Trotz Verbots in mehreren Stadtteilen steigt die Zahl der Mietwohnungen, die in Eigentum umgewandelt werden. Im vergangenen Jahr sind so 17.431 Eigentumswohnungen entstanden, wie aus einer Antwort der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung auf eine Anfrage der Grünen-Fraktion hervorgeht. Das ist eine deutliche Steigerung im Vergleich zu den Vorjahren (2014: 11.468 und 2013: 9178).
Damit sind seit 1950 mehr als 300.000 Wohnungen in privates Eigentum umgewandelt worden. Die meisten Umwandlungen erfolgten dabei in den Bezirken Pankow (3749), Friedrichshain-Kreuzberg (3406) und Charlottenburg-Wilmersdorf (2872), die wenigsten in Marzahn-Hellersdorf (26) und Spandau (163).
Nur 15 Prozent der Eigentümer leben in eigener Wohnung
Die Eigentumsquote in der Stadt ist damit auf 23 Prozent gestiegen. Nach letzten Erhebungen aus dem Jahr 2011 liegt dabei der Anteil der Eigentümer, die auch in der eigenen Wohnung leben, bei 15 Prozent, der restliche Teil der Wohnungen wird an Dritte vermietet. Zum Vergleich: In Hamburg liegt die Quote bei 24 Prozent, in Bremen wohnen 40 Prozent der Eigentümer auch in der eigenen Wohnung.
Für die Grünen zeigen die Zahlen, dass das Land verstärkt gegen den Trend der Wohnungsprivatisierung vorgehen muss. „Die zunehmenden Umwandlungen treiben in den Gebieten, die stark betroffen sind, auch alle anderen Mieten mit nach oben“, sagte die Wohnungsexpertin der Fraktion, Katrin Schmidberger. „Auch der Mietspiegel wird damit angeheizt, und es wirkt sich so auf alle Mieter in den Kiezen aus.“
In Wilmersdorf beträgt der Anteil an Eigentumswohnungen bereits rund 30 Prozent. Da Wohnungen meist saniert werden, bevor sie verkauft werden, liegen die Mieten deutlich über den Mieten in nicht verkauften Wohnungen und tragen so zum Verdrängungsdruck bei, kritisieren die Grünen. „Es muss Schluss sein mit dem Verdrängungsmotor, wir brauchen jede einzelne preiswerte Mietwohnung in der Stadt“, fordert Schmidberger.
Um einzelne Gebiete vor einer weiteren Flut an Umwandlungen zu schützen, haben inzwischen mehrere Bezirke ein Umwandlungsverbot erlassen. Zuletzt hatte Neukölln beschlossen, für den Reuterkiez einen Milieuschutz zu erlassen.
Kommentar: Hoffentlich sind viele Selbstnutzer unter den Käufern
Für den Schillerkiez wurde dieser Status 2001 beendet – jetzt wird erneut eine soziale Studie angefertigt, um zu prüfen, ob die Mietwohnungen vor dem Verkauf geschützt werden müssen. Auf Vorschlag des Bezirksamtes kommen außerdem fünf weitere Quartiere für Milieuschutz in Betracht, darunter Rixdorf, Körnerpark und Silbersteinstraße.
Auch in Charlottenburg-Wilmersdorf ist das Thema aktuell. Sechs Gebiete werden in Hinblick auf einen Milieuschutz geprüft, darunter das Quartier Kaiserin-Augusta-Allee, Karl-August-Platz und Brabanter Platz. Tempelhof-Schöneberg hat zum Juli 2015 für die Schöneberger Insel eine soziale Erhaltungsverordnung erlassen, für drei andere Gebiete gilt sie bereits seit Herbst 2014.
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In der BVV Steglitz-Zehlendorf sind mehrere Wohnviertel im Gespräch, darunter die Bruno-Taut-Siedlung, Lauenburger Platz und Augustaplatz. Insgesamt gibt es mehr als 20 Quartiere mit Milieuschutz in Berlin. Zehn gehören zu Pankow. Der Bezirk gibt sukzessive immer mehr Altbauquartieren diesen Status. Ebenso verfährt Friedrichshain-Kreuzberg, das bereits sieben solcher Gebiete hat.
Trotz steigender Preise steigt die Nachfrage nach Wohnungseigentum weiter an. Im Jahr 2015 erhöhte sich der mittlere Angebotspreis für Eigentumswohnungen in Berlin nach Angaben einer Studie der Berlin Hyp AG und des Immobilienberatungsunternehmens CBRE um gut zehn Prozent auf 3000 Euro pro Quadratmeter. Der prozentuale Zuwachs fiel damit nahezu doppelt so hoch aus wie bei den Mieten. Steglitz-Zehlendorf zeigt laut Studie mit 16,3 Prozent den höchsten Zuwachs. Allerdings liegen die Preise in dem Bezirk mit 2840 Euro noch immer unterhalb des Berliner Durchschnittskaufpreises.
In Mitte kostet der Quadratmeter fast 4000 Euro
Am tiefsten in die Tasche greifen müssen Immobilienkäufer aber nach wie vor in den Innenstadtlagen. In Mitte liegt der Quadratmeterpreis mittlerweile bei durchschnittlich 3921 Euro (plus 7,6 Prozent). Auf Rang zwei folgt Friedrichshain-Kreuzberg mit 3604 Euro (plus 10,2 Prozent). Der Szenebezirk ist damit inzwischen hochpreisiger als das überwiegend gutbürgerliche Charlottenburg-Wilmersdorf. Hier ist der Kaufpreis auf 3393 Euro (plus 8,4 Prozent) im Schnitt gestiegen.
Und nur in einem einzigen Bezirk sind die Angebotspreise gesunken: in Lichtenberg (2331 Euro, minus 4,2 Prozent).