Es sind die ältesten jüdischen Grabsteine im Berliner Raum, zu finden gleich hinter dem ältesten Gebäude der Hauptstadt. Die Relikte aus der Spandauer Historie, die von Sonnabend an auf der Zitadelle präsentiert werden, sind nicht neu. Neu gestaltet aber ist das „Archäologische Fenster“ hinter dem Juliusturm, das am Freitagabend mit einem Festakt eröffnet wird und Besucher stärker als bisher in den Bann der frühen und mittelalterlichen Geschichte ziehen soll.
Seit Juli 2015 war der Ausstellungsbereich wegen der Modernisierung gesperrt gewesen. Ganz nah, so verspricht es die Museumschefin der Zitadelle, Andrea Theissen, könnten Besucher den Grabungsfunden auf der Renaissancefestung nun kommen. Statt wie bisher um die hölzernen Pfähle aus slawischer Zeit und die Steinhügel des Mittelalters – beides Reste von Mauern der früheren Spandauer Burg – herumgeführt zu werden, läuft jetzt ein Steg durch das Grabungsfeld hindurch. In den 1980er-Jahren waren in der Westkurtine der Zitadelle Teile der Vorgängerbauten freigelegt worden. Aus der Zeit der Renaissance, als hier Witwen aus der kurfürstlichen Familie residierten, sind Dekordetails wie Kacheln oder Glasfenster erhalten.
Seit 1994 waren einzelne Objekte im extra hergerichteten Foyer B im Westwall zu besichtigen. „Damals galt das Archäologische Fenster als innovativ“, sagt Theissen. Mit der Entwicklung musealer Präsentation allerdings hielt die Ausstellung nicht Schritt, außerdem seien die Grabungsfunde in Verbindung mit historischen Quellen neu bewertet worden. Schautafeln und eine Vitrine informieren Besucher nun über die Veränderungen des Ortes im Verlauf der Jahrhunderte.
Am Ende des Steges, der durch die Grabung führt, sind in den Nischen der Wallmauern außerdem Berlins älteste jüdische Grabsteine ausgestellt. Auf die Begräbnisstätte in der damals eigenständigen Stadt Spandau hatten noch bis ins 15. Jahrhundert auch Berliner Juden ihre Toten gebracht. Später waren das Gräberfeld abgetragen und die Gedenksteine als Baumaterial für die Burg zweckentfremdet worden. Seit ihrer Ausgrabung waren sie bisher nur im Rahmen von Führungen zu sehen gewesen. In einer Audiopräsentation liest der Direktor der Stiftung Topographie des Terrors und Rabbiner Andreas Nachama die Inschriften vor, außerdem werden diese übersetzt.
Das Archäologische Fenster ist zu den Öffnungszeiten der Zitadelle zu sehen, der Besuch ist im Eintritt für die Festung enthalten.