Pannenflughafen

Müller übernimmt die Kontrolle am Flughafen BER

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Thomas Fülling
Da geht es lang: Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD, l.) und Flughafenchef Karsten Mühlenfeld nach dem Treffen mit den am BER beteiligten Baufirmen im Roten Rathaus

Da geht es lang: Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD, l.) und Flughafenchef Karsten Mühlenfeld nach dem Treffen mit den am BER beteiligten Baufirmen im Roten Rathaus

Foto: imago stock&people / imago/Christian Ditsch

Im Roten Rathaus schwört Aufsichtsratschef Michael Müller die wichtigsten Baufirmen am Flughafen BER auf die Eröffnung 2017 ein.

Im Vorfeld mutmaßten Politiker der Grünen und der Piraten-Fraktion bereits über eine neuerliche Terminabsage für den BER. Hatte doch Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) die Vertreter der wichtigsten am Bau beteiligten Firmen ins Rote Rathaus einbestellt. Zu einer „Baukonferenz“, wie es offiziell hieß. Andere sprachen von einer „Krisensitzung“.

Davon wollte Müller im Anschluss an das rund zweistündige Treffen nichts wissen. Es sei eher eine „Motivationsrunde“ gewesen. „Uns war es wichtig zu vermitteln, dass wir im Schlussspurt für das Projekt alle in der Verantwortung stehen“, sagte Müller.

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Es war das erste Mal, dass sich der Aufsichtsratschef in derartigem Rahmen in das Projekt einschaltete. Nach der geplatzten Eröffnung 2012 hatte es Vorwürfe gegeben, das Kontrollgremium habe sich zu sehr allein auf Berichte der Geschäftsführung verlassen.

Flughafenchef Mühlenfeld sieht Unternehmen in der Pflicht

Zuvor hatte sich bereits Flughafenchef Karsten Mühlenfeld in einem Interview indirekt darüber beschwert, dass der Flughafengesellschaft primär die Verantwortung für die mehrfach gescheiterte Eröffnung des BER zugeschrieben werde. „Ich hab’ noch nichts gelesen über die großen Baufirmen, die wir da haben: Imtech, Siemens, Caverion, Bosch, T-Systems. Wir wollen nach außen klarer darstellen, dass die Verantwortung auch bei den Firmen liegt, nicht alleine beim Flughafen“, so Mühlenfeld am Wochenende. Beim BER gehe es schließlich auch um die Reputation Deutschlands, betonte Mühlenfeld.

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Vertreter von sieben Unternehmen, darunter auch die für die Fertigstellung der Brandschutztechnik ausschlaggebenden Firmen Siemens, Imtech und Caverion, waren beim Treffen am Dienstag im Roten Rathaus mit dabei. Welche Wirkung die Appelle an die Firmenehre hatten, ließ sich nicht genau erkunden. Äußerungen von Firmenvertretern gab es nach der Beratung nicht. Dass sei schon vorab so besprochen worden, hieß es aus der Senatskanzlei.

Müller: „Das alles ist zeitlich knapp"

Und so blieb es BER-Aufsichtsrats­chef Müller und Flughafenchef Mühlenfeld vorbehalten, über die Ergebnisse der zweistündigen Beratung zu berichten. Die wichtigste Botschaft der beiden: Der Zeitplan für die BER-Inbetriebnahme steht, er muss nicht erneut revidiert werden. Danach sollen alle Gebäude am Flughafen im Laufe des Jahres 2016 baulich fertiggestellt werden, bis Ende 2017 stehen die Tests aller Systeme und die eigentliche Flughafeneröffnung an. „Das alles ist zeitlich knapp und gelingt nur, wenn alle an einem Strang ziehen“, betonte Müller.

Der Appell dürfte nicht von ungefähr kommen. War doch während der jüngsten Beratungen des BER-Untersuchungsausschusses wiederholt von fehlender Koordinierung der Arbeiten und Planungschaos die Rede. Angesichts immer weiter ausufernder Kosten und üppiger Nachtragsforderungen seitens der am BER beteiligten Firmen sprachen Ausschussmitglieder wie der Grüne Andreas Otto auch davon, dass einige Unternehmen den mit öffentlichen Geldern finanzierten Flughafenbau als „Goldgrube“ ansehen.

Firmen beklagen fehlende Unterlagen

Die Baufirmen beklagten ihrerseits mehrfach fehlende Planunterlagen, die für ein koordiniertes und effektives Arbeiten an einem solchen Großprojekt nun einmal unabdingbar sind. Verantwortlich dafür ist wiederum die Flughafengesellschaft, die die Bauherrenfunktion wahrnimmt. Auf eine Übertragung dieser Aufgaben an einen Generalunternehmer hatte die Landesregierung noch vor Baubeginn im Jahr 2006 verzichtet. Aus Kostengründen, wie es damals hieß.

Stattdessen wurde die Bauplanung und Bauüberwachung der pg bbi übertragen, einem Unternehmen um die Flughafenarchitekten Gerkan, Marg und Partner. Nach dem Platzen des Eröffnungstermins im Frühjahr 2012 wurde der pg bbi gekündigt, seither versucht die Flughafengesellschaft den Bau selbst zu managen. Die Kosten sind von anfangs zwei Milliarden Euro auf inzwischen 5,4 Milliarden Euro gestiegen.

Im Roten Rathaus ist Tacheles geredet worden

Laut Müller sind auch bei der Baukonferenz Forderungen der Firmen nach einem besseren Planungsvorlauf seitens der Flughafengesellschaft laut geworden. Auch der Wunsch, dass es bei kleineren Problemen auf der Baustelle schnellere Entscheidungen gebe. Es sei Tacheles geredet worden, sagte Müller. Man habe direkte Rückmeldungen erhalten, wo man stehe. Welche Probleme genau diskutiert wurden, blieb offen. Es sei aber keines dabei gewesen, dass er nicht schon kenne, versicherte im Anschluss Brandenburgs Flughafenkoordinator Rainer Bretschneider. „Insgesamt ist die Zusammenarbeit viel sachlicher geworden. Auch die zwischen Berlin und Brandenburg.“ Müller will das BER-Projekt auch weiter in direkter Beobachtung behalten. Bereits in sechs bis acht Wochen soll es die nächste „Baukonferenz“ geben.