Lichtenberg

Schüler demonstrieren für Erhalt ihres Gymnasiums

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Regina Köhler

Foto: Massimo Rodari

Der Bezirk Lichtenberg will sein einziges Privatgymnasium abwickeln - das Kreativitätsgymnasium an der Rüdigerstraße. Schüler, Eltern und Lehrer wollen das nicht hinnehmen.

Das einzige freie Gymnasium im Bezirk Lichtenberg, das Kreativitätsgymnasium, bangt um seine Existenz. Der Bezirk will den 2009 versprochenen Erbpachtvertrag für das Schulgebäude an der Rüdigerstraße nun doch nicht abschließen. Stattdessen soll der Mietvertrag der Privatschule in dreieinhalb Jahren auslaufen, um einer öffentlichen Schule Platz zu machen. Für das Gymnasium würde dies das Aus bedeuten, da ein anderer Standort so schnell nicht zu finden wäre.

Schüler, Eltern und Lehrer des Kreativitätsgymnasiums wollen das nicht hinnehmen. Am Dienstagnachmittag haben sie für den Erhalt ihrer Schule demonstriert. Von der Rüdigerstraße sind sie bis zum Rathaus Lichtenberg gezogen, um ihr Anliegen vor dem Schulausschuss der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) vorzutragen.

Thomas Mosebach vom freien Träger Die Kappe e.V., der das Kreativitätsgymnasium betreibt, ist fassungslos über das Vorgehen des Bezirks. „Wir haben uns auf die Zusage der Politiker verlassen und seit 2009 mehr als 500.000 Euro in das ruinöse Schulgebäude investiert. Hinzu kamen staatliche Fördermittel in Höhe von 1,3 Millionen Euro“, sagte er der Berliner Morgenpost. Inzwischen würden 80 junge Menschen an dem Gymnasium lernen. „Unser Konzept, die Schüler mit kreativen Angeboten zu fördern, ist aufgegangen.“ Die Schule sei beliebt, die Nachfrage steigend.

Bildungsstadträtin in der Zwickmuehle

Lichtenbergs Bildungsstadträtin Kerstin Beurich (SPD) indes sieht sich in einer Zwickmühle. Die Verhältnisse im Bezirk hätten sich seit 2009 stark verändert, das Versprechen, der Schule das Gebäude per Erbpacht zu überlassen, sei nicht mehr zu halten. „In den kommenden sieben Jahren müssen wir 20 neue Schulen aufmachen“, sagte die Bildungsstadträtin der Berliner Morgenpost. Allein im Sekundarschulbereich hätten sich die Schülerzahlen inzwischen verdoppelt. Ursachen seien ein starker Zuzug, aber auch ständig steigende Flüchtlingszahlen. Zwischen 1996 und 2006 hätte der Bezirk zwar 15 Schulgebäude abreißen lassen, weil sich die Schülerzahlen mehr als halbiert hatten. „Eine Entwicklung, wie wir sie jetzt haben, war einfach nicht vorauszusehen“, sagte Beurich, die damals noch nicht im Amt war. Sie betonte, dass niemand im Bezirk das private Gymnasium vertreiben wolle. Gemeinsam müsse man deshalb jetzt nach einer Lösung suchen.

Thomas Mosebach vom Trägerverein der Schule sagte: „Wenn es mit dem Erbpachtvertrag nichts wird, brauchen wir auf jeden Fall einen Mietvertrag, der uns für sechs Jahre einen unveränderten Bestand am Standort Rüdigerstraße garantiert.“ So lange brauche der Verein mindestens, um ein neues Gebäude für das „Kreativitätsgymnasium“ zu finden und zu entwickeln. Bei der Suche nach einem neuen Standort sei man ebenfalls auf die Hilfe des Bezirks angewiesen, so Mosebach weiter.