Fahndung

Blitzraub im KaDeWe – Polizei nimmt ersten Räuber fest

| Lesedauer: 4 Minuten
Peter Oldenburger

Mit Videos fahndete die Polizei nach den Männern, die im Dezember das KaDeWe überfallen hatten. Jetzt wurde ein Tatverdächtiger festgenommen. Der Mann ist bereits polizeibekannt.

Der spektakuläre Raubüberfall von fünf maskierten Männern auf das Kaufhaus des Westens (KaDeWe) am Wittenbergplatz kurz vor Weihnachten war tagelang in den Schlagzeilen. Die mit Hämmern und einer Machete ausgestatteten Täter hatten Reizgas versprüht, einen Sicherheitsmitarbeiter außer Gefecht gesetzt und hochwertigen Schmuck und teure Armbanduhren erbeutet.

Längere Zeit schienen die Ermittler auf der Stelle zu treten. Erst am Dienstag vergangener Woche hatte die Polizei Fotos und einen Videozusammenschnitt des Raubzuges veröffentlicht. Am gestrigen Mittwoch konnten die Ermittlungsbehörden mit der Verhaftung eines dringend Tatverdächtigen einen ersten Erfolg verkünden.

Wohnung eines Tatverdächtigen durchsucht

Beamte des Landeskriminalamtes nahmen gegen 8.30 Uhr einen 25-Jährigen in dessen Wohnung an der Soldiner Straße in Gesundbrunnen fest. Für den polizeibekannten Mann hatte die Staatsanwaltschaft bereits einen Haftbefehl wegen dringenden Tatverdachts ausgestellt. Auch das mutmaßliche Fluchtfahrzeug, ein dunkler Audi A4 Avant, konnte im Zuge des Einsatzes sichergestellt werden. Darüber hinaus wurde gleichzeitig an der Lietzenburger Straße in Wilmersdorf die Wohnung eines 29 Jahre alten Tatverdächtigen durchsucht.

Ob der 29-Jährige ebenfalls an der Tat beteiligt war, konnten die Ermittlungen bislang nicht zweifelsfrei belegen, sagte ein Polizeisprecher auf Anfrage. Die Ermittlungen gegen den Mann würden ebenso wie die Auswertung der sichergestellten Beweismittel noch andauern.

Wie die Berliner Morgenpost aus Sicherheitskreisen erfuhr, gehört der in Gesundbrunnen verhaftete 25-Jährige einer überaus bekannten kurdisch-arabischen Großfamilie an, die in der Hansestadt Bremen beheimatet ist und das dortige Landeskriminalamt seit Jahren beschäftigt. Der 29-jährige Tatverdächtige aus Wilmersdorf wiederum soll einer kurdischen Großfamilie angehören, die in Berlin in der Vergangenheit häufiger im Fokus von Ermittlungen der Kriminalpolizei gestanden hatte.

„Überfall, Überfall“

Am Vormittag des letzten Sonnabends vor Weihnachten 2014, dem 20.Dezember, waren die Kaufhäuser und Bürgersteige in der gesamten City-West voller Menschen. Gegen 10.20 Uhr fuhr ein dunkler Audi in der Ansbacher Straße auf den Bürgersteig und hielt direkt vor dem Seiteneingang des KaDeWe.

Fünf Maskierte sprangen aus dem Wagen und liefen direkt zu den Juweliershops von Chopard und Rolex und riefen laut „Überfall, Überfall“. Kunden wie Angestellte brachten sich in Sicherheit, als plötzlich Reizgas versprüht wurde und einer der Täter drohend mit einer Machete herumfuchtelte. Die Räuber schlugen dann abwechselnd mit roher Gewalt mit Hämmern auf die Vitrinen ein, hatten dabei enorme Mühe die Scheiben aus Sicherheitsglas zu zertrümmern, wie die Videoaufnahmen belegen. Teilweise rissen die Täter die Rahmen aus den Vitrinen heraus, um an die Beute zu gelangen, die eilig in mitgebrachte Taschen gestopft wurde.

Flucht über den Wittenbergplatz

Wie die Videobilder ebenfalls zeigen, hatten sich die Räuber offenbar ein Zeitlimit gesetzt. Denn mitten in den Versuchen, weitere Vitrinen zu öffnen, traten die Räuber schlagartig den Rückzug an. Welcher der fünf Räuber jetzt verhaftet werden konnte, wollte die Polizei am Mittwoch nicht mitteilen. Dies würde die Ermittlungen gefährden, sagte ein Polizeisprecher.

Die Räuber rannten mit der erlangten Beute zu dem dunklen Audi zurück und flüchteten mit dem Wagen quer über den belebten Wittenbergplatz und konnten von dort entkommen. Auch das Fluchtfahrzeug, welches nach Polizeiangaben mit markanten Felgen und Sonderausstattung versehen war, blieb zunächst unauffindbar. Die an dem Fluchtfahrzeug montierten Kennzeichen waren nur eine Nacht zuvor von einem in der Klopstockstraße in Tiergarten geparkten Wagen gestohlen worden, wie sich bei den Ermittlungen sehr schnell herausstellte.

KaDeWe vorübergehend geschlossen

Die Mitarbeiter und Kunden verließen kurz nach dem Überfall das KaDeWe. Das Haus wurde vorübergehend vollständig geschlossen. 15 Menschen, darunter ein kleines Kind, wurden in Rettungswagen der Berliner Feuerwehr wegen Augenreizungen behandelt. Ein Sicherheitsmitarbeiter musste in eine Klinik eingeliefert werden. Er soll direkt mit Reizgas besprüht worden sein.

Über den Wert der Beute wurden wie in Berlin üblich keine offiziellen Angaben gemacht, dennoch kursierten Summen zwischen hohen sechsstelligen Beträgen und bis zu 1,4 Millionen Euro.

Auffällig sei die Dreistigkeit, mit der die Kriminellen vorgingen, sagte ein Polizeisprecher nach dem Coup. Das galt auch für die Überfälle auf den Geldboten vor dem Apple-Store am Kurfürstendamm im September 2014 oder den Überfall auf einen Geldtransporter vor Peek & Cloppenburg an der Tauentzienstraße Ende 2013.

Die Fahndungsvideos bei YouTube