Es solle noch mal einer sagen, der BER arbeite nicht an seinem Ruf. Die Flughafengesellschaft unterstützt Akrobaten, Freunde des Drachenboots, Rosenliebhaber und Schachspieler in der Region.

Den neuen Hauptstadt-Airport BER als Erfolgsgeschichte zu verkaufen ist angesichts roter Zahlen, Gerichtsverhandlungen, Streit im Management, Ärger beim Schallschutz und einer bis heute andauernden Unsicherheit über den Eröffnungstermin nicht leicht. Es wirkt daher schon fast rührend, wenn Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) als Aufsichtsratschef im jüngsten Geschäftsbericht schreibt, dass die Flughafengesellschaft „den Menschen ein guter Nachbar sein“ werde.

Zumal dies bei der angespannten Finanzlage immer schwieriger wird. Die Flughafengesellschaft musste im Zuge ihrer Spaßmaßnahmen bereits deutlich das Budget kürzen, aus dem sie ihre Sponsoringmaßnahmen bezahlt. Das geht aus einer Kleinen Anfrage der Piraten im Berliner Abgeordnetenhaus an die Senatskanzlei hervor. Immerhin reicht das Budget noch aus, um eine ganze Reihe von Vereinen und Veranstaltungen zu fördern. Seit 2010 hat die Flughafengesellschaft insgesamt 115 Gruppierungen als Sponsor unterstützt. Im Gegenzug müssen diese irgendwo das Logo der Flughafengesellschaft zeigen.

Unter den gesponserten Vereinen sind so bekannte wie der Nachwuchs des Fußballklubs 1. FC Union Berlin in Treptow-Köpenick und der Eishockeyklub Eisbären Juniors Berlin e.V. in Lichtenberg. Doch die Flughafengesellschaft war auch bereit, das „Hotel Holiday Inn Schönefeld“ bei den 2. Schönefelder Festtagen während der Adventszeit zu unterstützen. Auch der Lions Club im Landkreis Dahme-Spreewald konnte bei seiner Kinderschutzgala auf die Flughafengesellschaft zählen.

Kluge Köpfe kann der Flughafen gut gebrauchen. Aus dem Grund entschloss man sich vermutlich, beim Schachturnier Dahmelandpokal im Schach 2011 als Sponsor des SV Motor Wildau aufzutreten. In Potsdam bekam der Verein der Freunde und Förderer der Gesamtschule Peter Joseph Lenné e.V. von der Flughafengesellschaft Hilfe bei der Ausrichtung des Abi-Balls.

Auch für eher kuriose Sportarten hat die Flughafengesellschaft etwas übrig. So sponserte sie unter anderem den Förderverein der AG „Die Drehwürmer“ in Eichwalde bei der Akrobatik und den Förderverein „Freunde des Drachenbootsports Deutschland e.V.“ in Köpenick bei der Ausübung seines Hobbys.

Aber diese kleinen Vereine im Umfeld des BER sind wichtig – für die Menschen dort und auch für die Flughafengesellschaft, um den Großflughafen zu verankern und seine Akzeptanz bei den Nachbarn zu steigern.

Schweigen zu Geldsummen

Was genau man machen muss, um die Flughafengesellschaft als Sponsor zu gewinnen, geht aus der Anfrage nicht hervor. Nur so viel: Die Mittel werden „ausschließlich auf Anfrage durch die jeweiligen Vereine oder Institutionen vergeben“. Jeder Antrag werde von der Flughafengesellschaft „auf Schwerpunkte, Inhalte und Ziele des Projektes“ geprüft, so die Senatskanzlei. Einzelpersonen kommen grundsätzlich nicht infrage. Das Geld darf demnach „ausschließlich für den Nachwuchsbereich verwendet werden“. Wobei die Flughafengesellschaft laut Senatskanzlei ohnehin vorrangig Kinder- und Jugendprojekte in der Region unterstützt. Über die Höhe des Sponsoring ist nichts bekannt. „Das sind Interna, die wir nicht bekannt geben“, sagte Flughafensprecher Lars Wagner.

Wie laut ist Ihr Kiez? Der Flugroutenradar der Morgenpost

Flughafenchef Hartmut Mehdorn wird an diesem Montag bei der Industrie- und Handelskammer Berlin einen Vortrag halten zur Frage: „Kann Deutschland noch Großprojekte?“ Dabei wird er vermutlich auch auf seine Pläne bezüglich einer Teileröffnung des Hauptstadtflughafens eingehen.

„Wir überlegen, zum Jahresende mit einem Probebetrieb am Pier Nord zu starten“, sagte Mehdorn dem Magazin „Der Spiegel“. Möglich wäre demnach ein Betrieb mit zwei kleinen Fluggesellschaften, 1500 Fluggästen und sechs oder acht Flugzeugen am Tag. „So können wir testen, wie etwa die Gepäckabfertigung, die Sicherheitskontrolle und die Feuerwehr funktionieren“, so der Flughafenchef. Dabei schließt Mehdorn vorn vornherein aus, dass sich die Politik in seine Pläne einmischen kann. „Das wird eine Entscheidung der Geschäftsführung sein und kein politischer Beschluss.“ Bislang sind nicht alle Gesellschafter von der Idee überzeugt, den BER schrittweise in Betrieb zu nehmen. Denn das dürfte mit erheblichen Mehrkosten verbunden sein.

Mehdorn will nicht den gesamten Umzug von den alten Flughäfen Schönefeld und Tegel an den BER über mehrere Jahre strecken. Es soll weiterhin einen großen Umzugstag geben. Doch insgesamt will Mehdorn auf diese Weise den Prozess etwas entzerren. Zumal es eine enorme logistische und organisatorische Herausforderung wäre, mit allen Fahrzeugen und Geräten in nur einer Nacht umzuziehen, wie es für die ursprünglich am 3. Juni 2012 geplante Eröffnung vorgesehen war. „Ich persönlich glaube schlicht nicht, dass es möglich ist, BER von null auf hundert in einer Sekunde zu starten“, sagte Mehdorn.

Das große Special und die Timeline zum BER

Gleichzeitig erneuerte er seine Bedenken, denen zufolge die zwei Landebahnen am BER womöglich schon bald nach der Eröffnung überlastet sein werden. Es gebe keine Hauptstadt dieser Welt, die nur zwei Landebahnen habe, so Mehdorn. Man brauche eine dritte Landebahn als Notfallreserve. Ob die womöglich auch in Tegel sein könnte, ließ er offen. Zu einem von ihm selbst angestoßenen Weiterbetrieb des Flughafens Tegel sagte Mehdorn: „Ich leiste einen Diskussionsbeitrag, entscheiden wird das die Politik.“ Der Flughafenchef warnte erneut vor einer Ausweitung des Nachtflugverbots am BER, wie sie Aufsichtsratschef Matthias Platzeck erwägt. „Wenn ein Jet hier nicht um 22.25 Uhr landen kann, kommt er gar nicht“, sagte Mehdorn. „Das Ergebnis ist, dass Berlin ein regionaler Flughafen wird, und das zum Nachteil der Berliner.“

Der Reinickendorfer Bundestagsabgeordnete Frank Steffel (CDU) begrüßte den Vorstoß der Flughafengesellschaft, in Tegel die Gebühren für Flüge in den Tagesrandzeiten und nachts zu erhöhen. Das sei „ein wichtiger Schritt zur Entlastung der Anwohner“, sagte Steffel. Dies zeige, dass „sich die Geschäftsführung der Berliner Flughafengesellschaft unter Hartmut Mehdorn erkennbar um die Interessen der Anwohner bemüht“. Der Entwurf sieht deutlich höhere Gebühren für Flugzeuge vor, die außerhalb der regulären Betriebszeiten in Tegel starten und landen wollen. So sollen unter anderem die Lärmentgelte zwischen null und sechs Uhr morgens von derzeit 250 auf 400 Prozent angehoben werden.