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Mietwucher: Bewohner der Lenbachstraße planen Protestaktion

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Das Künstlerkollektiv Reflektor protestiert gegen Verdrängung - hier auf dem Kurfürstendamm.

Das Künstlerkollektiv Reflektor protestiert gegen Verdrängung - hier auf dem Kurfürstendamm.

Foto: Reflektor Neukölln

Die Vermieter der Lenbachstraße 7 haben Modernisierungsmaßnahmen angekündigt. Das führt zu horrenden Umlagen. Die Mieter wollen protestieren.

Die Mieter des Hauses Lenbachstraße 7 in Friedrichshain leben seit Ende vergangenen Jahres in Angst. Die Vermieter haben umfangreiche Modernisierungsmaßnahmen angekündigt. Das führt zu hohen Umlagen.

Die Ankündigung der Hausverwaltung, die den Mietern ins Haus flatterte, ist nach Einschätzung von Reiner Wild, Geschäftsführer des Berliner Mietervereins, eine wahre „Gruselliste“. Aufgestellt wurde, welche Maßnahme wie auf die Quadratmeterzahl umgelegt wird. Einige Beispiele: Ein Balkonanbau sorgt im Monat für zusätzlich 4,22 Euro pro Quadratmeter, die Balkontür für 43 Cent, Wärmedämmung der Fassade für 2,08 Euro, die energetische Ertüchtigung der Fenster für 1,18 Euro, neue Warmwasserstränge für 73 Cent und der Aufzuganbau für zusätzlich 1,62 Euro.

Laut Mieterverein erhöhe sich etwa für eine 73 Quadratmeter große Wohnung die Miete theoretisch um 950 Euro, was an der Lenbachstraße 7 mehr als das Doppelte sei als die bisherige Miete bedeutet. Neue Summe: mehr als 1500 Euro monatlich.

Angst und Schrecken bei den Mietern

„Hier haben erneut die ‘Herausmodernisierer’ zugeschlagen“, kommentiert Geschäftsführer Wild. „Kein Eigentümer, der dies selbst zahlen müsste, würde in derart unwirtschaftlicher Weise Kosten produzieren.“ Es gehe offenbar darum, schon mit der Modernisierungsankündigung „Angst und Schrecken zu verbreiten“, damit die Mieter ausziehen.

Die Modernisierungsankündigung erhielten die Mieter vor der Einführung wesentlicher Mietrechtsänderungen in 2019. So gilt für sie nicht, was ab diesem Jahr bindend ist: Liegt die Miete unter sieben Euro pro Quadratmeter, darf sie jetzt nach Modernisierung nur um zwei Euro innerhalb von sechs Jahren steigen.

Mit Puppen gegen die Verdrängung

Als Protest gegen die Modernisierung tritt am Sonnabend, den 23. Februar um 11 Uhr das Künstlerkollektiv Reflektor an der Lenbachstraße auf. Mit den Mietern wolle man bei der öffentlichen Veranstaltung ein Zeichen gegen Verdrängung setzen, so die Gruppe.

Auch bei einer ähnlichen Aktion im Dezember im Neuköllner Schillerkiez war das Kollektiv mit seinen 20 lebensgroßen Puppen vor Ort gewesen. Diese sind mit dem ausgerüstet, was man in Gefahr bei einer Flucht aus seiner Wohnung mitnehmen würde.

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