Ein wunderschönes Hotel in Cornwall, ein Konflikt und zwei junge Menschen, die trotz zahlreicher Hindernisse zueinanderfinden: So, oder zumindest in leichten Variationen, sind die Storys vieler Filme nach Büchern von Rosamunde Pilcher. Doch dieses Mal ist alles ein wenig anders, ein wenig bunter, ein wenig exotischer. An diesem Sonntag weht ein indischer Hauch durch Cornwall. In „Die versprochene Braut“ (20.15 Uhr, ZDF) erlebt der Zuschauer Bollywood in Südwestengland.
Umso naheliegender war es für die Produzenten, die Rolle des Zimmermädchens Rajani mit jemandem zu besetzen, der Ahnung hat von indischer Kultur. Die Wahl fiel auf Collien Ulmen-Fernandes, Tochter eines Inders, die der Rolle jedoch zunächst ein wenig skeptisch gegenüberstand. „Ich mag es nicht, wenn ständig mit Klischees gearbeitet wird.
Nicht jede indische Frau im Westen trägt ständig einen Sari“, betont die Berlinerin im Rückblick. Wären die Eigenheiten der indischen Kultur in unangemessenem Maße in den Film eingebunden worden, hätte sie das Angebot abgelehnt – und damit auf die vielen Eindrücke, die sie während der sechswöchigen Dreharbeiten in England erfahren hat, verzichten müssen.
Die perfekte Basis für eine Pilcher-Romanze
Collien Ulmen-Fernandes spielt an der Seite von Jochen Schropp eine junge Frau mit indischen Wurzeln, die als Zimmermädchen im „The Delphin Hotel“ arbeitet, um sich ihr Studium zu finanzieren. Schropp verkörpert den Hoteldirektor Andrew, der das Hotel auf dem indischen Markt für Flitterwochen anbieten will. Um sein Konzept überzeugender zu gestalten, gibt er vor, selbst eine indische Ehefrau zu haben. Ein Glück, dass Rajani bei ihm arbeitet – die perfekte Basis für eine Pilcher-Romanze.
Obwohl sich die beiden Hauptdarsteller vor den Dreharbeiten nur flüchtig kannten, hatten Collien Ulmen-Fernandes und Jochen Schropp auf Anhieb einen guten Draht zueinander, erzählen beide im Nachhinein. „Wir hatten auch gleich am ersten Tag eine Kuss-Szene und da ist es immer besser, eine Partnerin zu haben, mit der man sich gut versteht“, sagt Jochen Schropp und lacht. „Trotzdem dachte ich die ganze Zeit: Oh Gott, ich küsse die Frau von Christian Ulmen.“
Ausflüge am Wochenende, Shopping-Touren durch die großen britischen Supermarktketten: All das unternahmen die beiden Hauptdarsteller gemeinsam. „Jochen Schropp hatte auch unabhängig von der Arbeit immer ein offenes Ohr für alle Probleme, die man beim Dreh so hatte“, sagt die 31-Jährige. „Jochen war quasi so etwas wie mein Set-Psychologe.“
Romantic-Comedy – mit hochwertigem Look
Zwar geben sich die Hauptdarsteller nicht als ausgesprochene Rosamunde-Pilcher-Fans zu erkennen, aber beide haben einen besonderen Bezug zum Format. Und dass, obwohl sie nicht direkt zur Zielgruppe der romantischen Komödien gehören. „Ich finde, Rosamunde Pilcher ist keinesfalls nur etwas für ältere Damen“, betont Collien Ulmen-Fernandes überzeugt. „Ich habe schon viele dieser Filme gesehen, durch Zufall, weil ich beim Zappen dort hängen geblieben bin. Es ist Romantic-Comedy – mit sehr hochwertigem Look.“ Erst im Nachhinein habe sie festgestellt, dass sie in einem „Pilcher“ gelandet war.
Ähnlich sieht es Jochen Schropp. „Ich glaube, die Filme sind für viele Menschen wie ein Märchen, durch das sie sich in eine schöne Welt hineinträumen können“, sagt der 34-Jährige. „Es gibt zwei Arten von Rosamunde-Pilcher-Fans: Die einen sind die Träumer, die anderen sind jüngere Leute, für die die Filme tatsächlich Kult sind. Die machen sich am Sonntag zusammen einen Sekt auf und schauen das dann zusammen.“ Auch Schropps Vater habe im hohen Alter lieber Rosamunde Pilcher statt eines „Tatorts“ geguckt, weil ihn diese nicht so aufgeregt hätte.
Doch neben der ganzen Romantik spielt in dieser Episode auch eine ernste Thematik eine Rolle: In der indischen Kultur ist es nicht ungewöhnlich, dass Paare einander schon in jungen Jahren versprochen werden – so auch das Zimmermädchen Rajani, das eigentlich ein modernes und selbstbestimmtes Leben führt, aber seit Langem mit einem entfernten Cousin verlobt ist.
„Ich finde, solche Themen sollten auch bei Rosamunde Pilcher vorkommen“, meint Jochen Schropp. Collien Ulmen-Fernandes gibt ihm recht. „In Indien denkt man, dass Freundschaft eine gute Basis für eine Ehe ist“, weiß die Schauspielerin. „Es muss keine Liebe vorhanden sein. Freundschaft muss erst einmal reichen.“
Doch wahrscheinlich wäre es nicht Rosamunde Pilcher, wenn in Cornwall nicht die Liebe über alle Hindernisse siegen würde – indische Tradition hin oder her.