Die Bestandsaufnahme ist abgeschlossen. An vier kritischen Stellen der Entrauchungsanlage müssen größere Umbauten vorgenommen werden.
Der neue Chefplaner des neuen Hauptstadtflughafens BER, Horst Amann, hat seine Bestandsaufnahme offenbar abgeschlossen. Nun müssen noch fehlende Pläne gezeichnet werden, damit die Bauarbeiten wieder beginnen können. Das ist nach Informationen von Morgenpost Online für Mitte November geplant. Allerdings ist es noch nicht sicher, ob die Arbeiten dann gleich wieder auf Hochtouren laufen werden. Möglicherweise lässt man die Arbeiter erst in den Teilen des Flughafens beginnen, für die die Planung bis dahin abgeschlossen ist. Nach und nach sollen zwischen 1000 und 1500 Arbeiter auf dem Gelände des BER tätig sein. Zu Spitzenzeiten waren es mehr als 6000.
Derzeit sind es nur ein paar Dutzend Mitarbeiter, die als Brandwachen und Wachschutz durch das fast menschenleere Terminal laufen. Nur in der Haupthalle ist ein Bohrer zu hören. Eine Putzkolonne kommt um die Ecke, um im Nordpier die Natursteinböden zu säubern. Auch die Check-in-Schalter sind vom Staub befreit.
Anders als noch vor Wochen macht die BER-Baustelle zumindest keinen vernachlässigten Eindruck mehr. Zu diesem Schluss kamen die Berliner Grünen nach einem Besuch am Freitag. Der neue Flughafenplaner Horst Amann soll die Devise ausgegeben haben: Auch äußerlich wird aufgeräumt. Allerdings: An vielen Decken sind noch immer die sogenannten Revisions-Klappen geöffnet. Sie geben den Blick frei auf dicke Kabelstränge. Amanns Team untersucht jeden Quadratmeter des Flughafens und überprüft, ob die Pläne mit dem, was da eingebaut wurde , übereinstimmen. Das größte Problem, das eine Betriebaufnahme des BER verhindert, ist noch immer nicht funktionstüchtige Brandschutzanlage. Sie muss dafür sorgen, dass es innerhalb des Terminals bei einem Feuer bis zu einer Höhe von 2,15 Meter rauchfrei bleibt. Auf diese Weise sollen die Menschen genug Zeit haben, um aus dem brennenden Gebäude zu fliehen.
Wie es heißt, konnten die Bestandsaufnahmen in den Kabelschächten des Terminals inzwischen abgeschlossen werden. Unter dem Druck, den Eröffnungstermin 3. Juni unbedingt halten zu müssen, waren im Frühjahr 2012 zahllose Leitungen ohne Rücksicht auf Tragfähigkeit und Brandschutzbestimmungen verlegt worden. Starkstromkabel, normale Stromleitungen und Kabel für die Telekommunikation liegen in den Schächten wild durcheinander. „Da wurde eindeutig gegen Regeln des Bauen verstoßen“, so ein Insider. An den Zuständen hat sich bislang nur wenig geändert. Inzwischen haben sich die von Technikchef Amann beauftragten Experten einen Überblick verschafft. Entgegen ersten Befürchtungen müssen nicht ganze Anlagen neu installiert werden. Notwendig sind aber ergänzende Zeichnungen, die nun vom neuen Generalplaner Schüßler Plan erstellt werden. An vier kritischen Stellen der hochkomplexen Entrauchungsanlage müssen indes auch größere Umbauten vorgenommen werden.
Seit der geplatzten Eröffnung des BER am 3. Juni ist das Interesse an Führungen über die Baustelle riesig. Abgeordnete aus Berlin und Brandenburg, aber auch Bundespolitiker wollen sich ein Bild vom Zustand machen. Die Flughafengesellschaft hat sich daher entschlossen, künftig spezielle Parlamentariertage anzubieten. Manche der Besucher wollen es ganz genau wissen: Eine Fraktion brachte einen Bauexperten mit, der Teile des Gebäudes mit einem kleinen Hämmerchen nach Schwachpunkten abklopfte. Ein Journalist rückte mit einer Wasserwaage an, um zu messen, ob der Tower noch gerade steht. Hartnäckig hält sich der Verdacht, dass der Boden darunter absackt. Bestätigt hat sich das bislang nicht.
In Berlin beginnt am kommenden Freitag die parlamentarische Aufarbeitung des Flughafen-Debakels. Die Mitglieder des Untersuchungsausschusses kommen dann zu ihrer ersten Sitzung zusammen. Dabei wollen sie erste Beweisanträge beschließen. Allerdings dürfte es eine Weile dauern, bis sie die Unterlagen wegen des enormen Umfangs tatsächlich zur Verfügung haben. Besonders Vertreter der Opposition wollen klären, wie es zu den großen Zeitverzögerungen und ausufernden Kosten am BER kommen konnte. Vorsitzender des Untersuchungsausschusses ist Martin Delius (Piraten). Seine Fraktion erstellt gerade ein Internetportal, um die Ausschuss-Arbeit zu dokumentieren.