Berlins Regierender Bürgermeister will sich einen eigenen Flughafen-Berater ins Rote Rathaus holen. Ein Bauingenieur oder Architekt wird gesucht. Die Stelle ist bis Ende 2016 befristet. Ein Hinweis?
Klaus Wowereit rüstet auf. Der Regierende Bürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzende der Berliner Flughafengesellschaft (FBB) sucht einen neuen Mitarbeiter für seine Senatskanzlei. Ein Bauingenieur oder Architekt soll die Arbeitsgruppe Flughafenentwicklung verstärken. Die Aufgaben des Baufachmannes beschreibt die Stellenausschreibung so: Er soll insbesondere aus baufachlicher Sicht Vorgänge analysieren und Vorgänge für den Aufsichtsratsvorsitzenden anfertigen „im Zusammenhang mit der Fertigstellung des Flughafens BER“. Er soll die Bauplanung und -steuerung begleiten „unter Berücksichtigung von Ausschreibungen der FBB, Überprüfung von Nachtragsforderungen gegenüber der FBB und Genehmigungsverfahren“. Zudem soll er Anfragen aus baufachlicher Sicht beantworten.
Der Sozialdemokrat holt sich also einen eigenen Flughafen-Berater ins Rote Rathaus. Auf Dauer soll der Kandidat seine geforderten Erfahrungen in „Planungs- und Bauprozessen (einschließlich Kostenschätzungen), seine „guten Kenntnisse von Nachtragsbearbeitungen“ und die „guten Kenntnisse des Vergaberechts“ jedoch nicht einbringen. Die Stelle ist bis Ende 2016 befristet. Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass Wowereit davon ausgeht, bis dahin den BER eröffnet oder wenigstens fertig gebaut zu haben.
Reich werden wird der gefragte Experte mit seinem Einsatz nicht. Die Stelle ist mit EG 14 des Tarifvertrags dotiert, das Gehalt beginnt in der ersten Stufe mit 3579 Euro monatlich und kann bis auf 5075 Euro steigen.
Häme von der Opposition
Die Opposition kommentiert die Stellenausschreibung mit Häme. „Zwei Jahre nach der gescheiterten Eröffnung des BER und zwei Milliarden später will der Aufsichtsratsvorsitzende sich endlich kompetenten Beistand für den Flughafenbau holen“, sagte der Grünen-Sprecher im Flughafen-Untersuchungsausschuss, Andreas Otto. Es sei grundsätzlich positiv, dass Wowereit jetzt qualifizierte Hilfe suche. Aber die nun erwartete Expertise fehle dem Aufsichtsratschef spätestens seit 2010, als nach der Pleite des für die technische Planung zuständigen Ingenieurbüros Kruck die Termine platzten.
Wowereit wird schon länger dafür kritisiert, dass er sich zur Überwachung des Flughafen-Baus keinen Apparat aufgebaut hat, der allein ihm als Aufsichtsratsvorsitzendem zuarbeitet und fachlich in der Lage ist, auch Vorlagen der Geschäftsführung kritisch zu hinterfragen. Als noch unter der Regie des früheren Flughafenchefs Rainer Schwarz der für Sommer 2012 geplante Eröffnungstermin sehr kurzfristig abgesagt wurde, klagten die Aufsichtsräte, sie seien von der Geschäftsführung falsch informiert worden.
Aber auch von der jüngsten Termin-Absage im Januar 2013, für die der Interims-Geschäftsführer Horst Amann zuständig war, wurde Wowereit kalt erwischt und gab vorübergehend den Vorsitz im Flughafen-Aufsichtsrat ab. Als Brandenburgs inzwischen zurückgetretener Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) die Chefposition übernahm, installierte er in seiner Staatskanzlei ein neunköpfiges Flughafenteam unter Leitung des Staatssekretärs Rainer Bretschneider. Im Roten Rathaus gab es nie eine eigene Organisation zur Unterstützung des Aufsichtsratschefs.
Dennoch haben die Gesellschafter eingesehen, dass es offenbar Mängel bei der Kontrolle des Projektes gibt. Nun prüfen externe Gutachter, ob das Controlling richtig aufgestellt ist, wie Wowereit kürzlich im Abgeordnetenhaus sagte. Für sich selbst hat Wowereit also entschieden, dass es lohnen könnte, fachlichen Rat zu suchen. Bewerbungsschluss: der 15. August.