Berlin. Die rot-weißen Poller signalisieren: Autofahrende haben hier nichts zu suchen, sind höchstens noch als Gäste erwünscht. Ausgenommen sind Anwohnende oder für das Leben in dieser Straße notwendige Dienste, wie Rettungsfahrten oder Müllabfuhr. Mit sogenannten Modalfiltern, aber auch mit anderen Maßnahmen wie Fahrradstraßen oder Diagonalsperren, lassen sich Straßen hinsichtlich des Verkehrs beruhigen und zu Kiezblöcken umwandeln. Ein solcher soll nach Auskunft des Bezirksamts Pankow im dritten Quartal 2022 – folglich im Sommer – in Prenzlauer Berg im Arnimkiez entstehen.
Bezirk Pankow zählt Autos und beteiligt Bürger
Zu diesem Zweck wurde am 19. Mai in dem betreffenden Viertel eine zweite Verkehrszählung durchgeführt, die für die Planung der verkehrsberuhigenden Maßnahmen essenziell ist: „Die Verkehrszählung ist ein wichtiger Schritt zur Umsetzung des Kiezblocks. Ziel ist, die Situation vor Ort genau zu erfassen, um ein für die konkrete Gefahrenlage optimal passendes und effektives Verkehrskonzept zu entwickeln“, erklärt Rona Tietje (SPD), Bezirksstadträtin für Stadtentwicklung und Bürgerdienste, in einer Pressemitteilung.
Nach einer ersten Erhebung durch das zuständige Ingenieurbüro stadtraum im März, haben die Technischen Universitäten Dresden und Berlin in der zweiten Untersuchung den Anteil des Durchgangsverkehrs gemessen. Sobald die Zahlen ausgewertet sind, soll die Anwohnerschaft in die Planungen einbezogen werden, bevor der Bau verkehrslenkender Maßnahmen im Arnimkiez im Sommer Gestalt annehmen soll.
Bis zu 19 Kiezblocks in Pankow geplant
Andreas Otto (Grüne), Vorsitzender des Ausschusses für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen im Abgeordnetenhaus, hat sich in einer schriftlichen Anfrage zum Stand der Planungen für den Kiezblock Arnimplatz erkundigt und zeigt sich erfreut über die Pläne, von denen sein Wahlkreis profitieren soll: „Insbesondere Kinder und Jugendliche können dann die Straßen im Kiez sicherer benutzen und überqueren.“ Sollten sich die Maßnahmen bewähren, könnten seiner Meinung nach weitere Quartiere folgen, etwa am Helmholtzplatz, der von Kiezblock-Initiativen als Option vorgeschlagen wurde. Insgesamt haben sie am 17. September 2020 im Verkehrsausschuss Pankow 19 Vorschläge für Standorte in Pankow eingebracht, die unter anderem den Vineta- und Kollwitzkiez vorsehen.
Bisher sind im Bezirk Pankow jedoch lediglich zwei Kiezblöcke konkret in Planung. Neben dem Arnimkiez werden auch im Komponistenviertel in Weißensee verkehrsberuhigende Maßnahmen eingeleitet. Hier entsteht der erste Kiezblock des Bezirks überhaupt. Beide Vorhaben dienen als Pilotprojekte, die laut Rona Tietje einerseits die Einwände der Bürgerinnen und Bürgern zerstreuen sollen – durch deren Beteiligung. Andererseits sollen die Erfahrungen aus diesen Projekten in die Planung weiterer Kiezblöcke mit einfließen.
Über die Vorschläge der Kiezblock-Initiativen hinaus werden auch Forderungen von Bürgerinnen und Bürgern lauter, die in ihrer Straße einen enorme Belastung aufgrund des Durchgangsverkehrs beklagen und verkehrsberuhigende Maßnahmen fordern, wie im Wischbergeweg in Heinersdorf.
Einheitlicher Leitfaden für Kiezblocks in ganz Berlin
Bei der Planung der Kiezblöcke werden die Bezirke vom Senat unterstützt, der einen Leitfaden erstellen will, in dem die Ziele der Kiezblöcke, die gesetzlichen Rahmenbedingungen und mögliche Verfahrensvorschläge dargestellt werden. „Ziel des Senats ist ein möglichst einheitliches Vorgehen der Bezirke sowie eine breite Umsetzung von Kiezblocks in der Stadt“, heißt in der Antwort der Mobilitätsverwaltung auf die schriftliche Anfrage Ottos. Am Ende sollen berlinweit die gleichen Standards gelten, um das Verkehrsaufkommen in einer Straße zu reduzieren, um dadurch die Straße sicherer zu machen und die Luftverschmutzung zu verringern.
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