Kommentar

Und wieder droht eine hausgemachte Verzögerung am BER

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Joachim Fahrun

25.000 Haushalte am BER haben Anspruch auf Schallschutz. Mit dem bisherigen Tempo ist es unmöglich, dass die Flughafengesellschaft zeitnah Tausende Bescheide ausstellt. Wieder droht eine Verzögerung.

Den neuen Flughafen für die deutsche Hauptstadt hatte man möglicherweise besser an einem anderen Ort gebaut. Denn dass der Standort Schönefeld – in Hörweite der Stadtgrenze und inmitten von Kleinstädten – dem BER die Entwicklungsmöglichkeiten nimmt, ist inzwischen Konsens. Eine dritte Startbahn wird es dort wohl niemals geben. Ebenso deutlich ist geworden, dass der Großflughafen mitten im besiedelten Gebiet sehr hohen Aufwand und Kosten verursacht. Zehntausende Bürger müssen vor dem Lärm der Flugzeuge geschützt werden.

Über all dem Ärger auf der Baustelle haben die Verantwortlichen die Schutzinteressen der Anlieger viel zu lange sträflich vernachlässigt. Offenbar waren dem ehemaligen Flughafenchef Rainer Schwarz und seinen Mitarbeitern nicht klar, dass die Anwohner neuer Airports keineswegs den Fluglärm so stoisch ertragen müssen, wie das Hunderttausende Berliner unter den Tegel-Flugrouten schon seit Jahrzehnten tun.

Wer die Schilderung der BER-Anrainer über ihre Erfahrungen mit den Schallschutz-Prüfungen hört, muss sich wundern. Da kommen die Ingenieurbüros gleich mehrfach ins Haus, lassen dann aber monatelang nichts von sich hören. Es wird kleinlich um 1000 Euro für ein neues Lärmschutzfenster geschachert, während auf der BER-Baustelle zahllose Berater eine solche Summe als Tagessatz abrechnen. Ordentliche Behandlung für die Nachbarn sieht anders aus.

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Die Rechtsprechung ist sensibler geworden für die Belange der Lärmgeschädigten. Die BER-Anlieger haben also Anspruch auf den bestmöglichen Schutz. Das ist auch richtig so, immerhin wird ihre Lebensqualität deutlich eingeschränkt. Daran ändert auch der Hinweis nichts, dass zugleich weitaus mehr Tegel-Anlieger entlastet werden.

Zumindest im Grundsatz scheint die Flughafengesellschaft unter Hartmut Mehdorn diese Ausgangslage akzeptiert zu haben, wenn auch zähneknirschend. Man versucht, vertane Zeit und verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen. Aber der Zeitdruck ist riesig, wenn der erste Schritt zur BER-Eröffnung, die Sanierung der Nord- und die Inbetriebnahme der Südbahn, rechtzeitig gelingen soll. Nach dem bisherigen Tempo erscheint es fast unmöglich, dass die Flughafengesellschaft bis Ende September 4000 Schallschutzbescheide ausstellt. Wieder droht eine hausgemachte Verzögerung am BER.