„Sozial ungerecht“

Gnade in der Gaskrise: Pankow erspart Kindern Eis-Schock

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Kein Alleingang mit kalten Duschen: In Pankow ist das Abdrehen von Warmwasser für Sportler in Hallen vom Tisch.

Kein Alleingang mit kalten Duschen: In Pankow ist das Abdrehen von Warmwasser für Sportler in Hallen vom Tisch.

Foto: LarsZ / Shutterstock / LarsZ

Gas einsparen durch kalte Duschen für Schüler und Sportler – diese Idee kassiert der Bezirk Pankow wieder ein. Andere Härten bleiben.

Berlin.  Warmduscher in Turnhallen stehen in der Gaskrise unter Schutz – das galt eigentlich durch Vorgaben des Berliner Senat als abgemacht. Umso mehr ließ ein besonderer Sparvorschlag im kinderreichsten Bezirk Pankow aufhorchen. Hier tauchte im Finanzausschuss die Empfehlung auf, Schülern und Sportlern das warme Wasser abzudrehen. Schon beim Hinweis der Fachabteilung, dass man mit dieser Maßnahme Energiekosten drastisch senken könnte, lief Fachpolitikern ein kalter Schauer über den Rücken. Eisige Duschen für Schüler nach der Sportstunde? Fröstelnde Vereins-Angehörige, die ihren Trainingsort müffelnd verlassen?

Diese Vorstellung mochte Pankows CDU-Fraktion nicht mittragen. Und der Verordnete David Paul malte gleich im Finanzausschuss an einem noch sommerlichen Tag Anfang des Monats aus, worauf solch ein Spareffekt in öffentlichen Gebäuden hinausläuft: Auf eine Verdrängung des Kostenproblems durch warmes Duschen in private Bäder. Auch die Immobilienexperten des Bezirks wiesen auf ihr Unbehagen hin. Wochenlang stand der Sparvorschlag dennoch im Raum – bis jetzt politische Anträge zum Sparverzicht beim Warmwasser in Hallen Familien und Vereinen Klarheit brachten.

Auch in Pankow gilt natürlich die Vorgabe des Senats, Schülern und Sportlern kalte Duschen zu ersparen. So vermeldete es am Mittwoch Bürgermeister Sören Benn (Linke) zur Erleichterung der Betroffenen. Benn nahm damit den verärgerten Bezirksverordneten aus CDU und SPD sofort den Wind aus den Segeln, die hier einen Sozialskandal witterten. „Ich freue mich, dass Hallen beim Sparen an Warmwasser ausgenommen sind. Das ist vernünftig und soll nicht stattfinden - es sei denn, der Senat entscheidet anders“, stellte Benn klar.

Jetzt auch mit politischem Beschluss: Pankows Duschen bleiben warm

Die Erwähnung der Einsparmöglichkeit im Finanzausschuss Anfang des Monats sei etwas gewesen, „was damals in der Diskussion war“, keineswegs ein Beschluss – und erst recht kein Alleingang von Pankow gegen die milde Warmwasser-Politik des Senats.

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Für David Paul, der schon im Finanzausschuss Alarm schlug, eine beruhigende Nachricht. Er meint: „Zu Hause duschen müssen, das ist sozial ungerecht. Denn finanziell gut aufgestellte Bürger stört zu Hause duschen kaum. Nicht so gut aufgestellte Familien erleben eine Härte. Das wäre nicht zu vermitteln.“ Damit Pankow in diesem Sinne als fair gelten kann, verabschiedeten die Verordneten am Mittwoch nach Benns Ansprache zur Sicherheit noch einmal einen entsprechenden Beschluss, der das Recht auf Warmduschen in Hallen verbrieft.

Gaskrise: Anderen Sparmaßnahmen wird nicht widersprochen

Eine neue Kühle für Kinder und Sportler ganz ausschließen kann man damit aber trotzdem nicht. Denn anderen Sparvorschlägen aus dem Finanzausschuss hat bislang niemand widersprochen: Zu den Gaskrisen-Optionen gehört auch die Absenkung der Raumtemperatur in Hallen auf unter 16 Grad.

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