Als Collien Ulmen-Fernandes vor gut zwei Jahren Mutter wurde, nahmen sie und ihr Ehemann Christian Ulmen es eine lange Zeit überaus genau mit der Wahrung ihre Privatsphäre. Keine Fotos, kein Kommentar – so die häufige Reaktion des Paares. „Früher haben mein Mann und ich eine extreme Mauer um uns gebaut“, sagt die 32 Jahre alte Schauspielerin im Interview. „Gerade in Talkshows war es irgendwie unangenehm, immer nur mit ,Darüber rede ich nicht’ zu antworten. Mittlerweile sind wir da viel entspannter. Wir haben einen guten Mittelweg gefunden.“
Wie dieser Mittelweg aussieht, kann nun jeder ganz einfach nachlesen. In ihrem am Montag erscheinenden Buch „Ich bin dann mal Mama“ verrät die Moderatorin viele Details über ihr Leben als Mutter einer nun schon zwei Jahre alten Tochter. „Muttersein ist ein Engel und ein Terrorist, ein Sonnenaufgang und eine Flasche Schnaps, Eiskunstlauf und Warcraft, Arbeitslager, Frühling und Kacke an der Hand“ heißt es dort gleich zu Beginn.
Ein Ratgeber soll das Buch nicht sein
Doch etwas will die Berlinerin klarstellen: „Ich habe keinen Ratgeber geschrieben, sondern hole mir selber Rat“, sagt sie. In Interviews zwischen den Kapiteln lässt sie Experten wie „Supernanny“ Katia Saalfrank, Kinderbuchautor Janosch oder Kulturwissenschaftlerin Sonja Eismann zu Wort kommen. „Ich finde es komisch, wenn Prominente auf einmal anfangen, Ratgeber-Bücher zu schreiben. Wie kommen die denn zu der Ansicht, plötzlich Experten auf einem gewissen Gebiet zu sein?“
Wenn das Baby erst einmal auf der Welt ist, habe man selbst viele Fragen, denn immerhin werde man einfach vor vollendete Tatsachen gestellt, gibt sie zu. „Wie warm muss ich mein Kind anziehen? Wann muss ich Windeln wechseln? Das sind die Fragen, die man sich vor der Geburt stellt“, erklärt die Moderatorin. „Aber das weiß man dann irgendwie relativ schnell.“ Plötzlich seien ganz andere Fragen in ihrem „Mutterkopf umhergeschwirrt“.
Umso faszinierter ist sie von Menschen wie dem ehemaligen amerikanischen Boxweltmeister George Foreman, nachweislich ein Experte für Großfamilien, den sie zum Thema „Babysittercasting“ befragt. „Zehn Kinder sind unfassbar viel. Und deshalb war für mich gleich von Anfang an klar, dass ich George Foreman interviewen musste“, sagt Collien Ulmen-Fernandes.
Auch Eva Hermann kommt zu Wort
Um einen Kontrast zu Genderforscherin Sonja Eismann zu haben, entschied sie sich, auch mit der ehemaligen „Tagesschau“-Moderatorin Eva Herman zu sprechen, die in der Vergangenheit durch ihr extrem konservatives Mutterbild in die Kritik geraten war. „Ich muss sagen, dass ich beim Interview mit Eva Hermann total aufgeregt war, als ich mit ihr telefoniert habe, denn ich war mir lange nicht sicher, ob es überhaupt richtig ist, sie nochmal zu Wort kommen zu lassen“, sagt Collien Ulmen-Fernandes, die zugibt, die Meinung Hermanns überhaupt nicht zu teilen.
Über das Mutterbild in Deutschland hat sie sich dennoch während des Schreibens viele Gedanken gemacht. „Wie wäre es, wenn man als frischgebackene Mutter, so wie Joko und Klaas, um die Wette kotzen würde? Würden die Menschen ob des Faktes, dass man Mutter ist, anders darauf reagieren?“
Doch egal, wie liberal und modern sie als Mutter auch sein mag – eine veränderte Wahrnehmung habe sie als Mutter schon. „Alles, was vor der Schwangerschaft ist, fühlt sich nach der Schwangerschaft an wie Amy Winehouse, und alles nach der Schwangerschaft fühlt sich vor der Schwangerschaft an wie Hera Lind“, sagt die Schauspielerin, die im Buch auch ihren Mann sprechen lasst.
Karriere kann für Ulmen-Fernandes zurückstecken
Dieser gibt zu, das Leben etwas lockerer angehen zu lassen, wenn Mama mal nicht zu Hause ist. Dann werde auch mal Pizza im Bett gegessen oder zu laut Musik gehört.
Und auch auf die Frage, ob die Familienplanung im Hause Ulmen-Fernandes bereits abgeschlossen ist, antwortet die Schauspielerin ohne zu zögern. „Ich kann mir ein zweites Kind sehr gut vorstellen. Aber es muss der richtige Zeitpunkt dafür sein“, sagt die Berlinerin, die bei ihrer ersten Schwangerschaft noch bis kurz vor der Geburt gearbeitet hat. „Und das meine ich eher aus emotionaler Sicht“, sagt sie. Die Karriere könne dann auch ruhig mal zurückstecken.