Berlin. Um das Sparziel von zehn Prozent zu erreichen, soll in Schulen kaltes Wasser fließen. Auch der Alltagsluxus ist bedroht.

Zehn Prozent Energie einsparen – in dieser Zielvorgabe, bedingt durch die Gas-Krise, sind alle Berliner Bezirke gleich. Wie dieses Ziel zu erreichen ist, dazu gibt es nun erste Prüfergebnisse. Einen durchaus heiklen Mix an Überlegungen hörten nun die Mitglieder des Pankower Finanzausschusses.

Wenig überraschend: Das größte Einsparpotenzial hat die Gebäudeverwaltung des einwohnerstärksten Bezirks bei der kompletten Abschaltung von Warmwasser und dem Absenken von Raumtemperaturen erkannt. Davon sind aber nicht nur Amtsgebäude betroffen. Auch in Schulen und Turnhallen könnte man diesen Winter kalte Finger durch Händewaschen bekommen. Selbst beim Aufdrehen des roten Hahns käme nur kaltes Wasser. Wer nach dem Training duschen wollte, müsste sich auf eisige Schauer gefasst machen.

Sparvorschläge aus Pankow: Kaltes Wasser, kalte Hallen, klügere Raumnutzung

Ob dieser Vorschlag der Abteilung Facility Management wirklich umgesetzt wird, sei letztlich „eine politische Entscheidung“, wie der Referent im Ausschuss zu bedenken gab. Für Diskussionen dürfte auch der Vorschlag sorgen, die Temperaturen in Turnhallen zu verringern – auf nur noch 14 bis 16 Grad. Von solcher Kühle beim Sporttreiben betroffen wären in Pankow nicht nur Schulen, sondern auch Sportvereine. „Da sind wir nicht auf Freude gestoßen“, heißt es vom Referenten zu diesem Sparvorschlag.

Auch das Herunterregeln von Heizungen zum Einsparen von Gas gestaltet sich in der Praxis schwieriger als in der Theorie. Hier schildert die Pankower Immobilienverwaltung einen Zielkonflikt: Im Sinne der Vorbeugung von Corona-Ansteckungen wird es diesen Winter weiterhin Sinn ergeben, Räume gründlich zu lüften. Dann aber müssen diese Räume nach dem Lüften mit erhöhtem Aufwand wieder erwärmt werden. Selbst wenn die Zieltemperatur niedriger ausfällt als in früheren Wintern. „Wenn man gleichzeitig Pandemie und Einsparziele beachten muss, wird es schwierig“, meint der Referent.

„Wildwuchs an Kaffeemaschinen“ - Pankow nimmt kleine Annehmlichkeiten in den Blick

Neben den technischen Sparmöglichkeiten ganz entscheidend ist aber das Verhalten von Menschen, die sich in Büro-Räume des Bezirks aufhalten. „Das dickste Brett wird das Nutzerverhalten sein. Wir überlegen, wie wir dem Wildwuchs an Kühlschränken und Kaffeemaschinen entgegentreten“, sagt der Prüfer zum Alltagsluxus, der sich in zahlreichen Amtszimmern wiederfindet.

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Das heißt: Wer es als Mitarbeiter des Bezirks bislang gewohnt war, sich mehrmals am Tag ein Heißgetränk aus einem privat beschafften Automaten zu brühen, wird darauf womöglich verzichten müssen.

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Dass es wenigstens beim Lichtlöschen, der Nacht-Abschaltung von PCs oder dem Verzicht auf Drucken oder Kopieren Einsicht geben muss, davon ist Pankows Bürgermeister Sören Benn (Linke ) überzeugt. „Es wird darum gehen, am Verhalten an Arbeitsplätzen, am Lüftungsmanagement und an der Bildschirmnutzung zu arbeiten“, sagt Benn. „Das sind Punkte, die steuerbar sind und wo wir uns umgewöhnen müssen.“

Vom Erfolg in solchen Alltagsdingen könnte es abhängen, inwiefern Kinder beim Sport wirklich frieren müssen - und nach der Turnstunde zu Hause duschen.

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