Ärztemangel

Medizinern vergeht die Arbeitslust in Brandenburg

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Es mangelt an Ärzten. Noch drastischer als in Berlin ist die Situation in Brandenburg. Abrechnungsbürokratie, häufige Bereitschaftdienste und große Belastungen machen das Bundesland für Mediziner wenig attraktiv.

Lange Arbeitszeiten, hoher Dokumentationsaufwand und hoher Druck: Brandenburgs Krankenhausärzte klagen über schlechte Arbeitsbedingungen. Immerhin knapp die Hälfte von ihnen zieht, einer aktuellen Mitgliederbefragung des Marburger Bundes (MB) zufolge, deshalb in Betracht, den Krankenhausjob an den Nagel zu hängen.

„Der Anteil von Bereitschaftsdiensten im Verhältnis zu den Dienststunden muss verträglicher werden“, sagte der Landesvorsitzende der Ärztegewerkschaft, Kilian Tegethoff, bei der Vorstellung der Ergebnisse von rund 380 Fragebögen am Mittwoch.

Die Situation sei in Brandenburg noch drastischer als in Berlin, weil in dem Flächenstaat seit 1996 Ärztemangel herrsche, betonte Udo Wolter, MB-Vize und Ärztekammerpräsident Brandenburgs. Vor allem bei den Assistenzärzten gebe es wegen der schlechten Arbeitsbedingungen eine hohe Fluktuation. „Im Potsdamer Ernst-von-Bergmann-Klinikum zum Beispiel bleiben die jungen Ärzte im Durchschnitt nur ein Vierteljahr“, beklagte Wolter.

Seit der ersten Mitgliederbefragung 2007 hat sich die äußerst angespannte Situation in mancher Hinsicht zwar leicht gebessert: So arbeiten die Krankenhausärzte im Durchschnitt zwar noch insgesamt 54 Wochenstunden, aber 2007 waren es sogar 56. Mittlerweile wird immerhin ein etwas höherer Anteil der Überstunden bezahlt oder in Freizeit umgewandelt.

Problematisch sehen die Ärzte weiterhin den hohen Zeitaufwand für Abrechnungsbürokratie – die meisten sitzen zwei bis drei Stunden pro Tag daran. „Für eine Viertelstunde Behandlung ist oft eine halbe Stunde Schreibkram notwendig“, sagte Tegethoff. Für die Abrechnung der Fallpauschalen müssten deshalb noch mehr spezielle Assistenzkräfte eingestellt werden, wie sie an der Charité oder bei Vivantes bereits erprobt werden, forderten Tegethoff und Wolter.

Unterm Strich sei den Ärzten eine Reduzierung der Arbeitszeit wichtiger als mehr Geld, resümierte Tegethoff. Anders als noch 2007 rangierte nun die Vereinbarkeit von Familie, Freizeit und Beruf ganz oben auf der Rangliste der Wichtigkeit. Dass hier im derzeitigen Berufsalltag noch viel „Platz nach oben“ ist, mag auch ein Grund dafür sein, dass der Frauenanteil der Krankenhausmediziner nach wie vor nicht wächst und weniger als die Hälfte ausmacht.

( dpa/cb )