Berlin. Der Bund Deutscher Architekten unterstützt die Idee von Kultursenator Joe Chialo – und verweist auf den immensen Mehrwert für Berlin.

Die Diskussion um das Quartier 207 an der Friedrichstraße reißt nicht ab. Seit Kultursenator Joe Chialo (CDU) Ende August überraschend den Vorschlag präsentierte, das aktuell von den Galeries Lafayette als Kaufhaus genutzte Gebäude als neuen Standort für die Zentral- und Landesbibliothek Berlin (ZLB) umzuwidmen, meldeten sich zahlreiche Kritikerinnen und Kritiker, aber auch Unterstützerinnen und Unterstützer zu Wort. Am Donnerstag erklärte nun auch der Vorstand des Berliner Landesverbandes des Bundes Deutscher Architekten (BDA) seine grundsätzliche Zustimmung zu dem Vorschlag.

„Was für eine große Chance bedeutet diese Idee nicht nur für das Gebäude der Galeries Lafayette selbst und die Zentrale Landesbibliothek als Nutzer, sondern auch für die Friedrichstraße“, heißt es in der Mitteilung des Vorstands. Als Ort der öffentlichen Nutzung und Bildung mit Nähe zur Humboldt Universität „könnte die ZLB der Friedrichstraße eine ganz neue Ausstrahlung und Bestimmung geben“, so die Architekten.

So könnte die ZLB im Kaufhaus Galeries Lafayette aussehen.
So könnte die ZLB im Kaufhaus Galeries Lafayette aussehen. © Simulation: ZLB/Render Vision

Architekten loben den „herausragenden Nachwendebau“

Das von dem französischen Architekten Jean Nouvel geplante und 1996 eröffnete Kaufhaus Galeries Lafayette zählt zu den herausragenden Nachwendebauten in der Friedrichstraße. „Es stimmt optimistisch zu sehen, dass die architektonischen Qualitäten dieses so außergewöhnlichen, gut gestalteten Gebäudes mit seiner geschwungenen Glasfassade und den prägnanten Lichttrichtern im Inneren Vorstellungen für eine völlig neue Nutzung als Bibliothek wecken“, so der BDA weiter.

Ähnlich hatte zuvor auch Volker Heller, Generaldirektor der ZLB, argumentiert: „Die Nachnutzung eines existierenden Gebäudes ist nur sinnvoll, wenn es für die Bibliotheksnutzung passt und funktioniert. Das erfüllt Q 207 voll und ganz“, so der Heller.

So könnte der Innenbereich der Zentral- und Landesbibliothek in den Galeries Lafayette an der Friedrichstraße aussehen.
So könnte der Innenbereich der Zentral- und Landesbibliothek in den Galeries Lafayette an der Friedrichstraße aussehen. © Simulation: ZLB/Render Vision

Standort am Halleschen Tor war zu teuer

Ursprünglich sollte der Standort der ZLB in der Amerika-Gedenkbibliothek (AGB) am Halleschen Tor in Kreuzberg erweitert werden, wofür sich der Senat 2018 auch ausgesprochen hatte. Vergangenes Jahr wurde das Projekt aus finanziellen Gründen jedoch auf Eis gelegt. Allerdings könnten auch die Kosten für einen Ankauf und Umbau der Kaufhaus-Immobilie erheblich sein. Tishman Speyer, jetziger Eigentümer, will für das umgebaute Gebäude dem Vernehmen nach knapp 600 Millionen Euro haben. Besonders an den enormen Kosten reiben sich die Kritiker.

Eine Simulation der Pläne für die Zentral- und Landesbibliothek in den Galeries Lafayette an der Friedrichstraße.
Eine Simulation der Pläne für die Zentral- und Landesbibliothek in den Galeries Lafayette an der Friedrichstraße. © Simulation: ZLB/Render Vision

Der BDA Vorstand verweist jedoch auf den Mehrwert für Berlin. In vielen Städten Europas sei es in den vergangenen Jahren gelungen, durch Bibliotheksneubauten Orten neues Leben einzuhauchen, schreibt der BDA Vorstand mit Verweis auf die neuen Zentralbibliotheken in Oslo und in Helsinki. „Die Architekturikone der Galeries Lafayette könnte dabei eine große Chance bieten, um für die ZLB und ihren einmaligen Bibliotheksbestand einen zentralen, identitätsstiftenden und nützlichen Ort für die Stadtgesellschaft zu schaffen“. Dies wäre ein richtungsweisendes Beispiel für die Umwandlung innerstädtischer Großbauten wie Kaufhäuser sowie deren Wiedernutzbarmachung für die Stadtgesellschaft – und damit ein Vorbild für die lebendige Weiterentwicklung unserer Innenstädte.