Hochhaus-Neubau

Gegen Messehotel am Funkturm regt sich Widerstand

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Brigitte Schmiemann

Foto: Grüntuch Ernst

Auf dem Hammarskjöldplatz soll neben dem Eingang zur Messe ein 92 Meter hoher Wolkenkratzer gebaut werden. Während die Berliner Messegesellschaft über eine schnelle Umsetzung der Pläne froh wäre, führen Kritiker eine Reihe von Gründen an, warum das Hotel an dieser Stelle fehl am Platz ist.

Gegen das lang geplante Messehotel am Funkturm formiert sich Widerstand. Ein Stück West-Berliner Silhouette werde kaputtgemacht. Vom Theodor-Heuss-Platz aus sei der 138 Meter hohe Funkturm dann nicht mehr zu sehen, so Kritiker. „So darf mit dem wichtigsten deutschen Messe-Eingang nicht umgegangen werden“, fordert auch der Baustadtrat von Charlottenburg-Wilmersdorf, Klaus-Dieter Gröhler (CDU). Das Bauensemble aus den 30er-Jahren werde durch ein Hochhaus in der Symmetrie zerstört.

Aber nicht nur die CDU spricht sich strikt gegen den Wolkenkratzer auf dem Hammarskjöldplatz aus. Auch Mitglieder der SPD hegen mittlerweile Zweifel, ob der Standort der passende ist. „Wir haben noch keine abschließende Bewertung. Aber ich halte die Entscheidung, ins historische Ensemble einen Turm zu setzen, für keine glückliche Idee“, sagt SPD-Abgeordneter Frank Jahnke. Marc Schulte, Wirtschaftsstadtrat in Charlottenburg-Wilmersdorf und SPD-Vize-Landeschef, hält das Projekt auch für „keine städtebauliche Glanzleistung“. Er will seine Fraktion im Abgeordnetenhaus bitten, das Vorhaben der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung genau zu prüfen.

Die Messe Berlin hingegen wäre froh, wenn das Hotel möglichst schnell an den Start ginge. „Der Standort ist perfekt, weil der Bedarf direkt am Messegelände befriedigt werden kann. Wir würden uns sehr freuen, wenn der Investor dort bauen dürfte. Auch die kleinen Kongressmöglichkeiten, die dort geplant sind, kommen unserem Geschäft entgegen“, sagte Messe-Sprecher Michael Hofer. Andere Varianten in der Nähe seien jahrelang geprüft worden – mit dem Ergebnis, dass alle aus unterschiedlichen Gründen verworfen wurden.

Der für das Projekt notwendige Bebauungsplan ist bereits in Arbeit. Im Dezember soll er in den Ausschüssen des Abgeordnetenhauses besprochen werden. Die Abgeordneten werden sich nach Auskunft von Manuela Damianakis, Sprecherin der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, im Januar 2009 damit beschäftigen.

Auch der RBB sieht Probleme

Die spanische Hotelgruppe Barceló, die das Grundstück 2007 nach einem Investorenauswahlverfahren erworben und das 4-Sterne-Haus mit 400 Zimmern errichten möchte, will auch 2500 Quadratmeter Kongressfläche bauen. Die Messe Berlin geht von einer Platzkapazität von 1000 bis 1400 Tagungsplätzen aus. Zum Vergleich: das ICC bietet 14.000 Plätze. Die Baupläne für das Messehotel stammen aus dem Büro „Grüntuch Ernst Architekten“. Sie waren 2003 in einem Wettbewerb ausgewählt worden und sind Grundlage der heutigen Pläne.

Auch der RBB, dessen Fernsehzentrum auf der gegenüberliegenden Seite 70 Meter hoch ist, sieht Probleme. Das Hotel würde die Richtfunkstrecken, die unverzichtbar seien, verdecken. „Daher benötigt der RBB eine fest installierte technische Ersatzlösung – beispielsweise auf dem Dach des Hotels. Darüber ist der Sender im Gespräch mit dem Eigentümer“, sagte RBB-Sprecherin Claudia Korte-Hempel. Problematisch sei aber auch, dass viele Parkplätze für die zwischen Babelsberg und Berlin pendelnden Mitarbeiter wegfielen. „Deshalb regen wir an, einen Teil der Plätze auf jeden Fall solange zu erhalten, bis ein Investor eine Tiefgarage baut“, so die Sprecherin. Um auszuschließen, dass das Fernsehzentrum und das denkmalgeschützte Haus des Rundfunks Schaden nehmen könnten, dränge der RBB zudem auf ein Beweissicherungsverfahren vor dem Baustart.

CDU-Abgeordneter Andreas Statzkowski lehnt das Hochhaus auf dem Platz ab. Er findet, dass es genug Alternativflächen im nahen Umfeld gibt. Nicht nur der Platz vom Zentralen Omnibusbahnhof, der ohnehin dringend einer Überholung bedürfe, könnte seiner Meinung nach überbaut werden, auch gegenüber dem ICC an der Neuen Kantstraße wären auf zwei unbebauten Parkplätzen Hotelbauten dieser Größenordnung denkbar – sogar mit bereits bestehendem unterirdischem Zugang zum ICC.