Notfallübung

Beim Brandschutz schlägt Tegel den BER mit Leichtigkeit

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Viktoria Solms

Foto: soe pzi / picture alliance / dpa

Tegel ist klein, alt und überlastet. Doch wenigstens funktioniert an dem innerstädtischen Flughafen anders als am BER der Brandschutz. Das zeigte sich bei einer Notfallübung von Feuerwehr und Polizei.

Wenn die Berliner Bürger im Laufe des vergangenen Jahres eines über Flughäfen gelernt haben, dann ist es die Erkenntnis, dass Brandschutz eine äußerst komplexe Angelegenheit ist. Und während Fachleute bis heute vergeblich daran herum tüfteln, wie im Falle eines Brandes der Rauch aus dem Gebäude des neuen Hauptstadtairports BER gelangen soll, zeigt Tegel, wie das geht. Mal wieder, möchte man da fast sagen.

Am Sonnabendnachmittag fand in Tegel eine Notfallübung statt. Für die beteiligten Polizisten, Feuerwehrleute und Rettungskräfte war das eher ein Routineeinsatz. „Wir rücken da nur mit dem kleinen Besteck an“, sagt Jens-Peter Wilke, Sprecher der Berliner Feuerwehr. Die Feuerwehrleute müssten nämlich nicht hier am Flughafen üben, wie sie die Schläuche sauber aufrollen. „Bei dieser Übung kommt es uns vor allem darauf an, die Abläufe zu testen und zu prüfen, ob das Zusammenspiel der daran beteiligten Einsatzkräfte funktioniert“, so Wilke.

Detaillierte Auswertung

Für eine detaillierte Auswertung von „Rescue TXL 2013“, wie die Übung offiziell hieß, ist es noch zu früh. Das findet in den kommenden Tagen statt. Doch was sich auf dem Vorfeld in der Nähe des Terminals D am Flughafen Tegel abspielte, sah zumindest von außen sehr beruhigend aus. Hektisch wirkte keiner der Beteiligten.

Wenige Minuten, nachdem um zwei Uhr Nachmittag im Terminal D der Feueralarm ausgelöst worden war, kamen zwei Löschfahrzeuge und ein Rettungswagen angefahren. Die fingierte Geschichte dahinter: Ein Getränkeautomat hatte vermutlich wegen eines technischen Defekts Feuer gefangen. Das gesamte Terminal sollte daher zur Übung evakuiert werden.

Im dem Terminal werden normalerweise unter anderem Flieger der Air France abgefertigt. Sie wurden wegen der Übung auf Gates in den anderen Terminals verlagert, sodass der Flugbetrieb von der Notfallübung nicht gestört wurde. Am Sonnabend war das nicht weiter schwierig, da an dem Tag ohnehin eher wenig Betrieb ist.

100 Komparsen spielten bei der Notfallübung mit. Zehn von ihnen mussten so tun, als ob sie verletzt wären, eine davon schwer. Unter ihnen waren auch Angestellte der Flughafengesellschaft, die freiwillig an ihrem freien Tag bei der Übung mithalfen. Als kleines Dankeschön bekamen sie ein Lunchpaket. Und natürlich einen außergewöhnlichen Einblick in die Abläufe am Flughafen, sollte es dort tatsächlich einmal zu einem Brand oder Notfall kommen. Das passiert glücklicherweise äußerst selten.

Am Flughafen in Düsseldorf starben 1996 bei einem Brand 17 Menschen

Einen richtigen Großbrand gab es in Tegel noch nie. Allerdings gibt es genügend Beispiele andere Flughäfen, die zeigen, wie wichtig eine solche Übung ist. Dazu gehört vor allem der Brand am Düsseldorfer Flughafen. Dort brach 1996 wegen Schweißarbeiten ein Feuer in der Ankunftsebene aus, bei dem mehr als 80 Menschen verletzt wurden und 17 starben. Erst am vergangene Freitag brannte es auf dem Flughafen London Heathrow. Dort musste wegen eines Feuers an Bord eines leeren Flugzeugs das Gelände vorübergehend geschlossen werden.

Die Berliner Feuerwehr war bei der Übung nach zehn Minuten am Einsatzort. Da sie dafür nicht mit Blaulicht durch die Stadt fahren durfte, warteten die Kollegen bereits in der Nähe des Flughafens. „Wir müssen bei so einer Übung die Verhältnismäßigkeit wahren“, sagt Wilke. „Wichtig ist, dass die Abstimmung funktioniert und alle auf ihr Signal reagieren.“ Insgesamt rückte die Berliner Feuerwehr mit 25 Einsatzkräften und acht Fahrzeugen an, darunter zwei Löschwagen, zwei Rettungswagen und ein Notarzt. Sie übernahm dann auch die Einsatzleitung. Während sich die Feuerwehr des Flughafens unter anderem auf das Löschen von Bränden in Flugzeugen spezialisiert hat, sind ihre Kollegen von der Berliner Feuerwehr Experten für Brände in Gebäuden.

Das große Special und die Timeline zum BER

Alle zwei Jahre ist die Berliner Flughafengesellschaft verpflichtet, umfassende Notfallübungen durchzuführen. 2012 fand die letzte vergleichbare Übung am alten Flughafen Schönefeld statt, im Jahr zuvor in Tegel. Während sich bei der Übung am Samstag die Feuerwehrleute um den Brand kümmerten und der Notarzt die Verletzen versorgte, sperrte die Polizei das Gelände ab. Im Terminal selbst wurde derweil getestet, ob auch die technischen Vorrichtungen wie etwa der Rauchvorhang aus Eisen funktioniert. Dieser wurde herunter gelassen.

Fehlendes Flugzeug

Die Einsatzkräfte nahmen die Übung in Tegel ernst. Dabei hatten sie es gar nicht so leicht. Ihre Vorstellungskraft war nämlich stark gefordert. Dass der Getränkeautomat im Terminal nicht wirklich gebrannt hatte, sind sie bei Übungen gewohnt. Da kommt es ja nur darauf an, dass der Alarm ausgelöst wird und alle Beteiligten richtig reagieren. Doch sich ein ganzes Flugzeug vorzustellen, ist dann schon etwas schwieriger.

Genau das war aber von ihnen verlangt. Eigentlich hätten sie noch ein Flugzeug vom Pier mit einem Spezialfahrzeug wegschieben sollen. „Bei einem Brand im Terminal müssen die Flugzeuge weg vom Pier, damit das Feuer nicht auf das leicht entzündliche Kerosin im Tank übergreift“, sagt Wilke. Allerdings stand am Terminal D kein Flugzeug für die Übung bereit. „Das hat die Airline offenbar doch selbst gebraucht“, so der Feuerwehr-Sprecher.

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