Die 3600 Meter lange Piste des alten Flughafens Schönefeld sollte eigentlich nach der BER-Eröffnung saniert werden. Die Arbeiten wurden vorgezogen. Das spart der Betreibergesellschaft richtig Geld.

In Schönefeld rattern mal wieder die Presslufthämmer. Allerdings nicht, wie von manchem BER-Gegner erhofft, um den ungeliebten Hauptstadtflughafen endlich abzureißen. Vielmehr haben am Mittwoch Sanierungsarbeiten an der Nordbahn begonnen – und das sogar vorfristig. Denn eigentlich sollte die 3600 Meter lange Asphaltpiste, die bislang für Starts und Landungen am alten Flughafen Schönefeld (SXF) genutzt wird, erst nach der nunmehr für 2017 angekündigten Eröffnung des neuen Airports erneuert werden. Die Idee, die Arbeiten an der Startbahn vorzuziehen, hatte noch Ex-Flughafenchef Hartmut Mehdorn.

Diese Entscheidung spart der Betreibergesellschaft nun richtig Geld, wie der amtierende Flughafen-Aufsichtratschef und Brandenburgs Flughafenkoordinator Rainer Bretschneider am Mittwoch betonte. Statt wie anfangs kalkuliert 150 Millionen Euro werde die Sanierung jetzt nur noch etwa 50 Millionen Euro kosten. Die deutliche Kostendifferenz entsteht dadurch, dass die Baufirmen nach einer Eröffnung des BER, für dessen Betriebskonzept ständig zwei Start- und Landebahnen zur Verfügung stehen müssen, nur während der nächtlichen Betriebspausen hätten arbeiten können.

Nur 3600 Metern der Südbahn genutzt

„Die Sanierung hätte sich so über mehrere Jahre hinweg hingezogen und wäre am Ende deutlich teurer geworden“, bestätigte auch der neue Flughafen-Geschäftsführer Karsten Mühlenfeld. Weil jetzt eine Vollsperrung möglich ist, kann die Piste nun in nur sechs Monaten erneuert werden. Während dieses Zeitraums wird der Flugbetrieb am SXF über die neue, eigentlich nur für den BER errichtete Südbahn geleitet. Damit dies luftfahrtrechtlich nicht einer Inbetriebnahme des neuen Hauptstadtflughafens gleichkommt, wird die eigentlich 4000 Meter lange Start- und Landebahn nur auf 3600 Metern genutzt. Sie gilt damit juristisch lediglich als Ersatz für die alte Nordbahn.

Die Piste war schon 1961 als zweite Startbahn für den damaligen DDR-Zentralflughafen Berlin-Schönefeld angelegt und nach der Wiedervereinigung grundsaniert worden. Inzwischen ist sie wieder reparaturbedürftig. Auf 190.000 Quadratmetern werden daher die oberen beiden Asphaltschichten abgefräst und erneuert. Zum Schluss bekommt die Bahn noch einen Anti-Rutschbelag. Vor allem die Drainage, die gefährliche Wasserpfützen auf der Piste verhindern soll, gilt als marode. Zudem will die Flughafengesellschaft die Befeuerung der Start- und Landebahn auf kostensparende LED-Technik umrüsten lassen. Etwa 1500 „Lampen“ müssen dafür ausgetauscht werden.

Verspätete Bauarbeiten

Alle Arbeiten, so Flughafenchef Mühlenfeld, müssen bis 25. Oktober beendet sein. Denn dann tritt der Winterflugplan in Kraft, zudem verschlechtern sich um diese Zeit die Witterungsbedingungen. Bei Kälte und Schnee können jedoch die notwendigen Asphaltarbeiten nicht mehr ausgeführt werden. Dies sei allerdings ein „sehr enger Zeitplan“, sagte Jörg Rösler, Vorstandsmitglied der Strabag AG, die den Auftrag erhalten hat. Gebaut werde daher in zwei Schichten von 6 bis 22 Uhr.

Doch wenn die Zeit knapp werde, könnte es auch zu Nachtschichten kommen. Eigentlich hätten die Arbeiten schon im März beginnen sollen. Doch Brandenburgs Behörden hatten, wie berichtet, diesen Baubeginn nicht genehmigt, weil die Flughafengesellschaft noch für zu wenige Anwohner der Südbahn Lärmschutzmaßnahmen bewilligt hatte.

Längerer Betrieb oder Zusatzterminal

Inzwischen sollen alle direkt betroffenen Anwohner einen Kostenübernahmebescheid erhalten. „Wichtig ist nun, dass sie den Schallschutz auch einbauen lassen, damit wir Erfahrungen sammeln können, ob die Maßnahmen wirken“, sagte Flughafenchef Mühlenfeld. Schon in Kürze könnte es weitere lautstarke Bauarbeiten auf dem BER-Gelände geben. Denn der neue Flughafen wird mit seiner Kapazität von 27 Millionen Passagieren wohl zu klein sein. Schon in diesem Jahr werden in Tegel mehr als 20 Millionen und in Schönefeld rund zehn Millionen Fluggäste erwartet. Mühlenfeld rechnet für 2017 mit bis zu 33 Millionen Fluggästen am drittgrößten deutschen Airport.

Damit es nach der BER-Eröffnung zu keinem Chaos kommt, lässt Mühlenfeld derzeit zwei Varianten prüfen: Entweder einen deutlich längeren Betrieb von Schönefeld oder ein provisorisches Zusatzterminal. Darin sollen bis zu zehn Millionen Passagiere im Jahr einchecken, so viele wie etwa am Flughafen Stuttgart.

Mühlenfeld greift damit Ideen seines Vorgängers Hartmut Mehdorn auf, den er im März abgelöst hat. Anders als Mehdorn lehnt Mühlenfeld jedoch An- oder Umbauten am noch unvollendeten Hauptterminal des neuen Hauptstadtflughafens ab. „Wir werden den BER, so wie er jetzt ist, fertigbauen – damit wir nicht Verzögerungen dadurch bekommen, dass eine Umplanung der nächsten folgt.“

Sein Konzept für die Flughafenerweiterung will Mühlenfeld dem BER-Aufsichtsrat im Herbst vorlegen. Dann soll auch die Finanzierung der Kapazitätserweiterungen diskutiert werden. „Die Investitionen sind in den kürzlich von den Gesellschaftern bewilligten zusätzlichen 1,1 Milliarden Euro nicht enthalten“, sagte Mühlenfeld. Nach derzeitigem Stand kostet der BER insgesamt 5,4 Milliarden Euro.