Offiziell freut sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) natürlich auf den neuen Hauptstadtairport BER. Doch insgeheim soll die Regierungschefin gar nicht unglücklich darüber sein, dass ihr der alte Flughafen Tegel auf unbestimmte Zeit erhalten bleibt. Zumindest für ihren Alltag als Bundeskanzlerin hat das nämlich einen unschätzbaren Vorteil.
Wenn es gut läuft, braucht sie gerade mal eine halbe Stunde von ihrem Schreibtisch im Kanzleramt bis zum Sitz im Regierungsflieger. Für die Fahrt an den BER im Südosten Berlins müsste sie doppelt so viel Zeit einplanen. Das wissen auch viele Bundestagsabgeordnete zu schätzen, die am Wochenende nach Hause in den Wahlkreis pendeln.
Hartnäckige Gerüchte
Es erstaunt daher nicht, dass sich das Gerücht von einem dauerhaften Weiterbetrieb des Flughafens Tegel für Regierungsmaschinen und Privatjets hartnäckig hält. Auch wenn Regierungssprecher Steffen Seibert dem bereits eine Absage erteilte. „Die Frage eines Regierungsflughafens in Tegel scheint mir nicht das größte fliegerische Problem zu sein, das Berlin zu lösen hat“, sagte Seibert. Zumal die Genehmigungen für einen Regierungsflughafen am BER schon 2011 erteilt wurden.
Auf einer Fläche von 223.080 Quadratmetern soll im Norden des BER-Geländes der „politisch-parlamentarische und protokollarische Flugbetrieb“ abgewickelt werden, wie es offiziell heißt. Dort sollen nicht nur die Regierungsflugzeuge und Hubschrauber Platz finden, sondern auch Hangars zum Unterstellen und Warten der Fluggeräte entstehen. Dieser Bereich ist etwas abseits des regulären Flugbetriebs, damit die teils erhöhten Sicherheitsvorschriften eingehalten werden und genügend Platz ist, um Staatsgäste zu empfangen. Mit voraussichtlich 340 Millionen Euro haben sich die Baukosten für den Regierungsflughafen jetzt schon verdoppelt.
Zumal die Entwicklung des Regierungsflughafens wie das gesamte Projekt Hauptstadtairport ins Stocken geraten ist. Für Liebhaber altehrwürdiger Gebäude mit Geschichte ist das ein Glücksfall. Denn seit der kurzfristigen Absage der ursprünglich für den 3. Juni 2012 geplanten BER-Eröffnung hat sich dort draußen kaum mehr ein Bagger bewegt. Aus dem Grund ist auch das alte Generalshotel noch nicht abgerissen. In dem größtenteils gut erhaltenen Backsteinbau aus dem Jahr 1949 wurden zu Zeiten der DDR wichtige Staatsgäste untergebracht. Obwohl es eines der letzten bauhistorischen Zeugnisse der sowjetischen Besatzungszeit ist, muss es für den BER abgerissen werden.
Kulturhistorische Bedeutung
Kunsthistoriker hatten mehrfach auf die Bedeutung des Gebäudes hingewiesen und angeregt, das Generalshotel in die Pläne für den neuen Regierungsflughafen zu integrieren. Doch bei der dafür zuständigen Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) hieß es dazu nur, dass dies mit den Betriebsabläufen eines Regierungsflughafens nicht vereinbar sei. Sobald der Bau am BER weitergeht, muss also auch das Generalshotel weichen und wird entfernt.
Doch da ein neuer Starttermin noch nicht einmal ansatzweise in Sicht ist, gibt es weiter Spekulationen über einen dauerhaften Regierungsflughafen in Tegel. Berlins früherer Flughafenchef Hans-Henning Romberg hätte auch schon einen Namen dafür. In einer Analyse für die Berliner SPD schlug er vor, Tegel als „Airport One“ für Regierungsflugzeuge mit Gastrechten für Geschäftsflieger auszubauen.
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