Es könnte eine gute Nachricht für die Anwohner von Berlin-Tegel sein. Die Flughafengesellschaft will die Landegebühren für Flüge spätabends und in der Nacht anheben. Doch es gibt Kritik an dem Plan.

Wie lange der Flughafen Berlin-Tegel noch in Betrieb bleiben muss, ist noch nicht einmal ansatzweise klar. Frühestens im Herbst will Flughafenchef Hartmut Mehdorn einen Starttermin für den neuen Hauptstadtairport BER nennen.

Da ist es für die Anwohner von Tegel eine gute Nachricht, dass die Flughafengesellschaft die Gebühren für Flüge in der Nacht anheben will. Sie will auf diese Weise einen Anreiz schaffen, die Starts und Landungen während der normalen Verkehrszeiten abzuwickeln.

Allerdings sieht Martin Lambert (CDU), Bezirksstadtrat von Reinickendorf, in dem Entwurf für die neuen Lärmzuschläge längst nicht alle Forderungen der Anwohner berücksichtigt. „Ich begrüße es, dass die Lärmzuschläge in den Nachtrandzeiten ab 22 Uhr deutlich erhöht werden“, sagt Lambert. Dies sei ein „erster richtiger Schritt, die Fluggesellschaften auch finanziell in die Verantwortung zu ziehen, mehr zeitlichen Abstand zu den Nachtstunden zu halten.“ Allerdings kritisiert er, dass die unabhängig von den Tages- und Nachtzeiten fälligen Lärmentgelte unverhältnismäßig und seiner Ansicht nach „nicht im Sinne der Anwohnerschaft“ verändert werden.

Wie laut ist Ihr Kiez? Der Flugroutenradar der Morgenpost

So will die Flughafengesellschaft die Gebühren für vergleichsweise leise Flieger von derzeit 105 Euro auf 92 Euro verringern. Zu dieser Gruppe gehören unter anderem Flugzeuge wie der Airbus A320 und die Boeing B737. Sie alle zusammen bilden die größte Gruppe an Flugzeugen, die in Tegel starten und landen. Nach Ansicht von Lambert wird damit der falsche Anreiz gesetzt. Er befürchtet, dass es „hier in großem Umfang zu einer Verringerung der zu entrichtenden Entgelte kommen würde.“

Die Flughafengesellschaft dagegen will auf diese Weise die Fluggesellschaften motivieren, leisere Flugzeuge einzusetzen. Daher sollen die Gebühren für die leisesten Jets fallen, die Entgelte für die lautesten Flieger dagegen steigen.

Flugaufkommen steigt

Wenn die Lärmordnung so angepasst wird wie in dem derzeit vorliegenden Entwurf, wird Fliegen nachts in jedem Fall teurer – und zwar unabhängig von der Art des Flugzeugs. Derzeit müssen Flieger einen Aufschlag von 20 Prozent zahlen, wenn sie zwischen 22 und 23 Uhr in Tegel landen. Bis Mitternacht sind 100 Prozent fällig, danach beträgt der Aufschlag 250 Prozent. Künftig sollen schon ab 23.30 bis Mitternacht 150 Prozent mehr bezahlt werden. Danach müssen die Fluggesellschaften bis sechs Uhr morgens 400 Prozent auf das ohnehin fällige Lärmentgelt drauflegen. Über den Entwurf wird in der Fluglärmschutzkommission beraten. Er soll nach derzeitigem Stand ab 2014 gelten.

Notwendig wurde die Neuordnung der Lärmentgelte unter anderem durch das gestiegene Verkehrsaufkommen am Flughafen Tegel. Dort werden nachts mittlerweile mehr Flieger abgefertigt als in Schönefeld. Vor allem in den Randzeiten zwischen 22 Uhr und 23 Uhr ist das Verkehrsaufkommen stark gestiegen, wie eine Auswertung des Flugrouten-Radars der Berliner Morgenpost ergab.

Dass in Tegel spätabends und in der Nacht so hoher Flugbetrieb herrscht, ist bemerkenswert, da dort anders als in Schönefeld ein Nachtflugverbot gilt. Zwischen 23 Uhr und 6 Uhr morgens dürfen dort nur bestimmte Flugzeuge wie Regierungsmaschinen und Postflieger starten und landen. Bis Mitternacht können auch Passagierflieger eine Ausnahmegenehmigung erhalten.

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