Illegale Fällung

Bizarrer Trend: Nächster Baum in Prenzlauer Berg zerhackt

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Frisch gepflanzt und durchgehackt: Immer wieder führt „Baumfrevel“ im Bezirk Pankow zu Schäden. Inzwischen belaufen sich die Kosten auf über 20.000 Euro.

Frisch gepflanzt und durchgehackt: Immer wieder führt „Baumfrevel“ im Bezirk Pankow zu Schäden. Inzwischen belaufen sich die Kosten auf über 20.000 Euro.

Foto: Thomas Schubert / Berliner Morgenpost

Immer wieder sägen Unbekannte junge Bäume ab. In Pankow verfolgt man den Trend mit großem Ärger. Und hat dafür inzwischen einen Namen.

Berlin.  Bis vor wenigen Jahren hätte man von irrationalen Einzelfällen gesprochen. Aber inzwischen ereignet sich Vandalismus an Bäumen in einer Regelmäßigkeit, die Berliner Bezirken ernste Sorge bereitet. Und in Pankow häufen sich die Fälle in einer Weise, dass man hier inzwischen ein eigenes Wort für ein schädliches Phänomen beschreibt: Unter „Baumfrevel“ versteht man die illegale Fällung von frisch gepflanzten Bäumen mit Sägen oder Äxten. Oder aber ein Anritzen von Stämmen und Wurzeln, die unweigerlich zur Notfällung führen.

Gerade sind in Prenzlauer Berg wieder die Spuren eines neuen Vorfalls zu besichtigen: Am Kollwitzplatz haben Unbekannte über Nacht einen frisch gepflanzten Jungbaum etwa in der Mitte des Stamms zerhackt. In einem Kiezmilieu, das sich für Klimaschutz interessiert, Aufforstung von Innenstadtvierteln fordert und selbst manche Baumpflegearbeiten argwöhnisch verfolgt, wirkt eine solche Tat besonders schockierend.

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So verständigten Anwohner prompt das Bezirksamt, um den Fall von Vandalismus an Pflanzen verfolgen zu lassen. Doch wie bei früheren Vorfällen dieser Art steht man auch hier vor einem Rätsel. Keine Anzeige wegen Sachbeschädigung führte zuletzt dazu, dass man einen Täter ermitteln konnte.

„Baumfrevel“ in Prenzlauer Berg: Deswegen plant der Bezirk keine Ersatzpflanzung

Über das Ordnungsamt habe der Bezirk davon erfahren, dass am Kollwitzplatz durch Vandalismus ein neu gepflanzter Baum abgehackt wurde, schildert die zuständige Stadträtin Manuela Anders-Granitzki die einzige gesicherte Erkenntnis. „Mit Erschrecken“ habe sie davon erfahren, dass in Prenzlauer Berg jemand am Werk war, dem Schäden in Höhe von mindestens 3000 Euro pro Jungbaum offenbar egal sind. So platzt die Chance, dass ein Gehölz heranwächst, dass sich positiv auf die Klimabilanz auswirkt und eines Tages Schatten spendet.

„Die Bilder sprechen eindeutig von Mutwilligkeit und Zerstörung. Für eine solche Tat fehlt mir jegliches Verständnis“, erklärt Anders-Granitzki. Zuletzt hatten Unbekannte 2022 direkt am Sitz des Bezirksamts in der Diesterwegstraße in Prenzlauer Berg neun frisch gepflanzte Jungbäume stark angeritzt oder zerhackt. Allein hier fiel ein Schaden von rund 20.000 Euro an. Und ein halbes Jahr zuvor sorgte „Baumfrevel“ in der Heinrich-Mann-Straße dafür, dass nur ein Stumpf im Boden zurückblieb.

Klimastress bleibt trotz Vandalismus die größte Gefahr für Berliner Bäume

Auch wenn solche Fälle im Bezirk Pankow regelmäßig stattfinden, sieht die Senatsumweltverwaltung für Berlin insgesamt keine auffällige Häufung. Im Vordergrund stünde eher der Verlust von Straßenbäumen wegen Klimastress, erklärt Umweltexperte Derk Ehlert.

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Am Kollwitzplatz, wo der aktuelle Fall von Baumvandalismus stattfand, wird jedenfalls eine Ersatzpflanzung so bald nicht möglich sein. „Eine zeitnahe Neupflanzung kann insbesondere wegen der aktuellen trockenen Wetterlage nicht erfolgen“, teilt der Bezirk mit. Tatsächlich ist es in Berlin eher unüblich, Straßenbäume in der Zeit zu pflanzen, wenn sie Laub tragen, erläutert der Senatsexperte Derk Ehlert. Der Grund: Bäume verlören über Blätter zusätzlich Wasser und seien in der sensiblen Zeit kurz nach dem Einsetzen schwieriger zu pflegen.

So kann „Baumfrevel“ zur falschen Zeit also zu einem Schaden führen, der erst Monate später wieder behoben werden kann.

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