Endstation für Falschfahrer: Pankows gefährlichste Fahrradstraße erhält eine Sperre gegen Autos. Die Zeitschiene des Projekts erstaunt.

Unfälle, Beinahe-Unfälle, wüste Beleidigungen durch das Seitenfenster: Wer die Fahrradstraße Ossietzkystraße in Pankow als solche nutzt, braucht starke Nerven. Seit drei Jahren ringt das Bezirksamt um eine Lösung, damit ortsfremde Autofahrer sich an die Regeln halten – und die Passage mit Vorrang für das Velo meiden. Seit Jahren steht auch die verhältnismäßig drastische Lösung für dieses Problem fest. Eine Leiste aus Pollern soll die strategisch wichtige Zufahrt in den Majakowskiring versperren, sodass jeder in eine Sackgasse gerät, der rechtswidrig nach einer Abkürzung sucht.

So simpel der längst beschlossene Plan scheint, so viele Widrigkeiten hatte die zuständige Abteilung zu überwinden – erst unter Führung der Grünen, später unter Leitung von CDU-Stadträtin Manuela Anders-Granitzki. Bedenken der Polizei, Personalmangel in der Straßenverkehrsbehörde, die Abwägung, ob Poller das „mildeste Mittel“ sind, um Autos beim illegalen Abkürzung zu stoppen: Das alles ließ Tage, Monate und Jahre verrinnen.

Fahrradstraße in Pankow erhält Poller: Ironischer Jubel im Internet

Wegen mehreren Unfällen und verbalen Entgleisungen zwischen Auto- und Radfahrern gehört die Ossietzkystraße in Pankow zu den problematischsten Verkehrswende-Projekten Berlins.
Wegen mehreren Unfällen und verbalen Entgleisungen zwischen Auto- und Radfahrern gehört die Ossietzkystraße in Pankow zu den problematischsten Verkehrswende-Projekten Berlins. © Thomas Schubert / BM | Thomas Schubert

Und jetzt das: Bauzäune auf der Ossietzkystraße. Tatsächlich bedeuten die rot-weißen Baken den nahenden Vollzug. Wie das Bezirksamt im Verkehrsausschuss meldete, entsteht hier der von der Polizei geforderte Wendehammer. Jenen braucht es, damit zum Beispiel Lastwagen, die in die künstliche Sackgasse aus Pollern geraten, umkehren können und nicht durch ein unkontrolliertes Zurücksetzen Radfahrer gefährden.

Seit der Meldung über die unverhofften Bauarbeiten und die Fertigstellung noch in diesem Dezember kursieren in sozialen Netzwerken Bilder des werdenden Wendehammers. Verbunden mit ironischen Jubel-Meldungen wie dieser: „Nur 4 1/2 Jahre später werden endlich Nägel mit Köpfen gemacht und ein Modalfilter am Majakowskiring eingebaut. Fertigstellung Mitte Dezember. Egal, ich stelle schon mal den Sekt kalt“, schriebt etwa Jens Haustein, der das Projekt im Verkehrsausschuss durch regelmäßiges Nachfragen am Köcheln hielt. Zur Erinnerung: 2019 trat man den Fahrradstraßen-Plan dort in Gang.

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Andere Nutzer wundern sich, dass Denkmalschutzvorgaben des benachbarten Schlosspark-Geländes offensichtlich beherrschbar waren. Nun ist es also nur noch eine Frage weniger Wochen, bis der Wendehammer in der Ossietzkystraße Falschfahrer auffängt - und Poller sie am Durchkommen hindern.

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