Berlin. Auch am Wochenende nach der Eröffnung des Berghain wurden Corona-Infektionen registriert. Eingangskontrollen waren sehr genau.
Auch am ersten Wochenende nach der Eröffnung ist es zu Corona-Infektionen bei einer Party in Berlins berühmten Techno-Club Berghain gekommen. Das geht aus einer E-Mail des Bezirksamts Friedrichshain-Kreuzberg hervor, die Besucherinnen und Besucher erhalten haben. Darin steht: „Sie haben am 10.10.2021 den ‘Berghain’ in Berlin besucht. Es haben sich auf der Veranstaltung mehrere nachgewiesene Infektionen mit Covid-19 ereignet.“
Nach Angaben des Bezirksamts Friedrichshain-Kreuzberg handelt es sich um eine Personenzahl im einstelligen Bereich, die sich mit Covid-19 infiziert haben. Weiteren Angaben zufolge habe es bei diesem Fall 3300 Kontaktpersonen gegeben. „Auch diese wurden alle per Mail informiert“, so eine Sprecherin. Die Personen seien aus drei verschiedenen Bezirken, darunter Friedrichshain-Kreuzberg. Eine Mitarbeiterin des Berghain wollte sich nicht zu dem Vorfall äußern. Sie sagte der Berliner Morgenpost, sollte es Infektionen gegeben haben, würden die Gäste informiert.
Corona Berlin: Impfpass, QR-Code, E-Mail - Die neue Türpolitik im Berghain
Das ist offenbar auch tatsächlich der Fall gewesen. Ein Besucher, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, der Redaktion aber bekannt ist, berichtet, dass ihn die entsprechende E-Mail am 19. Oktober erreicht habe. Er habe sich am Sonntagmorgen, 10. Oktober, um 6 Uhr zusammen mit drei Freunden in der Schlange vor dem Berghain angestellt. Nach einer Stunde sei er durchgelassen worden, so der Besucher. Mitarbeiter hätten seinen digitalen Impfpass eingescannt und ihn mit seinem Personalausweis abgeglichen.
Anschließend habe er einen QR-Code scannen müssen, den sogenannten Berghain-Pass. Ähnlich wie bei anderen Apps zur Kontaktnachverfolgung habe er dort seine Anschrift und E-Mail-Adresse hinterlegen müssen. Die Eingabe einer falschen E-Mail-Adresse schließt er aus, da man sofort im Anschluss eine Bestätigungs-E-Mail erhalte, mit der man eintreten dürfe. „Der Vorgang wurde auch kontrolliert“, so der Besucher.
Den Tag beschreibt er als schön. Doch die darauffolgenden Tage waren es weniger. Er ging zur Arbeit, entwickelte aber in der Woche nach dem Besuch im Berghain Symptome – Halskratzen und Husten. Am Donnerstag zeigte ein Schnelltest an seinem Arbeitsplatz ein positives Ergebnis. „Mein Arbeitgeber hat daraufhin versucht, mit dem Gesundheitsamt Kontakt aufzunehmen“, so der Besucher. Eine Rückmeldung vonseiten des Bezirks habe er nicht erhalten. Um einen PCR-Test habe er sich selbst bemüht, am Freitagmorgen einen Termin für Sonntag ausgemacht. Dort sei das positive Ergebnis bestätigt worden, so der Besucher. Er sei geimpft, sagt er. „Aber ich lag wie eine Leiche im Bett.“ Ob ein Zusammenhang der Erkrankung zum Berghain besteht, bleibt unklar. Mittlerweile gehe es ihm wieder besser.
Mindestens 19 Corona-Infizierte bei erster Clubnacht im Berghain
Wie eine Recherche der Berliner Morgenpost ergeben hatte, hat es auch bei der ersten Clubnacht im Berghain in der Nacht zum 4. Oktober einen Corona-Ausbruch gegeben. Bislang haben sich nach Informationen der Berliner Morgenpost bei der Party mindestens 19 Menschen mit dem Coronavirus angesteckt. Das Gesundheitsamt Friedrichshain-Kreuzberg bestätigte den Fall auf Nachfrage. Wie eine Sprecherin des Bezirksamts mitteilte, handelte es sich im Berghain um eine 2G-Veranstaltung.
Bisher seien 19 Personen positiv getestet worden, 15 Personen davon leben demnach in in Friedrichshain-Kreuzberg, vier weitere Personen seien in anderen Bezirken zu Hause. Nach Angaben der Sprecherin des Bezirksamts seien die Infizierten, die in Friedrichshain-Kreuzberg leben, alle vollständig geimpft und hatten milde Krankheitsverläufe. Hospitalisierungen seien bislang nicht gemeldet worden.
Boris B. gehört zu den Besuchern der ersten Clubnacht. Auch sein vollständiger Name ist der Morgenpost bekannt. Er zeigt uns eine ähnliche E-Mail. „Sie haben am 03.10.2021 den Berghain in Berlin besucht. Es haben sich auf der Veranstaltung fünf nachgewiesene Infektionen mit Covid-19 ereignet“, steht darin. Er beschreibt den Vorgang an der Tür des Berghain genauso wie der Besucher vom 10. Oktober. „Mir ist das alles sehr wasserdicht vorgekommen“, so B. Doch auch er entwickelt leichte Symptome einer Corona-Erkrankung, bekommt Halsschmerzen und Gliederschmerzen. Die E-Mail des Bezirksamts habe er am 8. Oktober, einem Freitag, erhalten. Ihm wurde darin auch empfohlen, sich testen zu lassen und sich bei Symptomen einem PCR-Test zu unterziehen. „Ich habe mir Mühe gegeben“, sagt er.
Corona-Hotline im Bezirksamt Mitte wegen Personalmangels geschlossen
B. berichtet, dass er versucht habe, Ärzte an diesem Nachmittag zu kontaktieren, um einen PCR-Test zu machen, aber habe keinen erreichen können. Auch das für ihn zuständige Gesundheitsamt Mitte habe er nicht erreicht. Dort ist die Corona-Hotline ohnehin geschlossen, da Personal im Gesundheitsamt fehlt. Also habe B. sich selbst isoliert, wie in einer Allgemeinverfügung angeordnet und eine Anfrage wegen eines PCR-Tests an das Gesundheitsamt gerichtet. Bis heute habe er nur eine automatische Antwort erhalten. Der Mailverlauf liegt der Morgenpost vor. Ob er positiv war, weiß er nicht.
Wie es zu den Ausbrüchen im Berghain gekommen war, ist bislang unklar. „Die Impfnachweise wurden, soweit für uns ersichtlich, vom Berghain gewissenhaft kontrolliert“, so die Sprecherin des Bezirksamts Friedrichshain-Kreuzberg.
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Corona-Infektionen im Berghain - 2500 Personen mussten kontaktiert werden
Allerdings dauere die Suche nach Kontaktpersonen noch an, so die Sprecherin weiter. Daher sei die Anwesenheitsliste angefordert worden. Rund 2500 Personen mussten kontaktiert und informiert werden. Ihnen wurde vonseiten des Bezirks empfohlen, sich testen zu lassen und sich bei Symptomen einer PCR-Testung zu unterziehen. Wie es zu dem Ausbruch gekommen war, ist bislang noch unklar. „Die Impfnachweise wurden, soweit für uns ersichtlich, vom Berghain gewissenhaft kontrolliert“, so die Sprecherin. Das Berghain wollte sich auf Nachfrage nicht zu dem Vorfall äußern.
Verband nach Corona-Ausbruch im Berghain: Gehört zur Normalität
Nach dem Corona-Ausbruch im Berghain sieht die Clubcommission keinen Grund zur größeren Sorge. Dass nach Behördenangaben 19 Infektionen bekannt wurden und 2500 Menschen kontaktiert wurden, wertet Verbandssprecher Lutz Leichsenring als Zeichen dafür, dass die Alarmierung funktioniere. „Wir glauben, dass es zur Normalität gehört. Es ist ein Risiko, mit dem wir jetzt leben“, sagte Leichsenring.
Es kommt demnach auf die Krankheitsverläufe an. Wenn es nicht um Infektionen, sondern um schwere Verläufe ginge, würde er anders klingen, so Leichsenring. Jeder habe die Möglichkeit, sich durch eine Impfung vor einem schweren Verlauf zu schützen. Es gehe um selbstbestimmtes Handeln.
Der Ausbruch war nicht der erste dieser Art im Bezirk. Auch bei anderen 2G-Veranstaltungen in Friedrichshain-Kreuzberg seien Infektionen im unteren zweistelligen Bereich bekannt geworden, erklärte eine Sprecherin des Bezirks am Mittwoch. Ob die Veranstaltungen auch Tanz-Events waren, konnte sie nicht sagen.
Berghain – Erste Clubnacht seit Beginn der Corona-Pandemie
Anfang Oktober hatte der Club mehr als eineinhalb Jahre nach Beginn der Corona-Pandemie zum ersten Mal wieder geöffnet. Mehrere hundert Menschen standen am Sonnabendabend und in der Nacht auf Sonntag in der langen Schlange vor dem Einlass des riesigen alten Betonbaus, der zu DDR-Zeiten ein Fernheizwerk war.
Im Vorfeld machte das Berghain mit einem Video auf seiner Website selbstironisch auf die 2G-Corona-Regel aufmerksam. Mithilfe von Travestiekünstler Ades Zabel alias Edith Schröder wird darin die Frage geklärt, wie man reingelassen wird in den auch für seine strenge Türpolitik berüchtigten Club (“How to get into Berghain“). Neben Hinweisen zu digitalem Impfpass und zur Registrierung bekommt die ganz in schwarz gekleidete Edith Schröder am Schluss den Tipp: „Und nächstes Mal ziehst du dir was Bunteres an.“ Ein gängiges Berghain-Klischee ist, dass schwarze Klamotten die Chance auf Einlass erhöhen.
Clubcommission sieht keinen Grund zur größeren Sorge
Dass nach Behördenangaben 19 Infektionen bekannt wurden und 2500 Menschen kontaktiert wurden, wertet Clubcommission-Sprecher Lutz Leichsenring als Zeichen dafür, dass die Alarmierung funktioniere. „Wir glauben, dass es zur Normalität gehört. Es ist ein Risiko, mit dem wir jetzt leben“, sagte Leichsenring. Es kommt demnach auf die Krankheitsverläufe an. Wenn es nicht um Infektionen, sondern um schwere Verläufe ginge, würde er anders klingen, so Leichsenring. Jeder habe die Möglichkeit, sich durch eine Impfung vor einem schweren Verlauf zu schützen.
Der Ausbruch war nicht der erste dieser Art im Bezirk. Auch bei anderen 2G-Veranstaltungen seien Infektionen im unteren zweistelligen Bereich bekannt geworden, erklärte eine Sprecherin des Bezirks am Mittwoch. Ob die Veranstaltungen auch Tanz-Events waren, konnte sie nicht sagen.
dpa