnik-Spezialisten wenig später aus dem BER-Projekt.

Für 600 Kilometer Kabel sind im Terminal kein Platz

Marks erklärte seine Einschätzung, der BER sei nie getreu nach jedem Buchstaben der Bauvorschriften fertigzustellen, am Beispiel der Kabel. Seit Jahren vermeldet jeder Flughafenchef immer wieder, man stehe bei der Sanierung der Kabeltrassen kurz vor dem Abschluss. Auch Lütke Daldrup sieht das Kabel-Gewerk als letztes großes Problem auf dem Weg zur Eröffnung im Herbst 2020. „Das ist eine neverending story“, so Marks.

Im Terminal seien 600 Kilometer Kabel verlegt, sagte der frühere Technikchef. Für all diese Leitungen sei im Gebäude aber eigentlich kein Platz. Zudem hätten sich die Normen für Kabeltrassen in den vergangenen Jahren stark verschärft. Um diesen zu genügen, hätte man allein 2016 insgesamt 40 Kilometer Kabel-Tragesysteme neu eingebaut. Das habe die Lage verschärft, denn von da an durften nur bestimmte, zu diesen Systemen passende Kabel verwendet werden.

Weil der BER lange nicht über eine gültige Baugenehmigung verfügte, habe man auch nicht nach den alten Normen weitermachen können. Gleichwohl machte Marks deutlich, dass er die Vorgaben für übertrieben hält. „Es gibt keine perfekt verlegten Kabeltrassen. Je tiefer man reinguckt, umso mehr wird man finden.“ Da müsse man bei der Abnahme „auch mal Fünfe gerade sein lassen“.

Die FDP erkennt in den Aussagen Marks weitere Hinweise auf Fehler des Ex-Aufsichtsratschefs Michael Müller. Der Regierende Bürgermeister soll nun am 7. Juni vor dem Ausschuss aussagen.

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