Berlin. Nach Bade-Toten in Weißensee bleibt der große Sinneswandel aus. Nun ergreift der Bezirk zwei spezielle Maßnahmen für Jugendliche.

Nirgends in Berlin gelingt ein spontanes Bad so einfach – und ist zugleich so riskant. In der zweiten großen Hitzewelle dieses Sommers bietet sich an den Ufern des Weißen Sees das gleiche Bild: Trotz Dutzender Schilder des Bezirksamts Pankow, die auf Lebensgefahr durch Wildbaden hinweisen, steigen weiterhin Parkbesucher unerlaubt ins Wasser. Gerade Jugendliche geben sich sorglos – und schwimmen bis zur Mitte des Sees, um vom Plateau mit der großen Fontäne Kopfsprünge zu üben. Obwohl der Bezirk gerade die Fontäne und „Wasserpest“-Bewuchs am belebten Nord-Ufer als potenziell bedrohlich einschätzt.

Nun sollen speziell Jugendliche und Schüler ihr riskantes Handeln durch Hinweise von Erwachsenen überdenken. Die zuständige Stadträtin Manuela Anders-Granitzki (CDU) setzt auf eine Vorbildwirkung und sagt: „Hier sollte jeder achtsam mit sich sein und auch insbesondere auf Kinder und Jugendliche ein Auge und nötigenfalls eine Ansprache richten.“

Schock über den Tod eines 17-Jährigen in Weißensee wirkt nach

Deutliche Botschaft: Das Bezirksamt Pankow verbreitet in sozialen Netzwerken Warnungen vor dem riskanten Bad im Weißen See. Nur im Strandbad ist das Schwimmen erlaubt und überwacht.
Deutliche Botschaft: Das Bezirksamt Pankow verbreitet in sozialen Netzwerken Warnungen vor dem riskanten Bad im Weißen See. Nur im Strandbad ist das Schwimmen erlaubt und überwacht. © Berliner Morgenpost | Bezirksamt Pankow

Noch vor dem Sommerferien habe das Bezirksamt Pankow an umliegenden Schulen in Weißensee auf die Gefahren des Wildbadens und die Unfälle mit zwei jungen Bade-Toten hingewiesen. Zur Erinnerung: Im Juni war ein 17-Jähriger trotz einer schnellen Rettungsaktion ertrunken. Und nach insgesamt vier Todesfällen in Berlin in diesem Sommer wurde nicht nur im direkten Umfeld des Pankower Gewässers die Warnung in Klassenzimmern vernommen.

Vor den Ferien erging ein Appell an Schüler, Lehrer und Eltern in Pankow

Der Alarmierung erfolgte weiträumig. So sei der Appell „an alle Schülerinnen und Schüler, Lehrer und Eltern der Schulen und Oberstufenzentren des Bezirks Pankow gerichtet worden“, meldet Anders Granitzki auf Anfrage der Grünen-Verordneten Patrizia Flores. Nicht die einzige Lokalpolitikerin, die den Bezirk in der Verantwortung seht, weitere Bade-Tote in Weißensee zu verhindern.

Bezirk Pankow schickt täglich einen Sicherheitsdienst an den Weißen See

Ansonsten behilft der sich mit den bereits bekannten Maßnahmen – angefangen mit grellgrünen Pappschildern, die im Park am Weißensee Regeln zur Schau stellen. Kein Wildbaden, kein Radfahren, keine Shisha-Pfeife rauchen, Wasservögel schonen, das sind die wesentlichen Bestimmungen. Dass sich dabei nur bedingt eine Wirkung zeigt, liegt auf der Hand. Inzwischen behilft sich der Bezirk nahezu täglich mit dem Einsatz eines privaten Sicherheitsdienstes vor Ort. Mehrmals wöchentlich sei auch das Ordnungsamt, teilweise gemeinsam mit der Polizei im Einsatz, betont die Stadträtin.

In Weißensee befinden sich einige der bekanntesten illegalen Badestellen Berlins. Nach jahrelanger Duldung des Fehlverhaltens fällt das Umsteuern schwer.
In Weißensee befinden sich einige der bekanntesten illegalen Badestellen Berlins. Nach jahrelanger Duldung des Fehlverhaltens fällt das Umsteuern schwer. © Berliner Morgenpost | Thomas Schubert

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Pankower Stadträtin will „hermetisches Abriegeln“ des Weißen Sees vermeiden

Doch laut Anders-Granitzki gilt: Ufer-Sperrungen oder Zugangsbeschränkungen im Park am Weißen See bleiben trotz der Sicherheitsbedenken in diesem Sommer tabu: „Die Überwachung eines frei zugänglichen Gewässers ist aus Kapazitätsgründen rund um die Uhr nicht möglich. Es ist auch nicht unsere Absicht, den Weißen See hermetisch abzuriegeln.“

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