Gewalt gegen Frauen

10.000 Frauen in Berlin wurden Opfer von häuslicher Gewalt

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Ohrfeige, Prügel, sexueller Missbrauch: Häusliche Gewalt ist nach wie vor ein Problem in Berlin. 2014 gab es allerdings so wenige Fälle wie seit 2008 nicht mehr.

Frauen in Berlin werden – nach wie vor – häufiger Opfer von häuslicher Gewalt als Männer. 9593 Frauen waren im vergangenen Jahr betroffen. 3197 Opfer sind männlich gewesen. Das geht aus der Kriminalitätsstatistik der Polizei hervor.

Nach Einschätzung des Opferschutz-Vereins Weißer Ring liegt die Dunkelziffer aber weitaus höher.

Körperverletzungen, Nötigungen und ähnliche Delikte in der Ehe und Partnerschaft seien stark schambelastet, begründete die Bundesgeschäftsführerin Bianca Biwer. Insgesamt gab es 15.254 Fälle von häuslicher Gewalt – der niedrigste Wert seit 2008.

Experten sehen keine Trendwende- trotz sinkender Fallzahlen

Die Polizei registrierte 2014 einen leichten Rückgang gegenüber dem Vorjahr – um 4,5 Prozent. Experten sehen in den Zahlen aber keine Trendwende. „Seit 2008 bewegen sich die Fälle häuslicher Gewalt auf einem relativ gleichbleibenden Niveau“, sagte Biwer.

Die meisten betroffenen Frauen (3130) sind zwischen 20 und 30 Jahre alt gewesen. Die meisten Männer, die Gewalt ausgesetzt waren (833), lagen in der Altersklasse zwischen 30 und 40 Jahren. Selten ist Gewalt im Alter: Knapp 200 Männer und 370 Frauen sind älter als 60 Jahre gewesen. 876 Frauen waren unter 20.

Biwer sieht bei Fällen von häuslicher Gewalt eine große Hürde für Opfer, sich an Polizei oder Beratungsstellen zu wenden: „Nach wie vor besteht auch häufig in den Beziehungen eine starke emotionale und oft auch wirtschaftliche Abhängigkeit, weswegen eine Anzeige oder ein Offenbaren der Betroffenheit den Opfern sehr, sehr schwer fällt.“

Mehr Anrufe bei der Hilfshotline

In Berlin gibt es sechs Frauenhäuser und fünf entsprechende Beratungsstellen. Um weibliche Opfer kümmert sich zum Beispiel die Berliner Initiative gegen Gewalt an Frauen (BIG).

Sie verzeichnete 2014 einen leichten Anstieg bei ihrer Hilfshotline. 9434 Mal klingelte das Telefon. Im Jahr zuvor waren es knapp 9200 Anrufe. Die Sprecherin Jennifer Rotter begründete die Zunahme mit der gestiegenen Zahl von Flüchtlingen in Berlin. „Es ist deutlich häufiger vorgekommen, dass sich Sozialarbeiter, die Flüchtlinge betreuen, an uns gewandt haben“, erklärte sie. In diesen Unterkünften hätten es Frauen schwer, weil sie in einem fremden Land und auf engstem Raum mit ihren Partnern zusammenlebten.

Mobile Berater kommen nach Hause - 400 Einsätze in 2014

Die Initiative bietet darüber hinaus eine mobile Beratung für Frauen in Not an. Laut Rotter kommt sie für Frauen infrage, die ihre Wohnung wegen Kindern und eigener Verletzungen nicht verlassen können. 535 Anfragen gab es 2014. 400 Mal wurden die Berater aktiv. 2013 wurden noch 388 Anfragen und 249 Einsätze registriert.

Außerdem unterhält die Initiative eine Beratungsstelle, die außerhalb der Dienstzeiten von Frauenhäusern und Beratungsstellen besetzt ist. Experten schätzen, dass in Deutschland jede dritte Frau mindestens einmal in ihrem Leben von Gewalt betroffen ist.

( dpa, tal )