Am künftigen Großflughafen Berlin Brandenburg (BER) tut sich was. In den kommenden Tagen soll dort das erste größere Umbauvorhaben seit dem Amtsantritt des neuen BER-Chefs Hartmut Mehdorn beginnen. Dabei geht es um die Sprinkleranlage, mit der Brände in den Terminalgebäuden gelöscht werden sollen. Die Anlage soll nun in mehrere Abschnitte geteilt werden, damit es bei Ausfällen Notlösungen gebe. Flughafensprecher Ralf Kunkel verwies auf das Baubeschleunigungsprogramm „Sprint“, das von Hartmut Mehdorn vor Kurzem gestartet wurde „In diesem Programm sind alle notwendigen Maßnahmen gebündelt und in Module aufgeteilt worden.“ Die Sprinkleranlage sei das erste Modul, in dem es nun eine grundsätzliche Entscheidung gebe. Mit deren Umbau werde nachgeholt, was das zuständige Bauordnungsamt bereits seit Jahren fordere, sagte Kunkel weiter.
Wasserdruck nicht ausreichend
Wann der Umbau der Anlage abgeschlossen sein soll, dazu will sich die Flughafengesellschaft (FBB) zurzeit allerdings nicht äußern. „Wir werden das im Spätsommer oder Herbst kommunizieren, wenn wir auch den Zeitplan für die nächsten Schritte vorstellen“, sagte FBB-Sprecher Ralf Kunkel. Offen ist nach mehreren Termin-Verschiebungen auch, wann der Flughafen in Betrieb gehen kann. Erst im Herbst will Mehdorn einen neuen Eröffnungstermin nennen.
Die Sprinkleranlage ist Teil der Brandschutzanlage des Flughafens, die in ihrer Größe und Komplexität als weltweit einmalig gilt. Mit ihren mehr als 50.000 Sprinklerköpfen soll sie Brände im Terminal und seinen Anbauten löschen. Laut Flughafensprecher Kunkel haben allerdings verschiedene Tests ergeben, dass der Wasserdruck an manchen Stellen nicht ausreichend gewesen ist. „Die Anlage mit ihren rund 50.000 Sprinklerköpfen ist einfach sehr groß“, sagte Kunkel. Man habe deshalb beschlossen, sie in mehrere Abschnitte zu unterteilen. „Das ist baulich nicht besonders anspruchsvoll“, so Kunkel.
Statt einer zentralen Sprinkleranlage sind nun drei separate Anlagen geplant: eine für das Abfertigungsgebäude und die zugehörigen Flugsteige (Mainpier) sowie jeweils eine für den nördlichen und den südlichen Seitenflügel, „Fällt eine Anlage aus, kann die benachbarte Technikzentrale einspringen und Wasser einspeisen“, sagte Kunkel. Eine Aufteilung des Feuerlöschsystems ist nach Ansicht von Experten auch Voraussetzung dafür, um, wie von Mehrdorn ins Gespräch gebracht, den BER abschnittsweise in Betrieb zu nehmen.
Eigentlich sollte die Sprinkleranlage längst umgebaut sein. Den Abgeordneten des Brandenburger Landtags hatte Mehdorn dazu am Mittwoch gesagt: „Aus nicht ersichtlichen Gründen ist das nicht geschehen.“ Die Zulassungsbehörde habe deshalb zu Recht gesagt, dass sie vom Flughafen „verarscht worden sei“, fügte Mehdorn hinzu. Der Umbau der Anlage hat zur Folge, dass nun zwei weitere Sprinklerzentralen im Terminal gebaut werden müssen. Der Platz dafür sei vorhanden, sagte Kunkel. Zu den Kosten des Umbaus wollte er sich nicht äußern.
Der ehemalige Flughafenchef Rainer Schwarz hatte im November 2012 während einer Podiumsdiskussion in Schönefeld davon gesprochen, dass die Brandschutzanlage innerhalb des Terminals bereits Kosten von 200 bis 300 Millionen Euro verursacht hat, ohne dass sie funktioniert hätte. „Dafür baut man in anderen Ländern ganze Terminals“, sagte Schwarz damals.
Bis zu 40.000 Mängel
Der Flughafenexperte Dieter Faulenbach da Costa bezeichnete 200 bis 300 Millionen Euro allein für den Brandschutz als zu teuer. Der Experte aus Frankfurt am Main hat Erfahrungen aus zahlreichen Flughafenprojekten. Üblich seien für Klima- und Brandschutzanlage etwa zwölf Prozent der gesamten Baukosten für das Terminal, rechnete Faulbach da Costa schon vor Monaten vor.
Bei den inzwischen auf mehr als eine Milliarde Euro gestiegenen Kosten für den Terminalbau in Schönefeld wären das 100 bis 120 Millionen Euro. Der mangelnde Brandschutz ist allerdings nicht die einzige Schwachstelle am neuen Großflughafen. Experten hatten in einem Sachstandsbericht an den Flughafen-Aufsichtsrat im März bereits 40.000 Einzelmängel aufgeführt. 8000 davon sollen so gravierend sein, dass sie die Eröffnung und die Betriebserlaubnis des neuen Airports gefährden könnten.
Ungelöst sind etwa die Probleme mit der lebenswichtigen Entrauchungsanlage im Terminal, die deutlich anders gebaut worden sein soll als in der Baugenehmigung vorgesehen. Außerdem sind Kälteleitungen nicht gedämmt, die Türen öffnen und schließen sich nicht wie gefordert und die Hohlräume unter den Decken sind mit Kabeln, Rohrleitungen und Dämmungen teilweise überbelegt.
Auch die Kühlanlagen im Rechenzentrum sind nicht leistungsfähig genug. In einem Bericht des BER-Technikchefs Horst Amann hieß es Im Januar: „So besteht unter bestimmten Voraussetzungen die Gefahr der Überhitzung und Abschaltung.“ Als Schwachstelle gelten auch die Kapazitäten im Terminal. Das sei für die bis zu 27 Millionen Passagiere im Jahr zu klein ausgelegt, kritisierte Flughafenexperte Faulenbach da Costa. Seiner Ansicht nach mangelt es nicht nur an Check-in-Schaltern. Auch der Raum vor den Sicherheitsschleusen, wo das Handgepäck kontrolliert wird, soll zu klein sein. Zudem muss die Start- und Landebahn des alten Flughafens Schönefeld, die künftig für den BER genutzt werden soll, dringend saniert werden.
Um all die Probleme zu lösen, will Mehdorn den neuen Hauptstadtairport in Schönefeld nun nicht auf einen Schlag, sondern in zeitlichen Abständen eröffnen. Bis der BER ganz am Netz ist, sollen auch von Tegel weiter Flieger starten und dort landen. Geht es nach Mehrdorn, sogar noch im Jahr 2018.