Am kommenden Sonntag sind auf dem Breitscheidplatz in der City West mehrere Kundgebungen angemeldet. Die Polizei wird mit einem größeren Aufgebot vor Ort sein. Für die Kundgebung rechtsextremistischer Gruppierungen sind bislang 100 Teilnehmer bei der Versammlungsbehörde angemeldet. Zugleich ist eine Gegenkundgebung linker Gruppen geplant. Für sie hat der Veranstalter bislang 50 Teilnehmer gemeldet.
Nach Angaben der Berliner Polizei finden die Kundgebungen zwischen 12 und 17 Uhr auf der östlichen Hälfte des Breitscheidplatzes statt. „Durch die Veranstalter einer Versammlung wird zudem eine Bühne, angrenzend an die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, aufgebaut und nach Versammlungsende auch wieder abgebaut“, teilte ein Polizeisprecher mit. Im Zusammenhang mit den beiden Demonstrationen könne es zu zeitweiligen Einschränkungen oder Absperrungen auf dem Breitscheidplatz kommen, so die Polizei weiter.
Der ehemalige Berliner Grundschullehrer Nikolai Nerling, der sich im Internet und bei öffentlichen Auftritten als „Volkslehrer“ bezeichnet, hat eine der beiden Veranstaltungen auf dem Breitscheidplatz angemeldet. Dabei wollen sich Rechtsextreme unter dem Motto „Für deutsche Kultur in Deutschland“ versammeln. Dabei werden Akteure aus unterschiedlichen rechten Gruppierungen erwartet. Die Initiative „Omas gegen Rechts Berlin“ hat hingegen unter dem Motto „Gemeinsam für kulturelle Vielfalt“ zum Gegenprotest an der Gedächtniskirche aufgerufen.
Selbsternannter „Volkslehrer“ wurde fristlos gekündigt
Nerling, inzwischen als Influencer in der rechten Szene aktiv, wurde vor allem durch seine umstrittenen Videos auf YouTube bekannt. Im seinen YouTube-Kanal „Volkslehrer“ veröffentlicht er Video-Beiträge, hetzt gegen Juden und verbreitet antisemitische Klischees. Bis Anfang 2018 war Nerling Grundschullehrer, zuletzt an der Weddinger Vineta-Grundschule. Dort unterrichtete er Musik, Sport und Englisch. Im Jahr 2018 wurde er von der Berliner Schulverwaltung fristlos gekündigt. Seine Klage dagegen wurde vom Berliner Arbeitsgericht Ende vergangenen Jahres abgewiesen. Nerling ging daraufhin in Berufung, ein Termin vor dem Arbeitsgericht Berlin-Brandenburg steht noch nicht fest.
Der selbstgenannte „Volkslehrer“ hat in einem Video bereits die Redner seiner Veranstaltung angekündigt, darunter sind auch einschlägig bekannte Personen mit Vorstrafen wegen Holocaustleugnung und Volksverhetzung. Nehring fiel zum ersten Mal durch ein antisemitisches Plakat auf einer Demonstration 2016 auf.