Berlin. Am Breitscheidplatz sprach der selbst ernannte “Volkslehrer“. Gegendemonstranten übertönten sein Rede mit Topfschlagen.
Eine Demonstration der Initiative "Omas gegen Rechts" gegen eine rechtsextreme Kundgebung in Berlin hat am Sonntag mehr Zulauf bekommen als erwartet. "Es waren mehr als hundert Menschen", sagte eine Polizeisprecherin. Angemeldet waren 50 Teilnehmer. Die Demonstration richtete sich gegen den Auftritt des selbst ernannten "Volkslehrers" Nikolai Nerling. Der ehemalige Grundschullehrer war im vergangenen Jahr fristlos aus dem Berliner Schuldienst entlassen worden. Auf seinem YouTube-Kanal hatte er den Rechtsstaat verunglimpft und Straftäter zu Wort kommen lassen, die wegen Volksverhetzung verurteilt worden waren.
Die Demonstranten schlugen während seiner Rede aus Protest auf zahlreiche mitgebrachte Kochtöpfe, Kessel und Deckel. Aus Protest gegen die rechte Kundgebung ließ ie Gemeinde der angrenzenden Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche am Sonntag minutenlang die Glocken erklingen. Der "Volkslehrer" hatte zu der Veranstaltung mit einem Bild der Kirche im Vorkriegszustand aufgerufen. Man verwahre sich ausdrücklich gegen die Verwendung eines Bildes der Kirche in einem rechtsnationalen Zusammenhang, erklärten Gemeindepfarrer Martin Germer, der Gemeindekirchenrat und Generalsuperintendentin Ulrike Trautwein als Vertreterin des Kuratorium der Stiftung der Gemeinde.
Parallel zu der nach Worten der Gemeinde «offensichtlich rechtsextremistischen» Veranstaltung hielt die Gemeinde nach dem Geläut auf dem Breitscheidplatz das Versöhnungsgebet von Coventry ab. Entstanden ist es nach der Zerstörung der Kathedrale von Coventry im Zweiten Weltkrieg.
Auf der Gegenseite versammelten sich um den "Volkslehrer" nach Polizeiangaben ebenfalls mehr als hundert Teilnehmer. Es sei zu keinen Zwischenfällen gekommen. Auch der Straßenverkehr am Breitscheidplatz wurde nicht beeinträchtigt.
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dpa/epd/BM