Anfang Juni 2012 sollten Flugzeuge, Mitarbeiter und Dienstleister von Tegel zum BER ziehen. Doch dann fiel der Umzug aus - bis heute.
Es wäre ein gigantischer Umzug geworden: Vom 2. auf den 3. Juni 2012 sollten Flugzeuge, Mitarbeiter und Dienstleister vom Flughafen Tegel auf Berlins neuen Großflughafen BER in Schönefeld umziehen. Nachts sollte dafür die Stadtautobahn gesperrt werden, die letzte Maschine von Tegel nach Schönefeld hätte eine von Air Berlin sein sollen, aus symbolischen Gründen. Doch der Umzug fiel aus, ebenso wie die zwei Millionen Euro teure Eröffnungsparty mit 40.000 Gästen.
Nur vier Wochen vor der Eröffnung der BER am 3. Juni 2012 war den Verantwortlichen aufgefallen, dass es Probleme mit dem Brandschutz gab. Was folgte, ist eine schier unendliche Geschichte der Pannen, Technikpleiten und Blamagen. Inzwischen versagt auch einstmals funktionstüchtige Technik. Gerade mussten 750 Monitore für die Fluggastinformation ausgetauscht werden – sie waren veraltet. Kostenpunkt: 500.000 Euro.
Die Baukosten für den BER wurden anfangs auf etwa zwei Milliarden Euro geschätzt, inzwischen liegen sie bei mehr sieben Milliarden. Planungen für einen Ausbau des Flughafens Schönefeld gab es schon zu DDR-Zeiten in den 60er-Jahren, erst nach der Wiedervereinigung wurden sie konkret. 1996 einigten sich Berlin und Brandenburg darauf, die Flughäfen Tempelhof und Tegel zu schließen und Schönefeld auszubauen. Die Idee, den Bau zu privatisieren, wurde 2003 nach gescheiterten Versuchen verworfen. Eigentümer des BER sind heute Berlin, Brandenburg und der Bund.
Erster Spatenstich für den Großflughafen war 2006, inzwischen wird am Flughafen Berlin Brandenburg „Willy Brandt“, kurz BER, seit fast zwölf Jahren gebaut. Baumängel, Planungsfehler und Technikprobleme ließen zahlreiche Eröffnungstermine platzen – und die Kosten explodieren.
Das Debakel kostete nicht nur Flughafenchefs und Technikverantwortliche die Jobs. Klaus Wowereit (SPD), zum Zeitpunkt des Spatenstichs Regierender Bürgermeister von Berlin, trat 2013 als Aufsichtsratsvorsitzender der Flughafengesellschaft zurück, gab Ende 2014 auch sein Amt als Regierender Bürgermeister Berlins auf. Auch sein Nachfolger im Aufsichtsrat, Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD), war durch den BER-Skandal politisch belastet.
In einem Untersuchungsausschuss ließ das Berliner Abgeordnetenhaus 2012 bis 2016 das Versagen ergründen. Fazit: Viele waren mit dem Großprojekt beschäftigt, keiner fühlte sich verantwortlich. Weil der Überblick fehlte, die Geschäftsführung immer neue Umbauten in Auftrag gab, Firmen schlampten, platzte die Eröffnung 2012. Als falsch bewertet wird auch die Entscheidung des Aufsichtsrates, den BER ohne Generalunternehmen bauen zu lassen. Inzwischen fordern CDU und FDP im Abgeordnetenhaus einen zweiten Untersuchungsausschuss.
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uk