Hartmut Mehdorn setzt voll auf den neuen Großflughafen BER in Schönefeld. „Der Airport Berlin ist unser Heimatflughafen“, sagte Air-Berlin-Chef Mehdorn bei einer Veranstaltung der Industrie- und Handelskammer Berlin und fügte noch hinzu: „Was Besseres kann Berlin nicht haben als Air Berlin. Das ist nun mal so.“ Allerdings hänge der wirtschaftliche Erfolg von Air Berlin auch eng mit dem neuen Flughafen zusammen. „Die Frage ist, ob es uns gelingt, aus dem neuen Flughafen einen Hub zu machen“, sagte Mehdorn am Mittwoch.
Ein Hub ist ein Drehkreuz. Für die Fluggesellschaften sind solche Drehkreuze von enormer wirtschaftlicher Bedeutung. Es geht darum, die Flugzeuge möglichst viel in der Luft zu haben – und die Passagiere an die Airline und ihre Partner-Fluggesellschaften zu binden. Mehdorn drückte es so aus: „Ziel ist es, die Menschen raus aus dem Flugzeug zu bekommen und dann wieder rein – und die Flugzeuge pünktlich wegzubekommen.“
Fluggäste sollen sich wohlfühlen
Die Planungen für dieses schnelle Umsteigen sind schon längst angelaufen. In sechs Wellen will Air Berlin den neuen Flughafen in Schönefeld ansteuern. Dann soll es auch einen großzügigen Bereich im Flughafen von Air Berlin geben. Das Warten soll angenehm sein: in Lounges mit Wohlfühlatmosphäre. Die linke Hälfte des BER sei für Air Berlin, so Mehdorn. Das zeigt auch die besondere Bedeutung der Fluggesellschaft für den Flughafen und seine zukünftige Entwicklung.
Mehdorn kündigte an, das Unternehmen, das von Joachim Hunold gegründet und aufgebaut worden war, nun umzubauen. „Air Berlin wird industrialisiert werden“, sagte Mehdorn. Es werde weitere Effizienzprogramme geben. Offenbar soll das Unternehmen komplett verändert werden. Mehdorn kündigte neue Strategien, andere Führungsstrukturen und ein besseres Controlling an. „Qualität ist das A und O“, sagte Mehdorn und verwies auf den hohen Flugstandard, den Air Berlin anbieten wolle. Das Unternehmen sei zwar keine Premium-Fluggesellschaft, aber eben auch keine Billig-Airline, „wo man sich vor dem Flug ein Wasser kaufen muss“.
Mehdorns Werben für sein Unternehmen kommt nicht von ungefähr: Mit der Eröffnung des Flughafens am 3. Juni wird es einen Kampf um die Berliner Passagiere geben. Air Berlins Hauptkonkurrent Lufthansa will mit günstigen Tickets unter 50 Euro mehrere Flughäfen ansteuern, die auch Air Berlin anfliegt. Während Air Berlin den Berliner Flughafen zum Drehkreuz machen will, gibt sich die Lufthansa bei dieser Strategie zurückhaltend. Das größte deutsche Unternehmen setzt auf seine Standorte Frankfurt und München.
Die Eröffnung des Flughafens kommt in einer für die Luftfahrtbranche „schwierigen Phase“, wie es Mehdorn ausdrückte. „Wir müssen uns auf Moll einstellen“, so der Airline-Chef. So machen die hohen Kerosinkosten allen Fluggesellschaften zu schaffen. In den letzten 36 Monaten seien die Preise für das Flugbenzin um fast das Doppelte gestiegen. Was den Unternehmen nun noch obendrauf zu schaffen mache, sei die neue Luftverkehrsteuer.
Bald schwarze Zahlen schreiben
Allein Air Berlin müsse im Jahr 180 Millionen Euro mehr an den Fiskus überweisen. Das Problem sei, dass ausländische Unternehmen von dieser Steuer nicht betroffen seien. Air Berlin schreibt zurzeit rote Zahlen und war Ende vergangenen Jahres in einer schwierigen wirtschaftlichen Situation. Air Berlin dürfte im vergangenen Jahr einen höheren Verlust als 2010 geschrieben haben, die Bilanz liegt noch nicht vor. In den ersten neun Monaten 2011 hatte die Gesellschaft einen Nettoverlust von 134 Millionen Euro verbucht.
Man werde aber bald schon wieder schwarze Zahlen schreiben, gab sich Mehdorn optimistisch. Allerdings beschrieb er auch die momentanen Schwierigkeiten, als Fluggesellschaft Kredite von den Banken zu bekommen. Zuletzt hatte ein neuer Großaktionär Air Berlin vor weiteren Turbulenzen gerettet. Durch den Einstieg der arabischen Fluggesellschaft Etihad Airways floss kurzfristig Kapital von mehr als 70 Millionen Euro in das Unternehmen. Zudem habe es Kreditgeschäfte mit den Arabern gegeben, die Air Berlin Geld zu günstigeren Konditionen geliehen hatten als die Banken, so Mehdorn. Mittelfristig soll das Bündnis die Verbindungen nach Abu Dhabi und dann weiter nach Asien stärken.
Am 20. März 2012 wird Air Berlin Mitglied des weltweiten Luftfahrtbündnisses Oneworld, einer großen Vertriebsorganisation. Das werde mit einem Festakt im April in Berlin gefeiert, kündigte Mehdorn an. Dann soll auch das Meilensammeln mit Air Berlin attraktiver werden, weil weitere 2500 Verbindungen von Partnergesellschaften dazukämen, so Mehdorn.