Reden statt verbieten

Eltern sollten Online-Welt der Kinder kennen

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Stundenlang Computer spielen oder chatten, Mutproben filmen und ins Netz stellen oder vor der Webcam strippen: Was Jugendliche so alles tun, macht viele Eltern ratlos. Mit Verboten kommen sie aber nicht weiter.

Denn dann reißt häufig die Kommunikation ab. Reden sei aber wichtig, um zu verstehen, was die Jugendlichen eigentlich treiben, sagte der Medienpädagoge Prof. Andreas de Bruin.

Eltern sollten besser auf ihre eigene Jugendzeit zurückblicken und sich erinnern, was ihnen damals zum Beispiel Popmusik bedeutet hat. Sie beeinflusste die Kleidung, den Haarschnitt, den Freundeskreis und die politische Einstellung. Ähnliche Funktionen erfüllen heute die Onlinewelten für Jugendliche, sagte de Bruin, der an der Hochschule München lehrt.

Auch empfehle es sich für Eltern, sich zeigen zu lassen, was die Jugendlichen im Internet machen - ohne das gleich zu bewerten. Dann können sie eher herausfinden, was den Sohn oder die Tochter daran so fasziniert. Im nächsten Schritt gelte es, weitere Informationen zu den Internetseiten und Spielen, die von den Kindern genutzt werden, zu sammeln. "Sie können sich einlesen", rät der Medienpädagoge.

Computer nicht im Kinderzimmer

Streit gibt es in vielen Familien aber nicht nur um die Inhalte, sondern auch um die Zeit, die Kinder vor dem Computer verbringen. Um besser den Überblick zu behalten, sollte der PC besser nicht im Kinderzimmer stehen. "Holen Sie den PC aus dem unmittelbaren Wohnbereich des Kindes heraus und stellen Sie ihn in den Flur", rät der Suchtforscher Prof. Rainer Thomasius. Das sei ein wirksames Mittel, um Kinder davon abzuhalten, zu viel Zeit online zu verbringen. Darüber hinaus sei es sinnvoll, gemeinsam mit dem Nachwuchs Wochenpläne für die Online-Sitzungen aufzustellen.

Wichtig ist aber auch, dass Eltern sich austauschen. Sie können zum Beispiel in der Schule anfragen, ob auf einem Elternabend Themen wie exzessives Computerspielen besprochen werden können- möglicherweise zusammen mit einem Experten. "Wenn sie Institutionen einbinden, fühlen sich Eltern nicht so machtlos", sagt de Bruin. Außerdem könne es helfen, mit anderen Eltern zu sprechen, um herauszufinden, wie der Umgang mit Medien in anderen Familien gehandhabt wird.

Schwierig wird es, wenn es um gefährliche Inhalte im Netz geht - etwa Seiten, die Magersucht propagieren. In solchen Fällen sollten Eltern am besten an die Öffentlichkeit treten. "Schalten Sie Organisationen ein, schreiben Sie Leserbriefe oder an Politiker", rät de Bruin. So hätten Eltern zumindest nicht mehr das Gefühl, mit ihren Problemen allein zu sein.

( dpa )