Berlin. Der Senat rechnet mit bis zu 10.000 Flüchtlingen, die bis zum Ende des Jahres in Berlin untergebracht werden müssen. Dabei handelt es sich nach Angaben von Sozialsenatorin Katja Kipping (Linke) sowohl um Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine, als auch um Asylbewerber aus anderen Krisenregionen wie Afghanistan oder dem Iran. Täglich melden sich derzeit 158 Flüchtlinge in der Stadt.
Der Senat habe die besondere Dringlichkeit des Problems festgestellt und suche mit Hochdruck nach geeigneten Unterkünften, so Kipping. Die Verwaltung hat deshalb alle Hotels und Hostels angeschrieben, die wegen der Coronakrise schließen mussten und gefragt, ob sie für eine Unterbringung der Menschen zur Verfügung stünden.
In der vergangenen Woche hat das Land eine Unterkunft in Spandau mit 320 Plätzen eröffnet, an diesem Mittwoch eröffnet ein Hotel in Charlottenburg-Wilmersdorf mit 100 Plätzen. Neben dem Hotel- und Gaststättenverband Dehoga spricht das Land nach Angaben Kippings auch weiter mit dem Bund, um nach Möglichkeiten zu suchen, Geflüchtete in Liegenschaften des Bundes unterzubringen.
Der Senat setzt auch auf Leichtbauhallen und Zelte
Da die Unterbringung in bestehenden Gebäuden voraussichtlich nicht ausreichen wird, setzt der Senat auch weiterhin auf den Bau von Leichtbauhallen und auf die Errichtung von Zelten, wie auf dem Vorfeld des ehemaligen Flughafen Tegels, wo zwei Zelte mit 400 Plätzen eingerichtet wurden.
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Aktuell hat Berlin 27.850 Plätze in Aufnahme- und Gemeinschaftseinrichtungen für Geflüchtete - so viele wie noch nie. Da diese nahezu voll sind, sieht sich der Senat nun gezwungen, zusätzlich auch auf großflächige und eher provisorische Lösungen zurückzugreifen.
Welche neuen Quartiere konkret eröffnet werden, steht Kipping zufolge noch nicht endgültig fest. Die Prüfungen seien noch im Gange. Allerdings habe sich die Suche auf zwei bis drei Standorte verdichtet, die nun in der näheren Auswahl seien.
In diesem Jahr fast 100.000 Flüchtlinge in Berlin angekommen
Bis Ende Oktober nahm Berlin in diesem Jahr nach Angaben des Landesamts für Flüchtlingsangelegenheiten bereits 97.000 Geflüchtete auf und damit deutlich mehr als in den Jahren 2015 und 2016. Es handelte sich um rund 85.500 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine und etwa 10.700 Asylbewerber aus verschiedensten anderen Staaten.
Die Länder hatten sich mit dem Bund auf eine Übernahme der Kosten für die Unterbringung verständigt, noch keine Lösung gibt es für Berlins Rolle als Flüchtlingsdrehkreuz, da viele Menschen von hier aus in andere Bundesländer verteilt werden.
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