Großflughafen BER

Neue Vorwürfe – Technik-Chef soll Bauarbeiten verzögert haben

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Foto: Jens Wolf / dpa

Einer anonymen Anzeige zufolge soll der unter Korruptionsverdacht stehende Jochen Großmann vorhandene Planungen unnötigerweise ein zweites Mal ausgeschrieben haben, so ein Bericht. Aufsichtsrat tagt.

Die Tagesordnung besteht nur aus einem Punkt. Dieser dürfte aber für ausreichend Diskussionsstoff sorgen: Denn wenn die Mitglieder des Aufsichtsrats der Flughafengesellschaft am Montag in einer Sondersitzung über die Folgen der mutmaßlichen Korruptionsaffäre am BER beraten, dürfte es auch um die Frage gehen, ob der unter dem Verdacht der Bestechlichkeit stehende Technik-Chef Jochen Großmann für eine erneute Verzögerung des Großprojekts verantwortlich ist.

Denn der als Retter für die funktionsuntüchtige Entrauchungsanlage engagierte Verfahrenstechniker soll nicht nur bestechlich gewesen sein. Großmann soll, so der RBB, auch bereits vorhandene Planungen ein zweites Mal ausgeschrieben haben, nur um ein neues Ingenieurbüro zum Zuge kommen zu lassen. Dies soll zu einem „Zeitverzug für die bauliche Fertigstellung der Entrauchungsanlagen für den Flughafen BER von acht Monaten“ geführt haben. Eine entsprechende anonyme Anzeige ging nach Informationen des Rundfunk Berlin-Brandenburg im März dieses Jahres bei der Cottbuser Staatsanwaltschaft ein.

Den Informationen zufolge wurden Großmann und drei weitere Personen in dem anonymen Schreiben Untreue und wettbewerbseinschränkende Absprachen vorgeworfen. Die Cottbuser Staatsanwaltschaft habe dem Sender den Eingang der Anzeige bestätigt. Nun werde geprüft, ob weitere Ermittlungen aufgenommen würden und die Vorwürfe im Zusammenhang mit den in der vergangenen Woche bekannt gewordenen Korruptionsverdacht stehen.

Großmann soll eine halbe Million gefordert haben

Bei den bereits am Dienstag öffentlich gewordenen Vorwürfen geht es darum, dass der mittlerweile beurlaubte Großmann, damals noch als Geschäftsführer einer Beratergesellschaft des BER, für die Vergabe eines lukrativen Auftrags eine halbe Million Euro Bestechungsgeld gefordert haben soll. Der Verdacht war nach internen Ermittlungen von der Flughafengesellschaft selbst publik gemacht worden. Die Staatsanwaltschaft Neuruppin ermittelt.

Brandenburgs Finanzminister Christian Görke (Linke) sagte vor der Aufsichtsratssitzung, dass er bei den Vorgängen auf der Baustelle des neuen Flughafens keine Toleranz dulden werde. Die Geschäftsführung müsse sämtliche Informationen zur Verfügung stellen. „Ich will Klarheit: Wo steht das Projekt, und wie sieht die zukünftige Finanzierung aus“, sagte Görke. Der Flughafen müsse möglichst bald ans Netz kommen. Fortschritte erwarte er auch beim Schallschutz.

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Flughafen-Chef Hartmut Mehdorn kündigte an, dass ein Expertenteam weitere Aufträge prüfen solle, die vom Ex-Technikchef vergeben wurden. „Die Task Force ist mit unseren internen Aufklärern besetzt, mit externen Juristen, Korruptionsexperten und einem Vertreter von Transparency International“, sagte er dem Nachrichtenmagazin „Focus“. Bis zur regulären Aufsichtsratssitzung am 30. Juni werde der Bericht vorliegen.

Die Tageszeitung „B.Z.“ berichtet von neuen Problemen mit der Finanzierung. In einem Brief an die Flughafengesellschaft drohten die Banken mit Zahlungsstopp, wenn nicht bis zum Herbst ein tragfähiges Finanzkonzept vorliege. Dabei gehe es um 119 Millionen Euro eines insgesamt 2,4 Milliarden Euro Kredits. Die Flughafengesellschaft wollte sich dazu nicht äußern.