Kommentar

Wieso Berlin eine Baupflicht für Grundstücke braucht

Isabell Jürgens
Mancherorts haben sich die Grundstückspreise in Berlin in den vergangenen zwei Jahren verdoppelt

Mancherorts haben sich die Grundstückspreise in Berlin in den vergangenen zwei Jahren verdoppelt

Foto: Jens Kalaene / dpa

Investoren kaufen Grundstücke, um sie mit Gewinn zu verkaufen. Doch diese Spekulation schadet der Stadt, meint Isabell Jürgens.

Berlin ist in nur zehn Jahren um 300.000 Einwohner gewachsen, die einstigen Wohnungsmarktreserven sind längst aufgebracht. Zu spüren bekommen das nicht nur Wohnungssuchende, die viel Zeit, Geld und gute Nerven mitbringen müssen, bis sie eine passende Miet- oder auch Eigentumswohnung beziehen können. Zu spüren bekommen das auch die privaten und kommunalen Wohnungsbaugesellschaften, die händeringend nach geeigneten Baugrundstücken suchen. Leider hat sich das jedoch inzwischen auch bei Anlegern und Investoren herumgesprochen.

Im Innenstadtring haben sich die Grundstückspreise innerhalb von zwei Jahren verdoppelt

Angesichts der Zinsflaute an den Kapitalmärkten gilt ihnen die Immobilienanlage, zumal in einer boomenden Stadt wie Berlin, als sicheres Geschäft. Besonders gefragt ist dabei inzwischen das Bauland. Die Preise für Grundstücke haben sich extrem verteuert und im Innenstadtring innerhalb der vergangenen zwei Jahre vielerorts nahezu verdoppelt. Das hat der Gutachterausschuss für Grundstückswerte, ein Gremium von Immobilienfachleuten, das bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung angesiedelt ist, in seinem am Mittwoch vorgelegten Jahresbericht eindrucksvoll verdeutlicht.

Kaum wird ein Bauschild in die Erde gerammt, sind die dort avisierten Wohnungen oft schon verkauft. Leider bedeutet das nicht, dass der Erwerber des Projekts nun auch tatsächlich vorhat, die Wohnungen auch zu bauen. Schließlich lässt sich angesichts der explodierenden Preise ja schon allein damit Geld verdienen, das Grundstück einfach nur ein oder auch zwei Jahre zu halten und dann gewinnbringend weiterzuveräußern. Um diese Entwicklung zu stoppen, sollte das Land Berlin ernsthaft die Einführung von Baugeboten prüfen, die das Baugesetzbuch ausdrücklich vorsieht. Das Gebot verpflichtet den Eigentümer innerhalb einer angemessenen Frist sein Grundstück zu bebauen. Nur so kann dem spekulativen Grundstückshandel Einhalt geboten werden.