Berlin. Er zeichnet verantwortlich für den Masterplan von Ground Zero in New York, hat Berlin mit dem herausragenden Neubau des Jüdischen Museums bereichert und realisiert derzeit das ebenso spektakuläre wie luxuriöse Wohnhaus „Sapphire“ in Mitte. Jetzt meldet sich Daniel Libeskind in der Berliner Debatte um bezahlbaren Wohnraum zu Wort. Im Gespräch mit der Berliner Morgenpost plädiert der weltweit renommierte Architekt dafür, dass Berlin mit seinen Neubauprojekten höher hinaus sollte. Die Stadt müsse damit aufhören, Gebäude nur noch horizontal zu entwickeln. „Denn Berlin braucht mehr Hochhäuser, auch, um so mehr bezahlbaren Wohnraum zu schaffen“, sagte der 69 Jahre alte Stararchitekt.
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Dabei hat Daniel Libeskind allerdings nicht Wolkenkratzer der Dimension im Sinn, wie sie in anderen Metropolen wie in London oder in New York in den Himmel ragen. Es müssten ja nicht gleich 200-Meter-Türme sein, sagt Libeskind, aber die Stadtplaner sollten in Berlin insgesamt schon höher hinaus denken.
Klare Position gegen die Traufhöhe von 22 Metern
Damit positioniert sich Libeskind deutlich gegen die in Berlin nach wie vor gültige Traufhöhe von 22 Metern und belebt auch die aktuelle Debatte um die Hochhausplanung.
Erst im September wurde eine von verschiedenen Immobilienunternehmern beauftragte Studie veröffentlicht, wonach die Hauptstadt auch angesichts des zunehmenden wirtschaftlichen Wachstums reif für den Bau von Hochhäusern sei. Wobei es dabei auch um Büroflächen geht. Stadtplaner und Architekten wie Hildebrand Machleidt oder die Präsidentin der Berliner Architektenkammer (BAK), Christine Edmaier, fordern indes schon seit Längerem ein Hochhauskonzept für die gesamte Stadt.
Gesamtstädtisches Konzept sollte vorgelegt werden
„Angesichts des dringenden Wohnraumbedarfs in Berlin sollten wir auch verstärkt darüber nachdenken, an welchen innerstädtischen Standorten wir über die Traufhöhe hinaus bauen können“, sagte Christine Edmaier. Die BAK-Präsidentin begrüßt den Vorstoß von Libeskind. Je nach Umgebung halte sie, so Edmaier gegenüber der Berliner Morgenpost, auch im City-Bereich Neubauten von Wohnhäusern mit mindestens zehn Stockwerken „für durchaus machbar“.
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Edmaier betonte auch, „dass dringend ein gesamtstädtisches Konzept vorgelegt werden muss, das die Planung von Hochhäusern und auch von höheren Wohnhäusern verbindlich regelt“. Es könne nicht sein, dass das nur nach dem Prinzip laufe, dort, wo sich ein interessierter Investor melde, werde als Erstes hoch gebaut.
Hochhausplanung auf dem Alexanderplatz
Bislang gibt es nur eine Hochhausplanung für das Areal am Alexanderplatz, die auf dem Masterplan des Architekten Hans Kollhoff aus dem Jahr 1993 beruht. Von den dort offiziell zugelassenen zehn 150-Meter-Türmen sind allerdings bislang erst zwei in Planung. Andere Hochhäuser entstehen als Einzelprojekte unabhängig von einem Gesamtkonzept: So wächst in der City-West unweit des realisierten Zoofensters (118 Meter) derzeit am Breitscheidplatz das Upper West ebenfalls 118 Meter in die Höhe. Und in Neukölln ist der Estrel-Tower mit 175 Metern geplant.
Daniel Libeskind wies darauf hin, dass er derzeit bereits an einem Projekt für bezahlbare Wohnungen für Berlin sitze und zeichne. Details könne er aber noch nicht verraten. Nur so viel: Es sei ein Projekt größerer Dimension. Damit versucht der Architekt offensichtlich auch, den kritischen Fragen angesichts seines Entwurfs für das „Sapphire“ genannte Luxusprojekt in Mitte etwas entgegenzusetzen. Denn der Wahl-New-Yorker mit polnischen Wurzeln betont immer wieder die soziale Dimension der Architektur.