In der SPD soll ein Journalist unter falschem Namen gearbeitet haben. Jetzt liefert der Kreischef eine Erklärung für die Posse.

  • Ein Journalist soll sich jahrelang unter falschem Namen in der Pankower SPD engagiert haben
  • Gelegentlich soll er dabei auch einen falschen Bart getragen haben
  • Nun reagiert Pankows SPD-Kreischef Dennis Buchner auf die Vorwürfe

Berlin. Der "Handelsblatt"-Journalist Mathias Brüggmann soll jahrelang für die SPD Politik in Berlin-Pankow gemacht haben – als "Matthias Brückmann". Das berichtet der "Tagesspiegel".

Wie kam das falsche Spiel jetzt ans Licht? In der Wahlkreisdelegiertenversammlung des Bezirks rechnet "Brückmann" am vergangenen Samstag drei Minuten mit Berlins Regierender Bürgermeisterin Franziska Giffey ab. Sie sei im Wahlkampf ein "Wählerschreck" gewesen. Falls Giffey das Bündnis mit der CDU eingehe, führe sie die Partei in den Abgrund.

Falscher SPD-Politiker mit Wutrede gegen Giffey

Der Auftritt bleibt nicht folgenlos: Der RBB sendet ihn in der "Abendschau". Die Wut darüber entlädt sich in einem internen WhatsApp-Chat der SPD Pankow. Genau dieser liegt dem "Tagesspiegel" vor. Darin heiße es beispielsweise von Alfonso Pantisano: "Was ich ganz großartig finde – das Maul groß aufreißen und dann (wie früher) mit falschem Bart und heute mit falschen Namen einen auf Wutbürger machen und nicht mit offenem Visier arbeiten." Lesen Sie auch: Pankow: Personalbeben im Kleingarten-Vorstand

Offenbar war es Brüggmanns Masche, gelegentlich mit einem falschen Bart aufzutreten. Als "Matthias Brückmann" war er einer von drei stellvertretenden Vorsitzenden der SPD-Abteilung 15 Kollwitzplatz, Winskiez, Kastanienallee. Was irritiert: Laut "Spiegel" ist die falsche Identität von "Brückmann" seit Jahren in Pankower Parteikreisen bekannt – nur hätten sich offenbar nur wenige daran gestört.

"Handelsblatt" beurlaubt Brüggmann

Im wahren Leben arbeitet Brüggmann als International Correspondent beim "Handelsblatt". Dort berichtet er hauptsächlich über Russland und den Nahen Osten. Er hat sich bislang gegenüber keinem Medium zu den Vorwürfen geäußert. Auch interessant: Grün-Schwarz-Gelb: In Pankow stehen die Zeichen auf Jamaika

Das "Handelsblatt" teilte auf "Tagesspiegel"-Anfrage mit: "Der Chefredaktion war das politische Amt von Handelsblatt-Redakteur Mathias Brüggmann nicht bekannt." Er sei erst einmal beurlaubt worden, um für Klarheit sorgen zu können. „In einem nächsten Schritt wird eine Kommission Brüggmanns Texte untersuchen, ob sie unserem Anspruch an redaktionelle Unabhängigkeit gerecht geworden sind.“

Im Alltag der Bezirkspolitik spielte Brüggmann indes nur eine Nebenrolle. Als Bürgerdeputierter im Ausschuss für Wirtschaftsförderung und Verwaltungsmodernisierung trat er zum Beispiel als sachkundiger Bürger in Erscheinung.

SPD-Kreischef bestreitet Identitätsschwindel

Neue Erkenntnisse zu den Vorgängen bringt nun eine erste Stellungnahme von Pankows SPD-Kreischef Dennis Buchner. Er bestreitet die These, wonach Brüggmann in der Partei unter falschem Namen auftrat. Es sei Fakt, dass Brüggmann „nicht unter falschem Namen bei uns Mitglied ist und auch stets unter seiner richtigen Schreibweise bei innerparteilichen Wahlen angetreten ist“, stellt Buchner klar.

Die abgewandelte Schreibweise „Brückmann“ auf Internetseiten der SPD habe er mit seiner Tätigkeit für den Arbeitgeber selbst begründet. In der möglichen Doppelrolle als Journalist und Politiker sieht der Kreisvorstand das eigentliche Problem. Wie sich das damit logisch vereinbart, dass er dann so offen und öffentlichkeitswirksam vor Kameras auftritt, kann er wohl nur selbst sagen, heißt es aus Vorstandskreisen.

Auf welche Weise sich die Angelegenheit befrieden lässt, ist noch unklar. Man habe nun „einen innerparteilichen Konflikt, den wir lösen müssen“, sagt Kreischef Buchner. Als schwierig bewertet er auch die Weitergabe von Wortmeldungen aus der SPD-Chatgruppe. Durch Screenshots, die an die Presse weitergeleitet wurden, kam die Angelegenheit ans Licht, bevor der Fall parteiintern geklärt werden konnte.