Hochhaus-Komplex

Grundstein für das „Upper West“ in Berlins City gelegt

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Isabell Jürgens

Foto: Strabag Real Estate

An der Berliner Gedächtniskirche wird ein neues Hochhaus gebaut. Der Komplex „Upper West“ gegenüber dem „Waldorf Astoria“ soll in zwei Gebäuden Büros, Läden und eine „Skybar“ beherbergen.

Rund ein Jahr hat es gedauert, bis die 17 Meter tiefe Baugrube am Breitscheidplatz auf einer Grundfläche von 3500 Quadratmetern ausgehoben und mit Spundwänden abgesichert war. Denn das Grundstück, auf dem das „Upper West“, ein 118 Meter hohes Hochhaus errichtet werden soll, ist eingezwängt zwischen der denkmalgeschützten Gedächtniskirche und dem ebenfalls denkmalgeschützten Gloria-Palast. Erschwerend hinzu kommt auch noch, dass ein Fußgängertunnel zur U-Bahn-Linie 2 lediglich 50 Zentimeter neben der Baugrube verläuft.

„Eine echte Herausforderung in dieser engen Nachbarschaft“, so Michael Walther, technischer Projektleiter des Bauvorhabens. Doch diese erste Hürde, die Gründung des Hochhauses mitten in der belebten City West, ist nun geschafft. Am Mittwoch feierte der Bauherr, die Strabag Real Estate (SRE), die Grundsteinlegung mit rund 250 geladenen Gästen.

In den kommenden 18 Monaten soll der Rohbau für das Hochhaus nun Stockwerk für Stockwerk in die Höhe wachsen. „Insgesamt rechnen wir mit einer Bauzeit von 30 Monaten“, sagte SRE-Geschäftsführer Thomas Hohwieler. Das Unternehmen hatte das Areal bereits 2011 erworben.

Planungen stammen aus dem Jahr 2000

Die Planungen für ein Hochhaus an dieser Stelle sind indes deutlich älter: Im Jahr 2000 gewann der Architekt Christoph Langhof den städtebaulichen Entwurf mit seinem Vorschlag, das Hochhaus als halbrunden Zwillingsturm zu errichten. Mit seinen 118 Metern Höhe soll es nach Fertigstellung die gleiche Höhe wie das Zoofenster auf der gegenüberliegenden Straßenseite erreichen und mit diesem eine neue Einfassung für den Breitscheidplatz bilden.

Als Hauptnutzer für den Turm konnte die Strabag die Hotelgruppe Motel One gewinnen. Das Hotel wird die unteren 18 Etagen beziehen. Mit 585 Betten wird das Hotel an der Gedächtniskirche das europaweit größte Haus der Gruppe. In die weiteren Etagen sollen Büros einziehen. Im 33. und damit obersten Stockwerk wird zum krönenden Abschluss eine „Skybar“ mit einem atemberaubenden Panoramablick eröffnen.

In dem acht Stockwerke hohen Sockelgebäude, das den Turm zur Platzseite hin abschließen wird, werden zudem auf 5500 Quadratmetern Einzelhandelsflächen geschaffen. „Wir verzeichnen bereits eine rege Nachfrage, sowohl für die Laden-, als auch die Büroflächen“, so Hohweiler. Details wolle der Geschäftsführer jedoch noch nicht nennen: „Dafür ist es noch zu früh“, so Hohweiler.

Die vier Untergeschosse des Gebäude werden hauptsächlich eine Parkgarage mit 125 Stellplätzen beherbergen. „Insgesamt umfasst unser Komplex 53.000 Quadratmeter Gesamtmietfläche“, sagte Hohwieler. Die Strabag wird nach Auskunft Hohwielers mehr als 250 Millionen Euro investieren. „Ende 2016, Anfang 2017 wollen wir die Fertigstellung feiern“, so der Geschäftsführer weiter.

Tägliche Kontrollgänge

Dass dieses Ziel möglichst störungsfrei erreicht wird, dafür ist Michael Walther zuständig. „Wir unternehmen tägliche Kontrollgänge, um zu schauen, ob bei unseren Nachbargebäuden alles in Ordnung ist“, sagte der technische Projektleiter.

Bislang lägen aber alle festgestellten Vorkommnisse im „prognostizierten Bereich“. So habe es zwar leichte Risse am Gloria-Palast (Kurfürstendamm 12-13) gegeben. Diese seien jedoch nicht besorgniserregend. „Bevor wir mit den Arbeiten begonnen haben, haben wir eine umfangreiche Beweissicherung vorgenommen“, ergänzte Walther. Dadurch soll ausgeschlossen werden, dass das Projekt Upper West für Schäden verantwortlich gemacht wird, die bereits vor Beginn der Bauarbeiten vorhanden waren.

Dass der Bau des Turmes am Breitscheidplatz ihr durchaus auch „Bauchweh und Schmerzen“ bereitet habe, das gab Senatsbaudirektorin Regula Lüscher anlässlich der Grundsteinlegung unumwunden zu. „Schließlich wurde dafür das denkmalgeschützte Schimmelpfeng-Haus abgerissen“, so Lüscher. Die städtebauliche Situation mit der überbauten Kantstraße sei jedoch unglücklich gewesen. „Ich bin überzeugt, dass der Breitscheidplatz mit dem Zoofenster und dem Upper West eine neue, stimmige Platzeinfassung bekommen wird“, so Lüscher weiter.

Die Strabag, lobte die Senatsbaudirektorin, sei zudem bereit gewesen, mit dem Berliner Baukollegium um jedes Detail des Neubaus zu ringen. „Hier entsteht ein echtes Wahrzeichen“, davon sei sie überzeugt. Die City West werde durch dieses Bauvorhaben endgültig „ins 21. Jahrhundert katapultiert“, so die Senatsbaudirektorin.

Eine atemberaubende Renaissance

Die City West, die nach dem Fall der Mauer darunter litt, dass alle Investoren nur noch in die historische Mitte drängten, hat in den vergangenen Jahren eine atemberaubende Renaissance erlebt. Mit der Eröffnung des Luxushotels Waldorf Astoria im 2011 fertig gestellten Zoofenster, mit der Wiedereröffnung des rundumerneuerten Zoo Palastes im Winter 2013 und der Eröffnung der Concept-Mall im renovierten Bikini-Haus hat insbesondere der Breitscheidplatz auf seiner nördlichen Seite ein inzwischen komplett neues Gesicht bekommen.

Und der Umbau des alten West-Berliner Zentrums geht weiter. Im Herbst 2013 hat der amerikanische Investor Hines, der am Alexanderplatz den Bau eines 150 Meter hohen Wohnturmes plant, die Schmuddelecke zwischen Hardenberg-, Kant- und Joachimstaler Straße erworben. Im kommenden Monat soll in Absprache mit dem Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf ein Architekturwettbewerb für das gesamte Areal erfolgen. Der Abriss nicht nur des seit mehr als einem Jahr leer stehenden A&O-Hostels, sondern auch des Eckgebäudes, in dem bislang das Beate-Uhse-Erotikmuseum untergebracht ist, ist damit beschlossene Sache.

Platz für weitere Türme

„Die Ecke wäre doch ein hervorragender Standort für ein weiteres Hochhaus in der City West“, regte der Upper-West-Schöpfer Christoph Langhof an. Dieses Hochhaus müsse ja nicht so hoch aufragen wie die beiden Türme direkt am Breitscheidplatz. „Aber 60 bis 80 Meter wären hier schon passend“, so der Architekt.

Auch Senatsbaudirektorin Regula Lüscher hätte nichts einzuwenden „gegen ein kleineres Hochhaus“. Allerdings habe der Investor Hines bereits klar gestellt, dass er kein Interesse an einem weiteren Hochhausprojekt habe. Für den Architekten und Turmfreund Langhof, der nach eigenem Bekunden „notfalls auch wieder 14 Jahre“ auf den Bau weiterer Hochhäuser in der City West warten würde, ist die Hines-Absage an ein Hochhaus-Projekt kein Grund, die Hoffnung auf weitere Turmbauten in der City West zu begraben. „Es gibt ja auch noch das Riesenrad-Areal direkt am Bahnhof Zoo.“

Foto: dpa