Berlin. Der größte regionale Gasversorger Gasag senkt die Preise. Ab 1. Mai müssen 230.000 Kunden in der Grundversorgung rund 20 Prozent weniger für ihr Gas bezahlen. Das gab die Gasag am Donnerstag bekannt. Die Zahl der betroffenen Haushalte sei noch größer, weil als Kunde etwa auch ein komplettes Mietshaus gelten kann.
„Wir konnten bei der Energiebeschaffung günstiger für die Zukunft einkaufen und geben diese Entlastung unmittelbar an unsere Kundinnen und Kunden weiter“, so Gasag-Vorstandschef Georg Friedrichs.
Auch bei Strom- und Gaslaufzeitprodukten, also den regulären Lieferverträgen, die zu verschiedenen Konditionen in der Regel für ein oder zwei Jahre abgeschlossen werden, würden weitere Kunden aufgrund der sinkenden Preise am Großhandelsmarkt entlastet.
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Gasag: Arbeitspreis dürfte auf rund 16 Cent sinken
Derzeit zahlen Haushaltskunden in der Grundversorgung einen verbrauchsunabhängigen Grundpreis von 8,56 Euro monatlich und 20,12 Cent pro Kilowattstunde. Künftig dürfte der sogenannte Arbeitspreis dann auf rund 16 Cent sinken, die genauen Berechnungen laufen laut Gasag noch.
Der Preisverfall auf dem Gasmarkt wird im Zuge der Preissenkung für die Grundversorgung auch weiteren Berliner Haushalten zugute kommen, vor allem solchen, die erst nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine einen neuen Liefervertrag zu höheren Preisen abgeschlossen haben.
Das Unternehmen hat kein Interesse daran, dass die eigentlich als Notfall-Auffangbecken etwa für anderswo gekündigte Verbraucher gedachte Grundversorgung ihr günstigstes Angebot darstellt. Insgesamt beliefert die Gasag mit ihren Tochterunternehmen 700.000 Haushalts- und Gewerbekunden in der Region mit Gas.
Gasag hat sich nach dem Preisverfall mit günstigeren Kontingenten eingedeckt
Als Grundversorger muss das Unternehmen sicherstellen, zu jeder Zeit ausreichend Gas verfügbar zu haben. Mit einer „datenbasierten Beschaffungsstrategie“ sei es gelungen, große Mengen für die kommenden Monate zu günstigeren Preisen zu sichern, so das Unternehmen. Je nachdem, wie sich die Preise am Energiemarkt weiterentwickeln werden, würden diese über Preisanpassungen auch in Zukunft zeitnah an die Kunden und Kundinnen weitergegeben, sagte die Gasag zu.
Vertriebsvorstand Matthias Trunk sagte, die Gasag bleibe mit den neuen Preisen „noch knapp im Geltungsbereich der Gaspreisbremse“. Die Bundesregierung deckelt den Preis für Gas, um die Bürger angesichts der gestiegenen Energiepreise zu entlasten.
80 Prozent des letzten Verbrauchs werden auf zwölf Cent herunter subventioniert. Wer mehr Gas benötigt, muss also nur für die letzten 20 Prozent die zum Teil viel höheren Preise zahlen. Letztlich wird also auch die Bundesregierung von der Preissenkung profitieren, weil sie Versorgern wie der Gasag geringe Ausgleichszahlungen leisten muss.
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Franziska Giffey spricht von einer „sehr guten Nachricht“
Die sinkenden Beschaffungskosten für Gas trotz fehlender Mengen aus Russland erklärte Gasag-Vorstand Trunk mit der Verfügbarkeit zusätzlicher Lieferungen aus anderen Quellen, der milden Witterung und dem landesweiten Sparverhalten von privaten und industriellen Gasverbrauchern. Zwischenzeitlich hatten sich die Einkaufspreise für Gas seit dem vergangenen Jahr verfünffacht. In der Folge hatten die Gasag und andere Versorger ihre Preise mehrfach angehoben. Inzwischen sind sie aber wieder fast auf das Niveau aus der Zeit vor dem russischen Angriff auf die Ukraine gesunken.
Die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) sprach angesichts der Preissenkung bei der Gasag von einer „sehr guten Nachricht“ für mehr als 250.000 Haushalte in Berlin. „Die Beschaffungskosten sinken, auch weil so erfolgreich Energie eingespart wurde, privat und in der Wirtschaft.“
Berlin habe den geringsten Energieverbrauch pro Kopf im bundesweiten Vergleich, die Energieversorgung sei beim Gas und in allen weiteren Sektoren gesichert, betonte Giffey. Es sei „beruhigend, dass die Erleichterungen direkt bei den Preisen der Berliner Gasag-Kundinnen und Kunden ankommen werden.“
Deutschlands Gasspeicher sind deutlich voller als gesetzlich vorgeschrieben
Insgesamt ist die Versorgungslage in Deutschland stabil. Die Erdgasspeicher waren am 1. Februar mit 78,6 Prozent Füllstand fast doppelt so voll wie vom Energiewirtschaftsgesetz zu diesem Stichtag vorgeschrieben. Dies ging am Donnerstag aus vorläufigen Daten des europäischen Gasspeicherverbandes GIE hervor.
Der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, äußerte sich erfreut: „Das ist eine großartige gemeinsame Leistung aller, die sparsam Gas verbrauchen“, sagte er. Eine Gasmangellage in diesem Winter sei unwahrscheinlich geworden. „Wir haben aber nun die Aufgabe, die Speicher im Sommer für den nächsten Winter ohne russisches Pipelinegas wieder zu befüllen.“ Dabei helfen würden die neuen Terminals für Flüssigerdgas (LNG).