Berlin. Die Bescheide für die Oberschulen sind verschickt - doch 129 zukünftige Gymnasiasten und 35 Sekundarschüler wissen noch immer nicht, wo sie nach den Sommerferien zur Schule gehen werden. In ihren Bescheiden steht nur, dass sie einen Platz bekommen werden - aber nicht, an welcher Schule. „So eine Situation hatten wir in Berlin tatsächlich noch nie“, sagt Torsten Kühne (CDU), Schulstadtrat in Marzahn-Hellersdorf. Sie ist die Folge von steigenden Schülerzahlen, fehlenden Lehrkräften und schleppendem Schulbau.
In Kühnes Bezirk habe zwar allen Oberschülern ein Platz zugewiesen werden können. „Allerdings auch mit Mühe und zusammenrücken, aber immerhin“, sagt er. In anderen Bezirken sieht die Lage deutlich schlechter aus. In Mitte wurden an künftige Gymnasiasten 52 Bescheide ohne konkrete Schule verschickt, in Pankow 32 und in Treptow-Köpenick 45, hinzu kommen noch 35 Sekundarschüler, die auch noch einen Schulplatz brauchen.
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Schulplätze in Berlin: Prognosen des Bezirks nicht ernst genug genommen
Das werde die Schülerinnen und Schüler und ihre Familien sehr hart treffen, heißt es in einer Stellungnahme des Bezirkselternausschusses (BEA) Pankow. „Zehn Wochen bevor sie in ihren nächsten Lebensabschnitt starten, stehen sie nun praktisch vor dem Nichts“, sagt die Vorsitzende Katja Ahrens. Das sei besonders bitter, weil absehbar war, dass diese Situation eintreten würde. „Seit vielen Jahren hat der Bezirk davor gewarnt, dass dieser Tag kommt. Die bezirklichen Prognosezahlen wurden im Land aber nicht ernst genug genommen“, heißt es in dem Schreiben weiter.
Man habe in Pankow mit großer Anstrengung versucht gegenzusteuern und in den zurückliegenden zehn Jahren rund 10.000 zusätzliche Schulplätze geschaffen. Das allein reiche aber nicht, denn im Oberschulbereich ist die gesamte Stadt Einzugsbereich. Auch darum fahren Pankower Oberschülerinnen und Oberschüler seit Jahren lange Wege durch die ganze Stadt, um unterrichtet werden zu können. Das gehe auf Kosten ihrer Freundschaften, Mitgliedschaften in Vereinen und ihrer Tagesfreizeit und belaste die Familien zum Teil enorm.
Bis zum 22. Juni sollen alle Schüler versorgt sein
Aus der Senatsverwaltung hieß es, man sei optimistisch, dass bis zum 22. Juni alle zukünftigen Siebtklässler mit einem Schulplatz versorgt werden könnten. Man sei in intensiven Gesprächen, um an zentralverwalteten Schulen wie der Staatlichen Ballettschule, dem Musikgymnasium in Mitte und der Eliteschule des Sports in Treptow-Köpenick weitere Schulplätze für Siebtklässler zu schaffen.
Hierbei würde es sich dann allerdings um Regelklassen ohne Profil handeln. Zusätzlich werde aktuell auch an Oberstufenzentren geprüft, ob noch nutzbare Raumkapazitäten vorhanden sind. „Es ist nicht einfach, aber alle Kinder werden einen Platz bekommen“, sagte ein Sprecher. Nach Angaben der Bildungsverwaltung hätten bis jetzt 91 Prozent der rund 26.000 zukünftigen Siebtklässler einen Platz an ihrer Wunschschule bekommen.