Berlin. Der außergewöhnliche Anblick eines sogenannten Halo-Mondes hat Donnerstagabend über Berlin und Brandenburg die Menschen begeistert. In Facebook-Ortsgruppen wie „Pankow, unser Bezirk“, wurden Dutzende Fotos des Erdtrabanten gepostet, den ein Heiligenschein zu umgeben schien. Leser fragten im Zusammenhang mit der Berichterstattung der Morgenpost, ob es sich bei dem auffallenden, grünen Punkt auf vielen Bildern um den Kometen C/2022 E3 – besser bekannt als „Neandertaler“ – handeln könnte. Die Antwort weiß Stefan Gotthold, Leiter der Archenhold-Sternwarte in Alt-Treptow.
„Rund 400 Menschen sind am Abend eigentlich zur Sternwarte gekommen, um den grünen Kometen zu sehen“, sagt der Experte. Der kleine Himmelskörper streifte zuletzt vor 50.000 Jahren und damit zu Lebzeiten der Neandertaler die Umlaufbahn. Daher der Name. Am 1. Februar erreichte er den erdnächsten Punkt. Auch wenn er sich jetzt wieder von uns wegbewegt, soll der Komet in den kommenden Tagen noch zu sehen sein.
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Halo-Mond über Berlin: Grüner Punkt gibt Rätsel auf
„Wir bieten deswegen die nächsten zwei Wochen von dienstags bis donnerstags von 18 bis 21 Uhr Sonderöffnungszeiten an“, sagt Stefan Gotthold. Denn ohne Hilfsmittel sei der Komet aus der Stadt leider nicht zu sehen, dazu ist es durch umliegende Lichtquellen zu hell. Anders könne das hingegen im Umland sein, wobei dann auch in der Stadt ein Fernglas reichen sollte.
Am Donnerstagabend wurden die meisten Besucher daher auch im Planetarium enttäuscht. Jedenfalls was den Kometen anging. „Eine Kollegin konnte nur kurz einen Blick erhaschen“, sagt Gotthold. Entschädigt wurden sie dafür mit einem grandiosen Ausblick auf den Halo-Mond. Erst ab etwa 21 Uhr ließ zunehmende Bewölkung auch den „Heiligenschein“ des Mondes verblassen, so der Experte.
Komet C/2022 E3 mit seinem grünen Schweif sei am Donnerstagabend hingegen im Halo um den Mond verschwunden. Bis Sonntag, wenn Vollmond ist, haben Besucher wegen der Heiligkeit des Erdtrabanten weiterhin schlechte Karten, erklärt Stefan Gotthold.
Grüner Komet „Neandertaler“ soll bald wieder über Berlin zu sehen sein
In klaren Nächten soll der „Neandertaler“ danach allerdings durchaus wieder sichtbar sein. „Ein Halo lässt sich hingegen kaum vorhersagen“, so Gotthold. Es komme zwar wesentlich häufiger vor, nämlich bis zu sieben Mal im Monat, werde dafür aber auch oft verpasst.
Am Donnerstagabend war der Mond mit Heiligenschein rund eine Stunde ungewöhnlich klar zu sehen. In vielen Fällen sorgten eine schwache Ausprägung oder einfach die kurze Zeitspanne dafür, dass der spektakuläre Anblick verpasst wird. „Wir sollten häufiger in den Himmel schauen“, findet Gotthold, der auch für das Bildungsprogramm der Stiftung Planetarium Berlin verantwortlich ist.
Das könnte sich lohnen, denn im noch jungen Jahr haben die Berliner durchaus Glück mit ihren Himmelserscheinungen: Nach einem Bericht des RBB war bereits in der Nacht auf den 7. Januar ein deutlich sichtbarer Halo-Mond über der Hauptstadt zu sehen.
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Doch was ist dann der grüne Punkt auf den Bildern? Nach Einschätzung von Stefan Gotthold handeltes sich lediglich um ein sogenanntes Lens Flare, eine Reflexion in der Linse der Kamera. „Die hatte ich auf meinen Bildern auch“, löst der Experte das Rätsel auf.
Archenhold-Sternwarte: Alt-Treptow 1, 12435 Berlin, Eintritt zu den Sonderöffnungszeiten kostenlos. Bei Bewölkung werden Vorträge im historischen Einstein-Saal angeboten.