Berlin. Flughafen-Chef Lütke Daldrup hat seine BER-Visionen vorgestellt - zum Beispiel eine “Airport City“ mit 60.000 Arbeitsplätzen.

Einen Eröffnungstermin für den BER will Engelbert Lütke Daldrup erst in drei Wochen nennen. Aber schon am Dienstag präsentierte der Flughafenchef seine Visionen für den weiteren Ausbau des künftigen Hauptstadtflughafens. Der Aufsichtsrat hatte am vergangenen Freitag dem Masterplan zugestimmt, den der frühere Staatssekretär nun auf dem Tower der Flugsicherung am BER näher erläuterte.

„Wir brauchen eine Konzeption, um künftige Investitionen in einen Zusammenhang zu bringen“, sagte Lütke Daldrup. Das habe dem Flughafen nach der „Katastrophe“ des abgesagten Starttermins 2012 gefehlt. Der Masterplan sei mit Experten des Flughafens Zürich abgesprochen und von diesen für gut befunden worden.

Um den BER soll eine "Airport City" entstehen

Was der Flughafenchef zeigte, war mehr als der Ausbau der Terminalkapazitäten, mit denen er bis 2030 rund 40 Millionen Passagiere pro Jahr abfertigen möchte und bis 2040 noch einmal 15 Millionen mehr. “Wir werden die Kapazitäten bereit stellen können, die gebraucht werden“, versprach Lütke Daldrup den Skeptikern, die nach wie vor davon ausgehen, der BER sei zu klein geplant und deshalb müsse Tegel offen bleiben.

Aber es gehe auch um die „Landseite“, also die Umgebung des BER. Hier werde in der „Airport City“ ein ganz neuer Stadtteil entstehen, schwärmte der gelernte Stadtplaner . Am Flughafen, der neuen „Mobilitätsdrehscheibe“ der Region, würden sich Hotels, Kongresszentren, Einzelhändler ansiedeln, neue „Arbeitswelten“ würden dort viele Menschen beschäftigen.

Ein Rundgang über die Flughafen-Baustelle am BER

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    In 20 Jahren sollen über 60.000 Menschen am BER arbeiten

    Die Planer gehen davon aus, dass in weniger als 20 Jahren rund 60.000 Personen am und um den BER arbeiten werden, dreimal so viele wie heute in Tegel und Schönefeld zusammen. Die Wertschöpfung werde von heute etwa drei auf neun Milliarden Euro jährlich steigen.

    Lütke Daldrup erinnerte an den Berliner Hauptbahnhof. Auch um diesen Verkehrsknotenpunkt wachse inzwischen ein neuer Stadtteil. Das habe etwas gedauert, aber 2006 sei die Immobilienkonjunktur in Berlin auch noch deutlich schlechter gewesen als jetzt. Die Flächen gehörten dem Flughafen, sie zu nutzen können einen wichtigen Beitrag zur Finanzierung des Flughafens beisteuern. Die Airport-City zu entwickeln werde aber noch 20 bis 25 Jahre dauern.

    Lütke Daldrup will BER massiv ausbauen lassen

    Der Flughafenchef machte deutlich, wie stark er den BER durch neue Terminals und Piers und die zentralen Kapazitätsengpässe erweitern möchte. Die Zahl der Check-In-Counter werde von 118 zum BER-Start auf 161 im Jahr 2030 und 179 zehn Jahre später steigen. Die Sicherheitskontrollstellen sollen sich von 36 auf 74 verdoppeln. Die Länge der Gepäckbänder wächst von 580 über 1320 Meter in 13 Jahren auf 1550 Meter im Jahr 2040.

    Und statt durch 70 Gates sollen die Passagiere dann durch zunächst 96 und später 121 Gates ihre Flugzeuge erreichen. Nach den bisherigen Plänen sollen zwei Drittel davon über Fluggastbrücken direkt ans Terminal angebunden sein.

    Neben dem schon im Frühsommer 2020 fertig zu stellenden ersten Ergänzungsterminal T 1 E, neuen Piers im Norden und im Süden sowie dem gegenüber des noch immer nicht fertigen Abfertigungsgebäudes geplanten Terminal 2 haben die Planer eine Neuerung erdacht. Anstatt einen Satelliten-Bau auf dem Rollfeld über eine Brücke oder einen Tunnel anzuschließen, soll dieser auf dem Rollfeld vorgesehene Bau nun direkt durch ein Gebäude mit dem Hauptterminal verbunden werden. Darin könnten weitere Handels- und Gastronomieflächen dem Flughafen dringend benötigte Einnahmen bescheren.

    Schon jetzt trainieren Fluglotsen den Betrieb am neuen Hauptstadt-Airport

    Denn die Flughafen-Entgelte seien reguliert, so der Chef, so dass alle Flughäfen auf diese Zusatzverdienste angewiesen seien. Für den Verkehr auf dem Flugfeld sei das kein Problem. Mit der Flugsicherung sei vereinbart, dass man die Flugzeuge schon in der Luft so sortieren werde, dass diejenigen Jets, die auf der nördlichen Seite des BER andocken auch auf der Nordbahn landen und umgekehrt. Schon heute sei das Rollfeld „virtuell geteilt“, so der Flughafenchef, um zu verhindern, dass Flugzeuge direkt am Hauptterminal entlang rollen müssten und dort den Verkehr gefährdeten. Denn virtuell sei der BER bereits im Betrieb, berichtete Lütke Daldrup. Im Zentrum der Flugsicherung in Langen trainierten Fluglotsen bereits den Echtbetrieb auf dem neuen Hauptstadt-Airport.

    Die Planer legen Wert darauf, dass alle Erweiterungen und sonstigen Vorhaben flexibel auf den Weg gebracht werden können. Denn niemand wisse, wie der Luftverkehr in zehn oder 15 Jahren aussehe. Dass es auch Wellen geben kann, macht ein Blick auf das Vorfeld des BER deutlich. Dort parken derzeit im Schatten des Tower 16 Maschinen in den Farben der bankrotten Air Berlin und der Eurowings. Die Lufthansa muss die von ihr übernommenen Jets so lange am Boden lassen, bis die Kartellbehörden grünes Licht für den Deal geben.

    So sieht die BER-Baustelle von innen aus

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      Reisende sollen kürzere Wege als an anderen Flughäfen haben

      Der neue BER werde trotz der Erweiterungen kein Flughafen der langen Wege werden. Vom Bahnhof unter dem Hauptterminal seien es auch zum Check-In im Terminal 2 nur 200 Meter, zum abgelegensten Gate kämen dann noch einmal 900 Meter hinzu. Das sei deutlich weniger, als Fluggäste etwa in Frankfurt oder an anderen Flughäfen zurücklegen müssten.

      Die anhaltende Kritik an einer schlechten Verkehrsanbindung des BER konterte der Flughafenchef mit einem Verweis auf die Lage in Tegel. Dorthin gebe es gar keine Schienenverbindung. Am BER wird damit gerechnet, dass zwei von drei Fluggästen mit dem Flughafenexpress, der Regionalbahn, der S-Bahn oder dem ICE anreisen.

      Auch wenn der Flughafenexpress erst ab 2025 die Dresdener Bahn nutzen könne und auch erst dann das Südkreuz in zwölf und den Hauptbahnhof in 20 Minuten anbinden werde, so sei der neue Flughafen doch auch zum Zeitpunkt seiner Eröffnung gut mit dem öffentlichen Verkehr zu erreichen. Für Autofahrer werde es aber am BER auch 30.000 Stellplätze geben. In Tegel seien es 4500, in Schönefeld 2500.

      Eröffnungstermin bleibt weiter offen

      Zum Eröffnungstermin ließ sich der Flughafenchef am Dienstag noch nicht in die Karten schauen, sprach konsequent von „20X“. Er sagte jedoch, man werde den kompletten Betrieb von Tegel mit 22 Millionen Passagieren umziehen, das sei die derzeitige Kapazität des BER. Die erweiterte Gepäckanlage des Hauptterminals werde bald darauf die Abdertigungsmöglichkeiten um fünf Millionen Fluggäste steigern.

      Das erste Erweiterungsterminal T 1 E für noch einmal sechs Millionen Passagiere werde „im Frühsommer 2020“ fertig sein. Dann biete der BER Platz für 33 Millionen Fluggäste. Hinzu kommen dann noch 13 Millionen, die bis 2025 am aufgehübschten alten SXF-Terminal abgefertigt werden sollen.

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