Literatur

Kloster Neuzelle als mörderischer Schauplatz

| Lesedauer: 4 Minuten
Katrin Starke
Bereits im Alter von fünf Jahren wusste Carla Maria Heinze, dass sie einmal Schriftstellerin wird

Bereits im Alter von fünf Jahren wusste Carla Maria Heinze, dass sie einmal Schriftstellerin wird

Foto: Christian Kielmann

Carla Maria Heinze lebt in Brandenburg und schreibt Kriminalromane über die Mark. Jetzt ist ihr zweites Buch erschienen.

Darüber, wie sie als junges Mädchen von Stahnsdorf nach Zehlendorf flüchtete, will Carla Maria Heinze nicht sprechen. „Es war auf jeden Fall abenteuerlich“, merkt sie kurz an. „Das war ja direkt nach dem Bau der Mauer.“ Und doch hat sich die gebürtige Kleinmachnowerin genau dieses Themas – den Folgen der deutsch-deutschen Teilung – angenommen: Mittlerweile hat sie ihren zweiten Kriminalroman veröffentlicht.

Monatelang forschte sie über Ost-West-Spionage während des Kalten Krieges, über die Staatssicherheit und ihre Akten, über Mitläufer, Täter und Opfer. „Reichlich Muffensausen“ habe sie vor der Veröffentlichung ihres Krimis „Potsdamer Morde“ vor einem Jahr gehabt. Nicht nur, weil sie damit ihren literarischen Einstand feierte, sondern auch, weil die fiktive Handlung vor der eigenen Haustür in Stahnsdorf spielt. „Ich wusste nicht, wie die Nachbarn damit umgehen, was Bekannte sagen.“ Doch: „Das Echo war ausschließlich positiv“, erklärt sie noch heute verblüfft.

Leiche in der Sakristei von Kloster Neuzelle

Der Beifall fürs Debüt war für Heinze Ansporn weiterzumachen. Mit „Brandenburger Geheimnisse“ hat sie nun ihren zweiten Krimi vorgelegt. Wieder hat sie sich in die Vergangenheit der Region gewühlt. „Dieses Mal noch viel tiefer.“ Kloster Neuzelle hat sie zum mörderischen Schauplatz erkoren und sich damit einen lang gehegten Wunsch erfüllt. „Der Ort fasziniert mich, seit meine Mutter ihn mir vor vielen Jahren gezeigt hat.“

Die Idee, in der Sakristei eine Leiche zu platzieren, habe ihr die Gelegenheit gegeben, sich intensiv mit der Historie der Stätte, der Architektur, den Menschen, die hier lebten, zu beschäftigen. An Führungen durch das denkmalgeschützte Ensemble hat sie teilgenommen, Bibliotheken durchstöbert, dicke Bücher in ihr Arbeitszimmer geschleppt – und das heimische Büro zur Sperrzone für Mann und Tochter erklärt.

Ermittlerteam aus erstem Krimi Treue gehalten

Notizen, Zeitungsausschnitte, Computerausdrucke kleben an den Wänden, Akten und Fotos sind auf Schreibtisch, Stuhl und Fußboden verteilt. Dazwischen eine Kaffeetasse und Schokolade. Stressig wird es, wenn sie kurz davor steht, ein Manuskript abzuschließen. Schlaf findet sie dann kaum. Nachts liest sie. „Früh um fünf stehle ich mich in mein Büro und lege los.“ Um mal abzuschalten, helfe nur eines: „Unkraut aus dem Beet reißen.“

Zettel und Stift hat sie immer dabei, um jeden Einfall festzuhalten. „Meine Figuren haben mittlerweile ein Eigenleben entwickelt. Ich folge ihnen nur noch“, sagt sie amüsiert. Ihrem Ermittlerteam aus dem ersten Krimi hat sie die Treue gehalten. Die ehemalige Fallanalytikerin vom Landeskriminalamt Berlin, die pensionierte Enne von Lilienthal, und deren Sohn Maik, Kriminalhauptkommissar in Potsdam, sind wieder mit von der Partie.

Endlich schreiben zu können und sogar erfolgreich, sei wie ein zweites Mal „nach Hause“ kommen. „Schon mit fünf stand für mich fest, Schriftstellerin zu werden“, sagt Heinze. Das Leben sei ihr dazwischen gekommen. „Genauer die Sorge, vom Schreiben nicht leben zu können“, gesteht sie ein. Heinze dachte pragmatisch, suchte sich nach Abitur und Lehre einen „Brotjob“. Als EU-Sicherheitsberaterin für ein international agierendes Postunternehmen überwachte sie Gefahrgüter im Luftverkehr und bildete Sicherheitspersonal aus. Und das weit von der Mark entfernt.

„Wir verstehen uns, sprechen die gleiche Sprache“

Mehr als zwei Jahrzehnte lebte die „Berlinerin mit Brandenburger Wurzeln“ in einem Vorort von Frankfurt am Main. Erst 2003 kehrte sie mit ihrem Mann nach Brandenburg zurück. Das Paar trat dem Förderverein Stahnsdorf bei, krempelte die Ärmel hoch, um das Haus der Großeltern auszubauen. „Dass wir uns selbst die Hände schmutzig machten, kam in der Nachbarschaft gut an“, erinnert sie sich. „Trotz Westsozialisation steckt in mir auch noch das Brandenburgische meiner Kindheit. Das spüren die Menschen. Wir verstehen uns, sprechen die gleiche Sprache.“

Das meint sie wörtlich. Sprache fasziniert Heinze. „Sie verrät viel über den Charakter und das Gemüt der Region.“ Eine Eigenheit, wie sie Heinze auch in ihren Krimis aufleben lässt. Das nächste Buch ist bereits in Planung, es soll ebenfalls wieder in der Mark spielen.

Am Donnerstag, 26. November 2015, 19.30 Uhr, wird Carla Maria Heinze im Bürgersaal des Rathauses Kleinmachnow, Adolf-Grimme-Ring 10, aus „Brandenburgische Geheimnisse“ lesen. Der Eintritt kostet fünf Euro.