Die drei Gutachten hatte Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) in Auftrag gegeben. „Die Gutachten liefern gute Argumente, das ICC als Kongressstandort zu erhalten“, sagte am Mittwoch der wirtschaftspolitische Sprecher der SPD im Abgeordnetenhaus, Frank Jahnke. „Bei genauer Betrachtung der Bedarfsanalyse stellt sich eine Sanierung nicht ungünstiger dar als ein Neubau.“
Am Dienstagabend hatten sich Junge-Reyer und der für die Messe-Gesellschaft zuständige Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linke) in der Stadtentwicklungsverwaltung am Fehrbelliner Platz zu einem Spitzengespräch getroffen. Unterstützt von ihren Fachbeamten diskutierten sie mehr als eineinhalb Stunden die Ergebnisse der drei Gutachten, die folgendermaßen aufgebaut sind: Nachdem in einer Bedarfsanalyse die Anforderungen an das Kongresszentrum festgelegt wurden, planten die Architekten, wie man innerhalb der festgelegten Quadrat- und Raummeter das ICC sanieren und erneuern kann. Als Alternative wurde mit denselben Rahmenbedingungen ein Neubau geplant.
Der Wettbewerb der Architekten hat nun ergeben, dass es für die Sanierung des 30 Jahre alten ICC verschiedene Varianten gibt, die aber ungefähr so viel kosten wie der Neubau. Damit wird deutlich, dass ein von der Messe Berlin im Vorjahr beauftragter Gutachter mit nicht vergleichbaren Zahlen gearbeitet hat. Der damals geplante Neubau war offenbar wegen seiner geringeren Ausstattung deutlich kostengünstiger.
Innerhalb der SPD spricht man nun von einem Trick der Messe-Gesellschaft. Befürworter des ICC hatten bereits bei der Vorstellung des Gutachtens Zweifel an den Vorgaben der Messe für den Neubau geäußert.
Nun sollen auf Arbeitsebene in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung die einzelnen Vorschläge mit den Architekten weiter besprochen werden. Bis März will der Senat dann eine Entscheidung über die Sanierung des ICC treffen.
Senatorin Junge-Reyer hat mit ihrem Vorgehen, über einen Wettbewerb gleich mehrere Gutachten einzuholen, offenbar gute Argumente für den von vielen SPD-Politikern geforderten Erhalt des ICC sammeln können. Jedes der drei Gutachten hat nach Angaben der Stadtentwicklungsverwaltung etwa 80.000 Euro gekostet.