Berlin. Es gibt neuen Ärger um den Radweg an der Ollenhauerstraße in Berlin-Reinickendorf. Die Freigabe des fertigen Radfahrstreifens, die eigentlich längst erfolgt sein sollte, wurde von der Verkehrsverwaltung nach dem politischen Wechsel von Ex-Senatorin Bettina Jarasch (CDU) zu Manja Schreiner (CDU) gestoppt, um ihn, wie alle Radwegeprojekte, einer Prüfung zu unterziehen.
Nach viel öffentlicher Aufregung hieß es Mitte Juli von der Verkehrsverwaltung, alle Radwege, die im Bau oder fertiggestellt sind, sollen nicht noch einmal geprüft werden, die Ollenhauerstraße werde nun „nach intensiven Prüfungen“ zeitnah freigegeben.
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Noch immer kein Zeitpunkt für die Eröffnung
Mittlerweile sind zwei Wochen vergangen, noch immer sind die bereits aufgemalten Fahrradpiktogramme gelb überkreuzt, Autos parken auf dem markierten Rad, die blauen, runden Radfahrwegschilder sind noch immer verkehrt herum und damit ungültig angebracht.
Die Ollenhauerstraße wurde als Symbol für den Berliner Umschwung von der Grünen-Verkehrspolitik zur Vekehrspolitik der CDU gewertet, damit wurde Reinickendorf „weltberühmt“, wie der Grüne Verkehrsexperte Jens Augner spöttisch bemerkte.
Wer sich nun an die Ollenhauerstraße stellt, bemerkt, dass es zwei Arten von Radfahrern gibt: Die ortskundigen, die den Weg routiniert fahren, und die Unkundigen, die sichtlich irritiert über die durchgestrichenen Piktogramme und weißen Führungslinien sind, die sich widersprechen.
Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU) sagte Mitte Juni, in der Ollenhauerstraße gehe es ihr darum, dass die Geschäftstreibenden in der Stadt nicht durch falsche Planungen in Schwierigkeiten geraten, man wolle prüfen, ob nicht die Spur neben der künftigen Radspur nachts als Park-Spur dienen könne, wichtig sei ihr „Verkehrssicherheit für alle“.
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„Das ist ganz großer Murks“
Das versetzt Mathias Adelhoefer, Sprecher des Netzwerks Fahrradfreundliches Reinickendorf, in Rage. „Das ist ganz großer Murks. Ich halte das alles für reine Verzögerungstaktiken, ich glaube davon kein Wort.“
Die Klima Liste Berlin belässt es nicht bei Worten. Die Aktivisten haben als provozierende Aktion den Umriss eines (fiktiven) Verunglückten auf den Radweg pinselt und daneben eine Anklage geschrieben: „CDU – wie viele noch“. Adelhoefer gibt ihnen in gewisser Weise auch Recht. „Wir warnen schon seit langem vor den Gefahren für Radfahrende. Aber die Politik wacht erst auf, wenn es ein Opfer gibt.“
Die Verkehrsverwaltung unter Senatorin Schreiber (CDU) antwortet auf Morgenpost-Anfrage zur Eröffnung des Radwegs an der Ollenhauerstraße: „Einen genauen Termin können wir noch nicht mitteilen. Der Verkehrsverwaltung ist daran gelegen, sehr zeitnah die Radweganlage in der Ollenhauerstraße in Betrieb zu nehmen.“ Dabei ist das Wort „sehr“ fett geschrieben.
Doch Adelhoefer ist mehr als skeptisch: „Es lassen sich immer wieder Dinge finden, an denen man sich festkrallen kann, wenn man den Radweg nicht freigeben will. Und ganz schnell ist man zeitlich bei den nächsten Abgeordnetenhauswahlen 2026.“
In ihrer Pressemitteilung hatte die Verkehrsverwaltung selbst den geplanten Umbau der Ollenhauerstraße 2026/2027 ins Spiel gebracht, allerdings auch versprochen, „bis dahin wird der nun vorhandene Weg mit kleinen Änderungen für den Radverkehr frei gegeben“.
Netzwerk ruft zur Fahrrad-Demo auf
Das Netzwerk Fahrradfreundliches Reinickendorf jedenfalls sieht Handlungsbedarf und lädt deshalb am Montag, dem 14. August um 17 Uhr zur Raddemo: Start ist an der Oranienburger Str. 285/Vorplatz Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik, die Route führt über Ollenhauerstraße, Humboldtstraße, Lindauer Allee, Roedernalle wieder zurück zur Oranienburger Straße. Adelhoefer: „Wir wollen den Radweg schließlich zeitlich noch erleben – dann auch noch am Leben sein als Radfahrer.“
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